Belüftung in OP-Räumen
In OP-Sälen mit höchsten Reinheitsanforderungen ist zur Belüftung ein TAV-Deckenfeld (TAV = turbulenzarme Verdrängungsströmung) von 10 m2 vorgeschrieben. Außerdem muss ein Luftwechsel von 100 h-1 erfolgen. In Büroräumen liegt der Luftwechsel üblicherweise bei 3 bis 6 h-1. Die TAV-Decken sollen sicherstellen, dass der Raum darunter zuverlässig mit keimfreier Luft versorgt wird. Trotz des hohen energetischen Aufwands zur Luftbeförderung, Be- und Entfeuchtung sowie Lufttemperierung sind TAV-Decken nicht in der Lage, den notwendigen Schutz bei Operationen am OP-Tisch zu gewährleisten. Es besteht die Gefahr, dass sich die Wunde infiziert.
Für den besten Schutz gegen Keime in den OP-Sälen wurde am Hermann-Rietschel-Institut der TU Berlin unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Martin Kriegel ein dreijähriges Forschungsprojekt zur energieeffizienten Belüftung von multifunktionalen OP-Räumen gestartet. Das Vorhaben wird mit ca. 800.000 € durch das BMWi gefördert.
„Ursache dafür, dass die TAV-Decken es nicht schaffen, das darunterliegende Operationsfeld keimfrei zu halten, ist die technische Ausstattung der OP-Säle“, sagt Prof. Martin Kriegel.
Lampen, Deckenversorgungseinheiten, die aufwendige Ausstattung mit Medizingeräten bis hin zu bildgebenden Verfahren, aber auch das OP-Personal selbst stören die Raumluftströmung. Durch diese geometrischen und thermischen Störkörper bricht die Verdrängungsströmung im Wundbereich über dem OP-Tisch zusammen. Der Schutz vor dem Eindringen von Keimen und Partikeln ist dadurch nicht mehr gegeben.
Um den steigenden Anforderungen an eine universelle Nutzung von Operationssälen gerecht zu werden, sollen geeignete lüftungstechnische Schutzkonzepte mit größtmöglicher Schutzwirkung (minimales Risiko für das Auftreten von postoperativen Wundinfektionen und verbesserter Arbeitsschutz für das operierende Personal) bei geringerem Energiebedarf entwickelt werden.