Bochum wächst zum Geothermiezentrum Europas
Graduiertenschule für die Spitzenforschung gegründetDer Standort Bochum entwickelt sich weiter zu dem Zentrum für die Geothermieforschung in Europa (www.geothermie-zentrum.de). Mit der neuen „Bochum Graduate School Applied Research on Enhanced Geothermal Energy Systems (AGES)“ bündeln die Ruhr-Universität Bochum (RUB) und die Hochschule Bochum (HS-BO) zudem ihre wissenschaftlichen Kräfte und ermöglichen herausragenden Absolventen beider Hochschulen die strukturierte Promotion auf einem Forschungsgebiet, dem weltweit eine große Bedeutung für die zukünftige Versorgung von Ballungsgebieten mit regenerativer Energie zugesprochen wird. Das Land NRW unterstützt die AGES mit rund 1,5 Mio. € in den nächsten drei Jahren aus dem aus Programm „NRW.Forschungskooperationen“.
Die Graduiertenschule wird im ersten Schritt zehn Doktoranden aufnehmen; sie werden in neun Arbeitsgruppen von elf Professoren betreut. Sprecher der neuen Graduiertenschule sind Prof. Dr. Rolf Bracke (HS-BO, International Geothermal Center / Bohrtechnik und Geothermische Systeme) und Prof. Dr. Jörg Renner (RUB, Institut für Geologie, Mineralogie und Geophysik / Experimentelle Geophysik).
„Die gemeinsame Graduiertenschule verstärkt ein wichtiges Forschungsgebiet, in das beide Partner komplementäre Expertisen einbringen. Sie könnte sich zu einem Modellfall für solche Forschungskooperationen entwickeln, für die Universitäten und Fachhochschulen ihre jeweils besonderen Erfahrungen in die Waagschale legen“, freut sich RUB-Rektor Prof. Dr. Elmar Weiler. Sein Kollege der HS-BO, Prof. Dr. Martin Sternberg ergänzt: „Mit ihren unterschiedlichen Profilen, Größen und Hochschultypen bringen die Ruhr-Universität und die Hochschule Bochum ergänzende Kompetenzen in diese Forschungsplattform ein. Die Förderung der gemeinsamen Plattform zur wissenschaftlichen Nachwuchsförderung und Forschung durch das Land erkennt in besonderer Weise die Forschungsstärke der Hochschule Bochum auf dem Gebiet der Erdwärmenutzung und den Mehrwert der wissenschaftlichen Zusammenarbeit der beiden größten Bochumer Hochschulen an.“
Geothermie zeigt ihr großes Potential beispielsweise in der Kraft-Wärme-Kopplung. Sie kann aufgrund ihrer hohen Grundlastfähigkeit unter anderem bei der Fernwärmeversorgung großer Ballungsräume eine zentrale Rolle spielen. 2050 werden ca. 80 % der Menschen in Ballungsräumen und Mega-Cities leben. Mit dieser umweltfreundlichen Energie könnte ein überwiegender Teil der Wohnungen und Gebäude mit Wärme und Elektrizität versorgt werden.
Auch die Industrie zeigt einen großen Bedarf an Wärme, der von dieser regenerativen Energiequelle gespeist werden könnte. Dafür müssen neue Technologien entstehen, die nahezu überall auch außerhalb geologischer Vorzugsregionen einsetzbar und gesellschaftlich akzeptiert sind. So etwa Enhanced Geothermal Systems (EGS), mit denen Energie aus tiefen warmen Gesteinsschichten mit geringer natürlicher Wasserführung erschlossen wird. Diese werden angebohrt und durch das Verpressen von Wasser wegsam gemacht. Nachher wird das erwärmte Wasser an die Oberfläche gepumpt, wo es als Dampf entweder Turbinen betreibt oder als heißes Wasser Gebäude mit Wärme versorgen kann. Die Entwicklung solcher Systeme steckt weltweit noch in den Anfängen und soll an der neuen Einrichtung führend erforscht werden.
An beiden Hochschulen in Bochum beschäftigen sich seit vielen Jahren Arbeitsgruppen von Ingenieuren, Geo- und Gesellschaftswissenschaftlern mit den unterschiedlichen Aspekten geothermaler Systeme. 2007 haben sie den „GeothermieCampus Bochum“ gegründet, den sie zusammen mit der Stadt Bochum, dem Internationalen Geothermiezentrum und der rubitec, Gesellschaft für Innovation und Technologie der Ruhr-Universität Bochum mbH, betreiben. Auf diesem errichtet die HS-BO gegenwärtig mit Mitteln des Landes NRW, der EU und der Industrie das „International Geothermal Center“, eine der größten Forschungsinfrastrukturen für die Geothermie in Europa. Zu ihr gehört unter anderem das ca. 50 km2 große bergrechtliche Erlaubnisfeld und in-situ Labor „Zukunftsenergie“. Mit der der neuen AGES sollen nun die grundlagen- und anwendungsbezogenen Arbeiten an der RUB und an der HS-BO weiter zusammengeführt werden. Bereits jetzt gilt Bochum als Hochburg der Geothermieforschung. Die Stadt Bochum selbst hat sich – nicht erst mit der Ansiedlung des geothermischen Weltverbandes (International Geothermal Association – IGA) im Jahr 2011 – zur Geothermiestadt erklärt.