Ein Hotel in Passivhausbauweise
Das weltweit erste zertifizierte Passivhaus-Hotel ist bei Fischen (Oberallgäu) eröffnet worden. Als Nullemissionshaus konzipiert setzt das Explorer Hotel mit seinen 70 Zimmern konsequent den Klimaschutzgedanken um, was bei den Gästen bestens ankommt.
Dieter Herz, dessen Planungsbüro beim Hotel-Projekt „Explorer“ (www.explorer-hotel.de) für das Passivhaus-Consulting sowie die Schulung der beteiligten Planer und Handwerksbetriebe verantwortlich ist, spricht von „einem Meilenstein“ im Hotellerie-Gewerbe.
Mit CO2-Gutschrift
Nach Angaben von Dieter Herz ergibt sich aus der Jahresgesamtbianz, in der der Energiebedarf mit der Energieerzeugung aus der auf dem Dach installierten Photovoltaikanlage gegengerechnet werde, sogar eine CO2-Gutschrift für das markante Gebäude des Sonthofener Architekturbüros Sieber-Renn.
Zunächst sei in der Planungsphase von einer Passivhausbauweise gar nicht die Rede gewesen, erklärt der Hotelier und Inhaber Jürnjakob Reisigl, der in Oberstdorf noch weitere Hotels betreibt. Dann hörte gebürtige Tiroler von zwei Passivhausbauprojekten, an denen das Planungsbüro Herz & Lang maßgeblich beteiligt war: die Bebauung des Innsbrucker Lodenareals mit insgesamt 354 Wohneinheiten und das neue Mitarbeiterhaus des Hotel Sonnenalp in Ofterschwang.
„Wenn es machbar ist, dann wird das Explorer Hotel ein Passivhaus“, entschied Jürnjakob Reisigl deshalb. Allerdings wurde ihm zunächst von verschiedensten Seiten davon abgeraten. Der Hotelier ließ sich nicht beirren und schaltete das Expertenteam von Herz & Lang ein. „Heute halten alle, die am Bau beteiligt waren, die Passivhaus-Idee für eine sehr gute Sache“, stellt der Hotelier fest.
Energiebezug aus der Region
Heizung und Warmwasser werden mit Biogas (Erdgas Schwaben) aus der Region und einer thermischen Solaranlage erzeugt. Ein großer Teil des Stromverbrauches wird durch die Photovoltaik auf beiden Dachflächen gedeckt. Der übrige Strom aus dem Netz wird als Ökostrom (AÜW Allgäu Klima)aus regionaler Wasserkraft, CO2-neutral bezogen.
Mehrkosten rechnen sich
Die Mehrkosten des 5,8 Mio. €-Projekts, die aufgrund der Passivhausbauweise entstanden sind, schätzt der Hotel auf 6 bis 7 %. „Aber es wird keine sechs Jahre dauern“, glaubt er, „dann hat sich der Mehraufwand für die hochwärmegedämmte Gebäudehülle, die dreifach verglasten Fenster und die Lüftungsanlage amortisiert.“
Jürnjakob Reisigl geht zudem davon aus, dass der Passivhausstandard des Hotels in marketingtechnischer Hinsicht von Nutzen ist. Ökologie komme bei den Kunden gut an, ganz abgesehen davon, dass das Raumklima in den Zimmern aufgrund der hochwertigen Bauweise und der Komfortlüftungsanlage ganz einfach phantastisch sei.
Die Rechnung scheint aufzugehen, die Zahl der Buchungsanfragen ist groß. Das liegt nicht nur am zukunftsweisenden Energiekonzept. Designer-Bäder, trendige Zimmereinrichtungen, ein Sportspa-Bereich mit neuesten Fitness- und Cardiogeräten für modernste Trainingsmöglichkeiten sowie Sauna und Dampfbad, die Explorer-Lounge mit Multitouch-Screens – das Explorer Hotel präsentiert sich als schickes und unkompliziertes Sport-Resort.
Fazit
Das Explorer-Hotel sei preiswert, aber nicht billig, stellt Jürnjakob Reisigl klar und fügt hinzu. „Auch wenn wir Energie und Heizkosten sparen, an einem wird sicher nicht gespart: am Komfort.“ In den nächsten Jahren sollen zwei weitere Explorer Hotels in Gaschurn (Vorarlberg) und Nesselwang (Ostallgäu) entstehen – natürlich wieder in Passivhausbauweise.