Problemfeld Leckagen bei öffentlichen WC-Anlagen

Etwa 1/3 aller WCs mit Spülkasten sind undicht

Wassersparen ist eine ökologische und eine finanzielle Frage. Auch im Sanitärbereich gibt es enormes Einsparpotenzial, gerade bei öffentlichen WCs. Allerdings ist der öffentliche Bereich eine Herausforderung, denn hier unterliegt die Sanitärausstattung anderen Anforderungen und Wahrnehmungen als im Privaten, das gilt insbesondere für Leckagen.

Die deutsche Bundesregierung hat im März die neue Nationale Wasserstrategie verabschiedet mit dem Ziel, bis zum Jahr 2050 den Umgang mit Trinkwasser vor dem Hintergrund von Klimawandel und Wasserknappheit zu verbessern. Hinzu kommt, dass Trinkwasser nicht nur immer knapper, sondern durch Inflation und steigende Energiekosten auch immer teurer wird.

WC-Spülsysteme werden in Deutschland in der Regel mit Trinkwasser betrieben, einem hochwertigen Lebensmittel, das aus der Natur entnommen und aufwendig aufbereitet wird. Dabei ist es unnötig, WCs mit so hochwertigem Wasser zu spülen. Einerseits ist Trinkwasser eine knappe Ressource und will gespart werden, andererseits wird es verschwendet – in WC-Spülsystemen unter anderem aufgrund von Undichtigkeiten.

WCs im öffentlichen Bereich

WCs im öffentlichen Bereich werden häufig von mehr als 200 Nutzern pro Tag genutzt. Das bedeutet, dass jeder Mechanismus zehnmal mehr beansprucht wird als zuhause. In den Sanitäranlagen von Flughäfen z. B. wird die Spülung eines WC bis zu 1.500-mal am Tag betätigt. Auch das Nutzerverhalten unterscheidet sich im privaten und öffentlichen Bereich, etwa aus Eile, Ungeduld, Anonymität oder weil die Kosten für den Wasserverbrauch nicht selbst getragen werden müssen. Undichte WCs an einer Autobahnraststätte oder auf einem Flughafen werden deshalb auch kaum gemeldet. Viele Leckagen sind nicht einmal sichtbar und bleiben oft lange unerkannt. Erfahrungsgemäß sind etwa 1/3 aller WCs mit Spülkasten im öffentlichen Bereich undicht.

Leckagen auf der Spur

Im Privatbereich können Leckagen in WCs meist schnell gefunden und repariert werden. Der Nutzer hat schließlich ein persönliches Interesse, die Wasserkosten einzusparen. In öffentlichen Sanitäranlagen wie Autobahnraststätten, Flughäfen oder Schulen hingegen bleiben sie häufig unerkannt. Oft ist der Anstieg des Kaltwasserverbrauchs der einzige Hinweis.

Betreiber im öffentlichen Bereich haben daher zwei Möglichkeiten, diese Leckagen anzugehen: Sie können in einen Wartungsdienst investieren, der die Mechanismen der Spülkästen kontrolliert, ausbaut, reinigt und ersetzt. Das ist effizient, aber kostenaufwendig in Bezug auf Arbeitskräfte und Ersatzteile. Die andere Möglichkeit besteht darin, leckagearme Lösungen zu wählen wie z. B. Druckspülsysteme, die wenig Wartung erfordern.

Technische Lösungen

Hier ist an Armaturen zu denken, die mit reduzierten Durchflussmengen bei jeder Betätigung Wasser einsparen. Auch WC-Zweimengenspüler mit einer kleinen und einer größeren Spülmenge helfen, die geeignete Wassermenge bedarfsgerecht auszuwählen. Elektronische Lösungen erkennen auch eigenständig, ob eine kleine oder große Spülmenge nötig ist, passen den Wasserverbrauch nach Bedarf an und vermeiden so Verschwendung. Einen großen Faktor kann der Umstieg auf Druckspüler ausmachen. Bei Druckspülern ist das Spülsystem direkt an die Versorgungsleitung angeschlossen und spült mit der Kraft des Leitungsdrucks. Kalkablagerungen, die durch Wasserstagnation entstehen können und Spülmechanismen angreifen, sind bei Druckspülsystemen kein Thema. So werden Leckagen und Wartungskosten vermieden und Wasser und Kosten gespart.

Aspekt Hygiene

Mit einem Druckspüler gewinnt das WC außerdem zusätzlich auch an Sauberkeit. In einem Spülkasten stagnieren in der Regel durchschnittlich etwa 9 l Wasser bei Raumtemperatur, ein Nährboden für Bakterienwachstum, wie z. B. Legionellen. Bei einem WC mit undichtem Spülkasten ist die Spülung nicht mehr effektiv und Schmutz sammelt sich an. Ist eine zweite Spülung notwendig, kann diese erst durchgeführt werden, wenn der Spülkasten wieder gefüllt ist. Bei Druckspülern hingegen ist die Spülung sofort verfügbar und kann mehrfach direkt aufeinanderfolgend genutzt werden.

Bei Druckspülsystemen ist die Menge stagnierenden Wassers damit erheblich reduziert. Zusätzlich leiten elektronische Druckspüler regelmäßig eine Spülung ein, wenn das WC nicht benutzt wird, um eine vollständige Spülung und Hygiene der Versorgungsleitungen zu gewährleisten. Einrichtungen wie Schulen, die im Sommer geschlossen sind, können somit sicher gehen, dass das Wasser in ihrer Anlage regelmäßig erneuert wird. Dasselbe gilt für den Siphon, was Geruchsbildung durch Austrocknung vermeidet.

Frage der Kalkulation

Druckspüler sind nicht neu, sondern lediglich in Vergessenheit geraten. Sie wurden in der Vergangenheit bspw. häufig in Schulen eingesetzt. Seitdem haben sie sich sowohl technisch als auch vom Design her erheblich weiterentwickelt und sind heute elegant und geräuscharm.

Angesichts der wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen rund um das Thema Trinkwasser ist es unabdingbar, Wasser zu sparen. Es ist ein echter Mehrwert, wassersparende Systeme in Beratung, Planung und Installation anbieten zu können. Die Mehrkosten für die Installation von Druckspülern amortisieren sich schnell. Vor allem, wenn man zusätzlich zu den Kosten für das verschwendete Wasser noch die Kosten für Wartung und Ersatzteile hinzurechnet.

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