Interview mit Björn Wolff, Vertrieb Hottgenroth/ETU

Anforderungen an eine TGA-Software

Die Firma Hottgenroth/ETU entwickelt kaufmännische, technische und CAD-Software sowie Internetanwendungen für die Bereiche Energieeffizienz, Bauhaupt- und Nebengewerbe sowie haustechnische Planung und Auslegung. Die Programme richten sich an Planer, Architekten, Handwerker und Handelsunternehmen. Im Interview mit der tab-Redaktion äußert sich Björn Wolff, Vertrieb, Produktverantwortlicher ‚Technische Software & Simulationen‘, zu aktuellen Fragen rund um das Thema Planer-Software.

tab: Sehr geehrter Herr Wolff, wer sich auf der Messe BAU in München über Softwarelösungen für die Gebäudeplanung informieren wollte, wurde von der Fülle der Anbieter in diesem Segment sicher überrascht. Auf welche Inhalte und Leistungen sollten TGA-Fachingenieure achten, um hier die Spreu vom Weizen trennen zu können?

Björn Wolff: Nahezu alle Anbieter decken heutzutage eine Vielzahl von „Butter und Brot“-Berechnungen ab. Im klassischen Bereich der Gebäudeplanung sind das vor allem Berechnungen im HLS-Bereich (Heiz- & Kühllasten, Rohrnetze etc.). Der Hauptas­pekt bei der Entscheidung für oder gegen eine Software sollte deswegen in der Anwendbarkeit und Benutzerfreundlichkeit der Software liegen. Genauso wichtig sind Verknüpfungen zu weiteren notwendigen Anwendungen wie Ausschreibungen oder neuesten Simulationen mit Wirtschaftlichkeitsberechnungen. Gerade das Thema Simulation wird in den kommenden Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnen, weil diese Berechnungen mehr und bessere Aussagen über das Gebäude und die geplante Technik zulassen.

tab: Das Schlagwort BIM (Building Information Modeling) ist seit einiger Zeit in aller Munde. Wie ist aus Ihrer Sicht der Kenntnisstand zu diesem Thema auf Kundenseite, worauf sollten Planer unbedingt achten, wenn sie BIM in ihrer täglichen Arbeit einsetzen wollen und wie haben Sie sich als Softwareanbieter darauf eingestellt bzw. einstellen müssen?

Björn Wolff: So gut wie jeder hat den Begriff BIM in den vergangen Monaten schon einmal wahrgenommen. Und das ist auch kein Wunder, wird das Thema doch in den Medien sehr stark frequentiert. Doch bislang ist die Bedeutung für den Einzelnen durchaus unterschiedlich. Als Kunde sollte man auf jeden Fall unbedingt darauf achten, ob die BIM-Thematik vom jeweiligen Hersteller mit abgedeckt wird – dazu gehören auch Schnittstellentechniken wie IFC. Zusätzlich sollte die Weiterverarbeitung von einer Software in die andere ohne zusätzlichen Aufwand möglich sein und immer nur fehlende Schritte für die jeweilige Berechnung nachgeholt werden müssen. D. h. gerade in der täglichen Arbeit sollten doppelte Eingaben nicht mehr zur Tagesordnung zählen. Erst wenn das der Fall ist, wird sich das Thema für jeden einzelnen TGA-Fachingenieur lohnen. Als Softwarehersteller bedeutet dieses Thema eine enge Zusammenarbeit mit den Kunden, um genau dort BIM-Technologien anzuwenden, wo sie auch benötigt werden. Jeder Anwender unseres „Datenmodells“ weiß diese Vorteile bereits zu schätzen.

tab: In der TGA-Branche gibt es ständig neue Verordnungen, Gesetze und Produkte. Wie gelingt es Ihnen als Softwareanbieter hier am Ball zu bleiben? Schließlich muss eine Pla­nungssoftware ja ständig den aktuellen Stand der Technik abbilden können.

Björn Wolff: Intelligente Planungssoftware sollte nicht nur in der Anwendung einen „intelligenten Eindruck“ machen. Wir haben bereits früh ein zukunftsweisendes Programmiermodell eingeführt und können so bei jedem beliebigen Thema schnell agieren, um z. B. Novellierungen oder auch Produktdaten-Updates zu realisieren. Doch natürlich gehört dazu auch eine gewisse „Manpower“; mit über 50 Entwicklern können wir kurze Reaktionszeiten gewährleisten, um für alle Seiten das Optimum zu erzielen.

tab: Das Bauen im Bestand hat heutzutage einen höheren Stellenwert als der Neubau. Welche Anforderungen muss eine Planungssoftware erfüllen, um hier besonders gute Unterstützung leisten zu können?

 

Björn Wolff: Egal, ob Bestand oder Neubau: Alle Gebäude haben die gleichen Schnittmengen in den Berechnungstechniken. Der einzige Unterschied ist zumeist die Verfügbarkeit der benötigten Daten bei Bestandsbauten. Hierzu haben wir, je nach Berechnung, unterschiedliche Methoden entwickelt. Die neueste ist sicherlich die intelligente Datenaufnahme über Apps und Cloudtechnologie. Aber auch detaillierte Erfassungsböden verringern den Erfassungs- und Eingabeaufwand. Solche Hilfen werden grundlegend in entsprechenden Programmen z. B. „Optimus Duo“ (für den hydraulischen Abgleich im Bestand) hinterlegt und mitgeliefert. Eine optimierte Wirtschaftlichkeit für den Planenden ist ganz klar unser Ziel.

tab: Neben der reinen Planung der Gebäudetechnik mit CAD-Lösungen und neben BIM wird die Simulation von Gebäuden zunehmend gefordert. Gibt es hier schon Module – nutzerfreundlich und bezahlbar –, die in eine gängige Planersoftware integriert werden können?

Björn Wolff: Ja. Simulationen benötigen mit unserem Datenmodell kaum Mehreingaben und sind dabei sehr einfach zu bedienen. Schwieriger ist – wenn überhaupt – höchstens die Ergebnisinterpretation: Häufig wird stundenweise gerechnet, was als Resultat 8760 Ergebnisse pro Objekt bedeuten kann. Aber auch hierfür gibt es optische Hilfsmittel, welche die Ergebnisse direkt interpretieren und visuell aufbereiten, z. B. als Tortendiagramm. So können Simulationen z. B. in den Bereichen PV, Solarthermie, Wärmepumpen- und KWK-Anlagen direkt in die klassischen Berechnungen eingebunden werden. Selbst eine Gebäudesimulation, die für einen sommerlichen Wärme­schutz nach DIN 4108-2 8.4 notwendig ist (wenn z. B. das klassische Verfahren nicht mehr ausreicht), kann direkt eingebunden werden. Das teuerste dieser genannten Module liegt dabei unter 1000 €.

tab: Herzlichen Dank Herr Wolff für die Einblicke in Ihre Datenwelten.

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