Der 13. Klima-Tag des FGK
Mehr als 100 Besucher kamen Anfang September 2019 zum 13. Klima-Tag des Fachverbands Gebäude-Klima e.V. (FGK) in Freising, der unter dem Titel „BIM, Ökodesign-Richtlinie & Co. als Herausforderung für die Gebäudetechnik“ stand. Die Vorträge der Referenten reichten von den aktuellen politischen Rahmenbedingungen über die Ecodesign-Verordnungen in der Raumlufttechnik bis hin zu BIM und weiteren digitalen Entwicklungen in der Klima- und Lüftungstechnik.
Auch ein Ausblick in die Vernetzung neuer Kommunikationstechnik mit der Raumklimatechnik wurde erörtert. Es wurde deutlich, dass die Digitalisierung die Entwicklung der modernen Gebäudetechnik weiterhin nachhaltig verändern wird und vielfältige Möglichkeiten für die Klima- und Lüftungsbranche bietet.
Noch stehen aber viele Fragezeichen im Raum. Ein Grund dafür sind die fehlenden Signale aus der Politik: „Wir sind im Gebäudebereich nicht auf dem Weg, den wir brauchen“, stellte Geschäftsführer Günther Mertz, daher in seinem Vortrag auch kritisch fest. Dabei sei es sinnvoll, in die CO2-Vermeidung zu investieren. Noch werde zu wenig gemacht. So bedeute es nicht, dass eine RLT-Anlage, nur, weil sie in eine Gebäudeautomation integriert sei, auch optimal und energieeffizient funktioniere. Abhilfe könne u.a. eine energetische Inspektion liefern, die die Optimierungspotentiale aufdeckt. Doch dafür müssten die ausstehenden 250.000 RLT-Geräte auch inspiziert werden.
Auf den aktuellen Stand der europäischen Normungsaktivitäten in Brüssel ging der technische Referent des FGK Claus Händel ein. Er gab einen Überblick zum aktuellen Stand der Diskussionen, konnte jedoch wenig Konkretes vermelden, da viele abschließende Festlegungen noch ausstehen. Tiefer in die fachliche Diskussion stieg Manfred Müller, Rosenberg Ventilatoren, mit der Überarbeitung von EU 1253/1254 und damit den Bereich der Nichtwohnungslüftung ein.
Einen kritischen Blick auf die Vorgaben zur Wärmerückgewinnung (WRG) gab Prof. Dr.-Ing. Christoph Kaup, Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier: Denn eine WRG mache dann keinen Sinn, wenn die Wärme nicht genutzt wird oder werden kann. Man müsse das Thema ingenieurmäßig behandeln und dies auch so den politischen Entscheidungsträgern vermitteln.
Building Information Modeling, kurz BIM, stand auf der Agenda der beiden nächsten Vorträge. Darin wurde im Vortrag von Andreas Dörrenbächer und Thomas Lukas, zwei Referenten der Howatherm Klimatechnik GmbH, die Anwendung von BIM bei Produktdaten am Beispiel von RLT-Geräten erläutert, worauf anschließend Karl-Walter Schuster, FGK, die Aufgaben der Verbände bei der Einführung von BIM erläuterte.
Mit dem brandaktuellen Thema „National 5G Energy Hub“ ging Prof. Dr.-Ing. Dirk Müller, RWTH Aachen, auf neue Kommunikationstechniken für die Raumklimatechnik ein. Wichtige Voraussetzungen für deren Nutzung sei der Einsatz von „Open Source“-Software und die Einbindung von Verschlüsselungstechnologien. Um an dieser Stelle Energietechnik und Versorgungstechnik für die Zukunft fit zu machen, müssen Informatiker eingebunden werden. Daran arbeitet das nationale Großforschungsprojekt „National 5G Energy Hub“ (n5geh.de) bereits jetzt.
Auch die Wohnungslüftung bietet sich für smarte Lösungen an. Dazu erläuterte Martin Pompéry Lösungen, an denen Start-ups derzeit arbeiten. Er forderte zum „Use-case“-Denken auf – Lösungen müssten nutzenstiftend sein und herstellerübergreifend funktionieren.
Noch stärker in die Informations- und Kommunikationstechnik ging es mit dem Thema „Digitalisierung in der Lüftungs- und Klimatechnik“ beim Vortrag von Jürgen Albig, Ziehl-Abegg SE. Mit der Formel „Technologie + Daten + Menschen = Industrial Internet of Things (IIoT)“ sprach er sich für eine digitale Wertschöpfung in smarten Gebäuden aus. Letztlich gehe es darum, smarte Geräte miteinander zu verbinden, Daten zu sammeln, Daten zu analysieren und anschließend auf dieser Basis intelligent zu entscheiden.
Darauf aufbauend sprach Marc Baranski, RWTH Aachen, über die nächste Generation der Gebäudeautomation (www.nextgenbat.de), das Forschungsprojekt „Next Generation of Building Automation Technology“. Darüber sowie über die Anforderungen, die Ziele und die Umsetzung vom Bestand in ein IoT-Control-Cloud-System wurde im Anschluss an den FGK-Klimatag in einem Workshop noch lange ausgiebig diskutiert.
Auffallend bei den Vorträgen des 13. FGK-Klimatag war die deutliche Betonung darauf, dass die Digitalisierung in der Raumlufttechnik massiv Einzug hält – oder kurz „RLT goes IT“, wie man es neudeutsch formulieren könnte. Vor diesem Hintergrund wird eine Teilnahme beim nächsten FGK-Klimatag, voraussichtlich 2021, geradezu zur Pflicht.