Im Gespräch mit Michael Simon

Die Mischung macht den Erfolg

tab: Herr Simon, Sie leiten seit Ende 2013 das Ingenieurbüro Dess + Falk in Nürnberg. Wie entwickelt sich das wirtschaftliche Umfeld derzeit? Mit welchen Problemen haben Sie zu kämpfen? Welche besonderen Chancen sehen Sie für ein Ingenieurbüro?

Michael Simon: Wenn man den Medien sowie den aktuellen Wirtschaftszahlen glauben darf, wird sich in absehbarer Zeit an der momentanen Situation nichts ändern. Dess + Falk kann auf über 50 Jahre Planungserfahrung zurückgreifen. In den vergangenen Monaten haben wir die Chance genutzt und eine aktive Teamstruktur eingeführt. Unser Büro hat eine gesunde Mischung aus erfahrenen und auch langjährigen Mitarbeitern sowie junge Ingenieure. Das ist die richtige Mischung, es macht jeden Tag Spaß, mit so einem Team die Zukunft zu gestalten.

tab: Einige große Ingenieurbüros haben derzeit massive wirtschaftliche Probleme? Ist die Größe eines Ingenieurbüros dafür ein ausschlaggebender Faktor?

Michael Simon: Ja, die richtige Größe eines Ingenieurbüros ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Man muss zum einen eine entsprechende Größe haben, um schlagkräftig alle Planungssparten auch bei zeitlich anspruchsvollen Vorgaben termingerecht abwickeln zu können, zum anderen benötigt man schlanke Strukturen, um für Auftraggeber wirtschaftlich interessant zu bleiben, ohne an Qualität zu verlieren.

Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt um die richtige Balance zu halten, zumal die Auslastung nicht langfristig im Voraus planbar ist.

tab: Das Thema Building Infor­mation Modeling, kurz BIM, das vor allem von der Softwarebranche propagiert wird, gewinnt zunehmend an öffentlichem Interesse. Wie ist Ihre Sicht auf die Dinge?

Michael Simon: BIM ist ein ganz­heitlicher Planungsansatz, Schnittstellen werden minimiert, Änderungen werden in der Planung vereinfacht. Schwierigkei­ten sehe ich in der Datenpflege, denn das Modell muss zu jeder Zeit und quasi „online“ den aktu­el­len Ist-Planungsstand haben.

Vor allem für das Betreiben eines Gebäudes sehe ich hier wesentliche Synergieeffekte. Daher ist BIM vor allem für größere Bauvorhaben interessant.

tab: Welche Aufgaben binden Ihre Zeit am meisten? Pla­nungs­tätigkeiten, Bauüberwach­ung oder Auftragsgewinnung?

Michael Simon: Für uns ist es wichtig, den Kontakt mit den Kunden zu halten und zu pflegen. Vor meiner Zeit bei Dess + Falk war ich weltweit dafür verantwortlich, Bürogebäude, Produktionsstätten, Forschungs- und Entwicklungsgebäude wie auch diverse Labore schlüsselfertig zu erstellen. In dieser Funktion war ich auf der Bauherrnseite und habe so diese Luft „inhaliert“. Termin- und Kostenvorgaben sowie auch Qualitätsanforderungen sehe ich daher nicht als Anforderung, sondern als Pflicht. Diese Erfahrung kann ich weitergeben – an meine Mitarbeiter wie auch an unsere Kunden. Sooft es meine Zeit erlaubt, nehme ich auch immer an Bausitzungen teil.

tab: Gibt es Herausforderungen technischer Art, die eine wichtige Rolle bei Ihren Projekten spielen? Man denke an Häuser, die mehr Energie bereitstellen, als sie benötigen.

Michael Simon: Um nur ein Beispiel aufzugreifen. Die ENEV verlangt immer höhere Dämmwerte für Gebäude. Aufgrund der inneren Lasten verschiebt sich das Energiethema vom Winter auf den Sommer. Gebäudeheizungen werden fast nicht mehr benötigt, jetzt gibt es Kühlbedarf im Sommer. Die hohen Dämm­werte haben zur Folge, dass die bloße Anwesenheit von Computern und Menschen die Raumtemperaturen unerträglich steigen lassen. Investitionen in Kühl- und Lüftungstechnik werden nötig. Hier gilt es, Augen­maß zu behalten und nicht immer mit noch mehr Technik die Vorgaben zu erfüllen. Manchmal ist we­niger mehr.

tab: Wie schwierig ist es, junge Leute für die Gebäudetechnik zu begeistern? Was können Sie und was können wir als Fachmedium der Branche dafür tun, mehr Nachwuchs von unserem spannenden Berufsfeld zu faszinieren?

Michael Simon: Wenn man die allgemeine Entwicklung verfolgt, haben alle Branchen Schwierigkeiten mit entsprechendem Nachwuchs. Natürlich liegt das auch an der Demographie. Um für Mitarbeiter ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, muss man sich etwas einfallen lassen. Wir gestalten ein modernes Umfeld für unsere Mitarbeiter und bieten als großes, unabhängiges Planungsunternehmen für Technische Gebäudeausrüstung der Metropolregion Nürnberg einen interessanten und zeitgemäßen Arbeitsplatz.

tab: Herr Simon, vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg. Selbstverständlich freuen wir uns, wenn wir auch zukünftig über Ihre Projekte in der tab berichten dürfen.

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