Fachkräfte in der TGA – wie gewinnen und wie halten wir sie?
Dipl.-Kffr. Carola Daniel, Geschäftsführerin des VGT – Gesamtverband Gebäudetechnik e.V.
Bild: VGT e.V.
Die Gebäudetechnik ist ein zentraler Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität bis zum Jahr 2045, denn mehr als ein Drittel des gesamten Energiebedarfs in Deutschland fällt auf die Bereiche „Heizen der Gebäude“ und „Versorgung mit Warmwasser“. Die Energiewende im Wärmebereich ist daher entscheidend, um das Ziel „Klimaneutralität“ zu erreichen. Damit das gelingt, sollen bis 2030 in Deutschland mindestens sechs Millionen Wärmepumpen eingebaut und alte Öl- und Gaskessel ersetzt werden. Dafür wird eine erhebliche Zahl an Fachkräften benötigt – besonders gefragt sind Anlagenmechaniker SHK und Mechatroniker für Kältetechnik.
Wie steht es um den Nachwuchs?
Im Jahr 2022 haben rund 14.300 Jugendliche eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker SHK begonnen. Eigentlich ist das eine sehr vielversprechende Zahl – der Ausbildungsberuf ist seit vielen Jahren sehr beliebt. Ernüchternd ist jedoch, dass in den vergangenen Jahren auch die Vertragslösungsquote kontinuierlich zugenommen hat: Im Jahr 2022 lag sie bei 40 %!
Und dann haben von den verbleibenden 60 % der Auszubil-denden auch noch rund 15 % die Abschlussprüfung nicht bestanden. Kann so die Wärmewende überhaupt gelingen?
Handlungsoptionen
Eine Möglichkeit, junge Menschen für die TGA-Branche zu interessieren, ist der „Tag der Gebäudetechnik“. Es gibt diesen Tag seit sieben Jahren jeweils im März. Unternehmen laden an diesem Tag Jugendliche ein, um sich und die TGA-Berufe vorzustellen. Je mehr Betriebe sich an dem „Tag der Gebäudetechnik“ beteiligen, um so bekannter wird unsere Branche. Und sie hat viel zu bieten, schließlich sind wir die Klimaretter von morgen.
Außerdem wird von den Unternehmen immer öfter gefordert, niedrigschwellige Ausbildungsangebote anzubieten. Der BTGA hat deshalb das Konzept eines zweijährigen Berufsbildes „Anlagenmonteur SHK“ (Stufenausbildung) als Ergänzung zum Anlagenmechaniker SHK entwickelt: Der erste Teil der gestreckten Abschlussprüfung des Anlagenmechanikers SHK soll als Abschlussprüfung für die Ausbildung zum Anlagenmonteur SHK genutzt werden. Auszubildende hätten dann bereits nach zwei Jahren eine abgeschlossene Berufsausbildung. Sie hätten aber weiterhin auch die Möglichkeit, die Ausbildung zum Anlagenmechaniker SHK fortzuführen (2. Stufe). Dieses Konzept könnte dazu führen, dass sich Auszubildende nicht so häufig überfordert fühlen. Eine sinkende Vertragslösungsquote, mehr bestandene Abschlussprüfungen und mehr Fachkräfte für die Branche wären die Folge.
Wertschätzung und Förderung
Mitarbeiterbindung muss auch über die Ausbildungszeit hinaus erfolgen: Unternehmen müssen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wertschätzen und es ihnen auch zeigen. Nur wenn sich Menschen im Unternehmen wohlfühlen, erbringen sie hohe Leistungen und bleiben dem Unternehmen langfristig treu. Oft möchten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Laufe ihres Berufslebens durch Schulungen gefördert und beim Weiterbilden zum Meister, Techniker oder Betriebswirt von ihrem Arbeitgeber unterstützt werden. Insbesondere Führungskräfte sollten nach Möglichkeit im eigenen Unternehmen gefunden und gefördert werden. Die Wertschätzung kann aber auch durch Angebote für den nebenberuflichen Bereich gezeigt werden, beispielsweise durch Gesundheitsförderungen oder Jobbikes.
Der Kommentar gibt die Meinung der Autorin wieder.