„Die TGA hat entscheidende Bedeutung für nachhaltige Gebäude“
Transformationsprozess zum Arbeiten mit BIMZumindest bei Großprojekten müssen sich Planungsbüros (und planende Fachhandwerksunternehmen) ausgehend von der Arbeitsmethodik Building Information Modeling (BIM) zeitnah auf eine weitgehende Digitalisierung sämtlicher Planungs- und Bauprozesse einstellen. Das kann je nach Erfahrung und personeller Kapazität eine Herausforderung sein. Warum dieser Übergangsprozess trotzdem nötig ist und wo Planungsbüros Hilfe erhalten, erläutert der BIM-Experte Ulrich Zeppenfeldt von Viega. Das interaktive Weiterbildungszentrums des Herstellers stellt ein bundesweites Leuchtturm-Projekt für das Bauen mit BIM dar.
Seit der Veröffentlichung des Stufenplans für die Einführung von BIM durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMVI) ist die Arbeitsmethodik inzwischen in der Praxis angekommen, nicht zuletzt durch die begonnene flächendeckende Einführung von BIM im Bundesbau und durch die Vorlage des Masterplans BIM für den Hochbau und die Digitalisierung im Bundesfernstraßen-Bau.
Die Ziele des Arbeitens mit BIM sind: mehr Kostentransparenz, insgesamt mehr Effizienz über alle Prozesse hinweg sowie eine größere Termintreue. Denn „die bessere Verfügbarkeit und Vernetzung von Daten sorgt für alle an Bauprojekten Beteiligten für bessere Planungs-, Steuerungs- und Koordinationsmöglichkeiten. Zeitpläne, Kosten und Risiken können einfacher, früher und präziser ermittelt und lückenlos kontrolliert werden“, erläutert das Ministerium.
Die Konsequenz dieser Zielsetzung, die auf eine zentrale Forderung der Bundesregierung zurückgeht, ist bereits für viele Planungsbüros im Lande spürbar: Immer mehr öffentliche Ausschreibungen verlangen bspw. das Arbeiten nach BIM am „digitalen Zwilling“ – und führen so zu einem gewissen Ausleseprozess, „da der Informationsstand zu BIM und die entsprechende Leistungsfähigkeit in den einzelnen Planungsbüros noch denkbar unterschiedlich ausgeprägt ist“, sagt Ulrich Zeppenfeldt, Vice President Global Service & Consulting bei Viega. „Dass die digitale Planung kommt und in der Baubranche zu einem der größten Umwandlungsprozesse überhaupt führen wird, steht schon seit langem völlig außer Frage. Typisch für derart weitreichende Veränderungen haben sich in den vergangenen Jahren um das Thema ,BIM‘ unzählige Themeninseln, Schlagworte und angebliche Vorgehensprämissen entwickelt, die in der sich jetzt vollziehenden Umsetzungsphase jedoch denkbar hinderlich sind.“
Die Fokussierung auf eben diese „BIM-Fragmente“ blockiere speziell in kleineren Planungsbüros eher die Bereitschaft, sich dem notwendigen Veränderungsprozess zu stellen, als sie zu stärken, so die Erfahrung von Zeppenfeldt: „Wenn über BIM gesprochen wird, ist die thematische Flughöhe in aller Regel sehr hoch. Das wirkt zunächst oftmals abschreckend, dieser Eindruck bestätigt sich immer wieder im Erfahrungsaustausch mit Planern und planenden Fachhandwerkern. Dabei geht es im Kern gar nicht um die zeitraubende Implementierung neuer Planungssoftware oder um aufwendiges Datenmanagement, damit Baustellen digital verwaltet werden können. In erster Linie geht es vielmehr um die Frage, wie sich ein Planungsbüro auf den BIM-Prozess als neue Arbeitsmethodik einstellt, in der zum Beispiel ganz am Anfang der Auftraggeber und seine detailliert erfassten Anforderungen stehen, bevor planerisch auch nur der erste Handschlag getan wird.“
Erfahrung aus Leuchtturm-Projekt „Viega World“
Dass Ulrich Zeppenfeldt das beurteilen kann, steht dabei außer Frage: Zum einen ist er für die 21 Seminarcenter weltweit des Herstellers von Installationstechnik für Heizung und Sanitär mit über zwanzigtausend Besuchern pro Jahr verantwortlich, also in einem kontinuierlichen Erfahrungsaustausch u. a. mit der BIM-relevanten Zielgruppe. Zum anderen ist er eng eingebunden in den Neubau des interaktiven Weiterbildungszentrums „Viega World“ in Attendorn-Ennest, das ein bundesweites Leuchtturm-Projekt für das Bauen mit BIM darstellt. Wissenschaftlich begleitet u. a. durch die RWTH Aachen wurden dabei in der Planungs- und Bauphase viele neue Erkenntnisse gesammelt, die bereits in die einschlägigen Normen und Regelwerke wie die Richtlinienreihe VDI 2552 eingeflossen sind.
„Bei der praktischen Umsetzung der Arbeitsmethodik BIM vom ersten gedanklichen Ansatz, wie ein solches Weiterbildungszentrum zukunftsfähig aussehen könnte, bis zur aktuell laufenden Inbetriebnahmephase wurde dabei immer wieder deutlich, welch entscheidende Bedeutung die Technische Gebäudeausrüstung für nachhaltige Gebäude von morgen hat. Dementsprechend ist es wichtig, dass die TGA-Fachplaner die BIM-Methodik und ihre digitalen Werkzeuge beherrschen, um das darin steckende Potenzial beispielsweise unter den Aspekten Funktionalität und Energieeffizienz, genauso aber auch soziale Akzeptanz oder Recycelbarkeit nach Ende der Nutzungsphase zu heben“, erläutert der Experte.
Partnerschaftliche Zusammenarbeit
Als Konsequenz aus dieser umfassenden Lernkurve hat der Hersteller das Serviceangebot „Viega Building Intelligence“ (www.viega.de/ViegaBuildingIntelligence) entwickelt und in den Markt eingeführt, das über typische BIM-Seminare und -Schulungen hinausgeht. Ausgehend von einer dezidierten Bestandsaufnahme holt ein Kompetenzteam die Mitarbeitenden des jeweiligen Planungsbüros oder Installationsunternehmens auf ihrem individuellen Wissensstand ab, bevor sie bedarfsgerecht über die vier Säulen „Consulting“, „Training“, „Management“ und „Systems“ praxisnah an die Arbeitsmethodik BIM herangeführt werden und das Erlernte dann idealerweise an einem konkreten, kundeneigenen Bauvorhaben in die Praxis umsetzen. „Aus dem ursprünglich rein strategischen Thema BIM wird auf diese Weise ein operatives Projekt, bei dem wir uns auf Augenhöhe begegnen und so in partnerschaftlicher Zusammenarbeit das Planungsbüro oder den planenden Handwerksbetrieb zukunftsfähig machen“, beschreibt Zeppenfeldt.
Ulrich Zeppenfeldt