FRA.BO beendet Rechtsstreit
tab: Frau Bonetti, bevor wir auf den Rechtsstreit zu sprechen kommen, geben Sie doch den tab-Lesern, die Ihr Unternehmen noch nicht kennen, einen kurzen Einblick in Historie und Produktportfolio.
Cinzia Bonetti: Die Firma FRA.BO S.p.A. wurde 1969 in Brescia von den Brüdern Bonetti – daher auch der Name FRAtelli BOnetti – gegründet. Wir produzieren Fittings aus Kupfer, Edelstahl, C-Stahl, Messing, Bronze und anderen Materialien zur Verwendung in Heiz- und Kühlanlagen. Heute verfügt die Firma über ein Produktionswerk in Italien, in dem sie mit modernen, technologisch fortschrittlichen Anlagen Press-, Schweiß-, Schraub- und Kompressionsfittings produziert. Die Produktionslinien liefern jährlich 60 Mio. Stück, die in die ganze Welt exportiert werden und gemeinsam einen Katalog aus 5.000 Artikeln bilden.
tab: Was hatte es nun mit dem Rechtsstreit mit dem DVGW, dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches e.V., auf sich?
Cinzia Bonetti: Der Rechtsstreit betrifft – oder besser betraf, wie wir nun zum Glück sagen können – „Frabopress“, ein System aus Kupfer und Bronzefittings für den Einsatz in Gas- und Wasserinstallationen. Konkret ging es um den Einsatz einer von uns entwickelten speziellen Dichtung, die es erstmalig – und bisher exklusiv bei FRA.BO – ermöglichte, mit ein und demselben Fitting sowohl Gas- als auch Wasserinstallationen vorzunehmen, was natürlich für uns als Hersteller, aber in noch stärkerem Maße dem Installateur, dem Planer und auch dem Großhandel Vorteile bringt, weil er sich auf ein System für beide Anwendungen konzentrieren kann.
Der DVGW ist bekanntlich zuständig für die Erstellung technischer Regeln sowie Tests und Zertifizierungen in der Branche. Bereits 1999 erhielt „Frabopress“ von der DVGW die entsprechende Zertifizierung für Gas und Wasser. Der DVGW erweiterte im Jahr 2002 aber die Prüfanforderungen. Nach Prüfungen, die anstelle der üblichen drei Monate rund drei Jahre in Anspruch nahmen, wurde 2005 die Zertifizierung zurückgezogen. Das bereits zertifizierte „Frabopress“ war nun vom deutschen Markt ausgeschlossen.
Ich möchte Ihre Leser jetzt nicht mit allen Details eines zehnjährigen Rechtsstreits langweilen, daher in aller Kürze: Wir reichten Beschwerde bei der europäischen Kommission ein, u. a. aufgrund einer Verletzung des freien Warenverkehrs in der EU. Nach einer Entscheidung des EU-Gerichtshofs hat das Oberlandesgericht Düsseldorf 2013 den Entzug der Zertifizierung für unrechtmäßig erklärt. FRA.BO und der DVGW haben sich mittlerweile entschieden, den danach noch vor dem Bundesgerichtshof anhängigen Rechtsstreit außergerichtlich beizulegen.
tab: Und was bedeutet dies nun für Ihre Marktpräsenz in Deutschland?
Cinzia Bonetti: Wir sind international sehr gut aufgestellt und erwirtschaften ca. 60 % unseres Umsatzes im Exportgeschäft. Dabei ist auch Deutschland für uns kein Neuland. Der Rechtsstreit betraf ja nur das „Frabopress“-System. Mit unseren anderen Produkten waren wir schließlich die ganzen Jahre am Markt aktiv. Von unserem Gesamtumsatz in Höhe von ca. 30 Mio. € erwirtschaften wir derzeit bereits etwa 10 % in Deutschland.
Und dieser Umsatz wird in den nächsten Jahren mit Sicherheit deutlich steigen, wenn wir „Frabopress“ auch hierzulande richtig vermarkten können. Der Gesamtumsatz von FRA.BO ist von 2009 bis 2014 – trotz Zeiten der Wirtschaftskrisen, in denen wir entgegen dem Markttrend in Personal und in Produkte investiert haben – um insgesamt 35 % gewachsen, etwa 6,5 % jährlich.
Diese positive Entwicklung wird sicher durch unser künftiges Deutschlandgeschäft noch weiter beflügelt werden.
tab: Mit der Verfügbarkeit von „Frabopress“-Fittings auf dem deutschen Markt allein ist es ja nicht getan. Wie wollen Sie den Markt erobern?
Cinzia Bonetti: Die Beilegung des Rechtsstreits liegt ja erst ein paar Monate zurück – geben Sie uns daher noch etwas Zeit, bis ich ganz konkrete Schritte benennen kann. Wir erarbeiten derzeit mit unseren Partnern in Deutschland eine Strategie. Ihre Frage vorwegnehmend: Wer sind unsere Partner? Wir haben einige eigene FRA.BO-Vertreter vor Ort und arbeiten eng mit dem Großhandel zusammen – wir sind hier klassische Dreistufler. Was ich aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt schon sagen kann: Gemeinsam werden wir die Öffentlichkeitsarbeit forcieren, schließlich hat noch nicht jeder Planer und Installateur mitbekommen, dass „Frabopress“ hierzulande jetzt verfügbar ist. Wir planen bundesweit Schulungen, um unsere Systeme und ihre Anwendungsmöglichkeiten zu erklären. Und unsere deutsche Internetpräsenz wird ausgebaut und um viele technische Informationen ergänzt. Wir sind sicher, aufgrund dieser Schritte und weiterer Produktentwicklungen in naher Zukunft unsere Präsenz auf dem deutschen Markt ausweiten zu können, dem europaweit wichtigsten Markt für den Vertrieb von Fittings.
tab: Wir haben einiges über Ihr Unternehmen erfahren. Geben Sie den tab-Lesern doch noch einige technische Infos zu Ihrer Produktwelt mit auf den Weg. Beschränken Sie sich bitte auf zwei Highlights.
Cinzia Bonetti: Dann möchte ich den Fokus auf zwei Systeme legen: „Securfrabo“ und natürlich „Frabopress“. „Securfrabo“ ist unser Sicherheitssystem für Kupfer-Fittings, das aufgrund des patentierten Elastomereinsatzes nicht abgeschlossene Fittings anzeigt, etwaige Undichtigkeiten aufgrund einer unzureichenden Verpressung sind sofort feststellbar.
Bei der „Frabopress“-Produktlinie handelt es sich wie bereits erwähnt um ein System von kupfergepressten Fittings für Gas- und Wasseranlagen – mit der Betonung auf „und“: Der gleiche Fitting kann für Gas und Wasser verwendet werden. Die Fittings entsprechen aufgrund ihrer Reinheit (99,9 % Kupfer) selbstverständlich den gültigen Gesundheitsvorschriften und bestehen die Kompatibilitätstests für die Nutzung in Trinkwasseranlagen. Alle Fittings erlauben die Durchführung von Kaltlötstellen, d. h. das Löten ohne die Hilfe von Heizquellen. Das Fitting-System ist verfügbar in Durchmessern von 12 bis 54 mm und in einer Vielfalt von Formen.
Wer weitere Informationen zu unseren Produkten oder zum Unternehmen haben möchte, kann sich gerne an uns wenden: Unser Ansprechpartner für deutschsprachige Kunden ist Herr Pasquale Coda ().
Herr Coda ist Area Manager für Deutschland und spricht fließend Deutsch. Ein Kontakt für allgemeine Anfragen ist außerdem . Mails an diese Adresse gehen an den Marketing- und Kundenservice und werden je nach Fragestellung an den entsprechenden Ansprechpartner weitergeleitet und umgehend beantwortet. Viele Infos gibt es natürlich auch auf unserer Webseite www.frabo.com/de.
tab: Frau Bonetti, herzlichen Dank für das Gespräch.