Wer hat das Zeug zum Chef?
Inhaber oder Geschäftsführer eines Unternehmens können nicht alles selbst übernehmen – schon gar nicht ab einer gewissen Firmengröße. Verantwortung abgeben steht an. Doch an wen? Wie erkennen sie, welcher Mitarbeiter Leitungsqualitäten besitzt? Leadership-Experte Boris Grundl nennt Kriterien, die Führungskompetenz erahnen lassen, und liefert Tipps zur Förderung.
Fachkompetenz versus Führungskompetenz
Was macht eine gute Führungskraft aus? In einem Satz: Sie betrachtet Kollegen als Lösung eines Problems und nicht als dessen Ursache. Bei vielen Leitungspersonen ringen zwei Seelen in einer Brust. Einerseits möchten sie ihre vorhandene Fachkompetenz unter Beweis stellen und steigern. Der Fokus liegt auf Eigenentwicklung. Andererseits macht es ihnen Freude, ihre Teammitarbeiter zu fördern und deren Entfaltung mitzuerleben – je mehr, desto ausgeprägter die Führungskompetenz. Wer nie delegiert, weil er es eh besser kann oder innere Konkurrenz fürchtet, klebt im Bereich der Fachkompetenz fest und schürt auf Dauer Groll im Team. Im Geist der Führungskompetenz agiert, wer anderen Aufgaben zutraut, sie wohlgesinnt begleitet und deren Wachstum genießt.
Verantwortungsbewusstsein
Das A und O in leitender Position: Verantwortungsbewusstsein. Grundl definiert dies sogar als Kern menschlicher Weiterentwicklung. Beweist ein Mitarbeiter immer wieder Verantwortung für seine Organisation, schlummert mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Leader in ihm. Aus Verantwortungsbewusstsein leitet sich hohe Ergebnisorientierung ab. Positive Kräfte setzt nur der intrinsische Wunsch frei, Anerkennung für Ergebnisse zu erringen. Ergebnisorientierte pfeifen auf Status und Rampenlicht, sondern richten sich in ihrem Tun nach dem Besten für die Organisation.
Courage, Offenheit und Selbstsicherheit
Ein Kollege zeichnet sich durch Offenheit und Kommunikationsvermögen aus? Ein gutes Signal. Denn nur wer Themen klar, furchtlos und freundlich anspricht, ändert etwas. Während Harmoniesucht Produktivität hemmt, verleiht zielorientierter Diskurs die Chance auf Verbesserung. Dialogfähigkeit geht oft mit Selbstsicherheit einher – ein Muss für Leitungspersönlichkeiten. Im Job puscht nur Wirkung Wertschätzung. Angestellte erfahren auf der Arbeit keine Liebe per se, sondern erzielen Anerkennung durch Ergebnisse. In einer leitenden Position fühlen sich daher nur Menschen wohl, die, von Zuwendung getragen, private Person und berufliche Position trennen.
Lust auf Verantwortung schüren
Führungsbegabte Personen begreifen unerwartete Herausforderungen als Chance: Wer also Talenten den Weg bahnen möchte, wirft sie beherzt ins kalte Wasser. Geschäftsführer oder Firmeninhaber, die eine bestimmte Person fördern wollen, schüren Lust auf Verantwortung, indem sie Verantwortung positiv belegen. Vertrauensvoll geben sie Aufgaben ab und regelmäßig Rückmeldung. Im Dialog stellen sie entwickelnde Fragen und hören unbefangen zu. Mit Transparenz, Verantwortungsfreude und empfangender Fehlerkultur leben sie vor, wo sie ihre Auserkorenen später sehen.
Buchtipp: Leading Simple - Führen kann so
einfach sein
Das Buch Leading Simple erzählt die fiktive Geschichte von Louis Berg, der trotz eines heftigen Schicksalsschlages ein erfolgreicher Leader ist. Eingebettet in die Story wird das gleichnamige Führungssystem präsentiert, das seit über zehn Jahren in der Praxis erfolgreich angewendet wird. Mit Präzision und Klarheit werden die fünf Aufgaben, Prinzipien und Hilfsmittel des Leadership auf den Punkt gebracht. Das Ziel dieses Systems ist es, Menschen sinnvoll zu fördern, sodass starke Menschen starke Ergebnisse liefern und so für starke Unternehmen sorgen. Die Autoren sind Bodo Schäfer und Boris Grundl, Letzterer ist Gründer und Geschäftsführer des Grundl Leadership Instituts. Der Führungsexperte erforscht die Themen Verantwortung und Leadership und macht sie systematisch erlernbar.
216 Seiten, gebunden, ISBN 978-3-96739-070-4