Bau(Un)Wesen erreicht Bundestag
Die Opposition im Deutschen Bundestag organisierte am 4. Mai 2015 eine dreieinhalbstündige öffentliche Vortrags- und Diskussionsrunde. Die Einstiegsfrage dabei war: Muss es immer teurer werden?
„Nein, nicht immer, aber viel zu oft“, war die kurze und bündige Antwort des obersten Baumeisters der Bundesrepublik, Lothar Fehn Krestas, dem baufachlichen Leiter des Bundesamtes für Bauwesen.
Sein Einstiegsvortrag von 20 Minuten benannte als Ursache dafür Fehlanreize im „System“ und mangelndes Vertrauen zwischen den Projektbeteiligten.
Das war die ideale Vorlage für Jürgen Lauber, Publizist gegen das staatlich verordnete deutsche BauUnwesen. In seinem Vortrag zeigte er den anwesenden Abgeordneten, Journalisten (z. B. Spiegel, ZDF) und Praktikern der Bau- und Immobilienwirtschaft auf, wie es zur heutigen staatlichen Ordnung des deutschen Bauwesens kam und welche Interessen dabei dominierend waren. Die entscheidenden Kriterien waren nicht Effizienz, Qualität und Zuverlässigkeit, es ging den regierenden Politikern primär darum, über ihre politischen Beamten sicherzustellen, bauen zu können, was sie wollen und wie sie wollen. Das Ergebnis dieser jahrzehntelangen Entwicklung ist ein Bauwesen das mit Unredlichkeit und Misstrauen vergiftet ist. Baubudgets können legal vor dem Start auf fast beliebig tiefe unrealistische Budgets gedrückt werden. Anschließend gibt es weder im Haushaltsrecht noch im Strafrecht ein wirksames Hindernis, eine Baustelle laufend zu erweitern und das Bausoll zu verändern. Die Staatskasse kennt beim Bauen keinen Boden. Die staatliche Ordnung des Bauwesens sorgt für einen passenden rechtsstaatlichen Rahmen für dieses Unwesen.
Dieser rechtliche Rahmen wurde in einem dritten Vortrag von einem Prof. Dr. der (Bau-)Rechtswissenschaften regelrecht verkörpert. Gleich zu Beginn stellte er sein neuestes mehr als 1000-seitiges Werk über Nachtragsmanagement demonstrativ vor sich auf und verweist auf zehn weitere Bücher, die er in seinem Metier schon geschrieben hat.
Die anschließende Diskussion war geprägt von teilweise sehr emotionalen Wortmeldungen von Baupraktikern im Saal.
Die Fragen und Aussagen der anwesenden Abgeordneten machten es deutlich; zumindest die Opposition hat erkannt, das gutes Bauen nicht am Können der deutschen Baubranche scheitert, sondern an den besonders im öffentlichen Bau unmöglichen Rahmenbedingungen. Die Abgeordneten „Der Grünen“ scheinen ernsthaft etwas dagegen unternehmen zu wollen. Damit das im Juli 2014 erschienene Buch „Bauwesen / BauUnwesen: Warum Bauen in Deutschland schief geht?“ bald obsolet wird.
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