Gebäudesysteme 2008

Rund 240 Teilnehmer zählte der erste von den drei Verbänden BACnet Interest Group, KNX, LonMark Deutschland gemeinsam durchgeführte Kongress zum Thema „Gebäudesysteme“. Die Referenten schlugen in Frankfurt/Main einen weiten thematischen Bogen, den das gemeinsame Ziel verband, die Bedeutung der Gebäudeautomation nach vorne zu bringen, ohne sich in den technischen Tiefen zu verlieren.

Dr. Richard Winkelmann, Senior Associate bei McKinsey, stellte zu Beginn die von seinem Unternehmen für den BDI erstellte Studie „Kosten und Potentiale der Vermeidung von Treibhausgasen in Gebäuden in Deutschland“ vor. Wesentliche erkenntnisse waren:

Im Sektor der Privathaushalte wird die direkte Brennstoffnutzung zurückgehen, der Stromverbrauch wird gleichbleiben,

Im Sektor Objekt- und Industrie­bau wird die direkte Brennstoff­nutzung zurückgehen, der Strom­verbrauch wird steigen.

Daher sollten anstehende Reno­vie­rungen grundsätzlich zur um­fas­senden Sanierung genutzt werden. Das Marktpotential der Gebäudesanierungen addiert sich aus Sicht von McKinsey bis 2020 auf 2 Bio. € weltweit.

Mehrwert

durch Energieeffizienz

Ergänzend erläuterte Gregor Büchner, Jones Lang LaSalle, die betriebswirtschaftliche Sicht der Immobilienbranche zum Thema: „Mehrwert durch Energieeffizienz“. Dabei stellte er die provokante Frage: Welche Mehrwerte schafft die Energieeffizienz für die Immobilienbranche? Der Referent zeigte im Folgenden die Schwierigkeit auf, diejenigen in der Immobilien­branche zu benennen, die für die Energieeffizienz von Gebäuden letztendlich verantwortlich sind und ein Interesse an höherer Effizienz haben könnten. Dies liegt an der Verteilung der Rollen in der Immobilienbranche auf den Entwickler/Bauherr, der das Verbrauchslevel durch die eingebaute Technik vorgibt, den Investor/Eigentümer, dem der Verbrauch weitgehend gleichgültig ist und es auch sein kann, sowie den Nutzer/Mieter, der den Verbrauch letztendlich zu bezahlen hat, aber bislang nur wenig Einfluss auf die installierte Technik hat. Auch wenn diese Gruppen nicht streng voneinander getrennt sind und manch einer mehrere Funktionen innehat, ist der Mehrwert der Energieeffizenz für die einzelne Gruppe oft nur schwer zu bestimmen. Dazu kommt, dass die Energiekosten oft mit denen der Instandhaltung und Wartung vermischt sind und daher nicht klar zugeordnet werden können. Daher ist das Aushandeln günstigerer Verträge für die Immobilienbranche nach wie vor oft interessanter als in die Energieeinsparung zu investieren. Da die Immobilienbranche zudem nicht direkt am Emissionshandel beteiligt ist, gebe es primär keinen Vorteil durch niedrige Emissionen, es sei denn der durch einen Imagegewinn, so Gregor Büchner.

Energiemanagement

zur Systemoptimierung

Einen weiteren interessanten Vortrag bot Dipl.-Ing. Mathias Lindner, Energiemanagement Hochbauamt Frankfurt/Main, der über das Energiemanagement der fast 1000 Liegenschaften der Mainmetropole berichtete. Dabei machte er deutlich, dass ein Gebäudesystem nichts bringt, wenn es nicht von kompetenten Leuten bedient wird. Zudem kritisierte er die Visualisierungen der GLT und sagte dazu: „Weniger ist oft mehr. Eine Leittechnik muss übersichtlich gestaltet sein.“

Prof. Martin Becker, Hochschule Biberach, sprach sich für ein aktives Energiemanagement aus, bei dem ein Gebäude ständig an die Nutzung angepasst wird. Denn dies bringe die schnellste Amortisation und das ohne investive Maßnahmen.

Prof. Achim Heidemann, Hochschule Albstadt-Sigmaringen, setzte mit seinem vorgeschlagenen Maßnahmenpaket zeitlich weiter vorne und zwar im Planungsprozess an. Er sieht die Integrationsplanung als Voraussetzung für Energieeffizienz. Standardmäßig würden heute immer noch Gebäude der Ener­gie­ffizienzklasse C gebaut. Sein Plädoyer gilt einem Integrationsplaner, der quasi als technischer Architekt dem Objektplaner sprich Architekten zur Seite steht. Denn, wie er kritisierte, sei im Bauwesen immer noch der Designer Projektleiter.

Vor dem Abschlussvortrag von Dipl.-Ing. (FH) Holger Wallmeier, Planungsbüro Siganet GmbH, standen am Nachmittag in sechs Sessions zwölf weitere Vorträge zur Auswahl, die von der Darstellung der Gebäudeautomation des Frankfurter Flughafens über die Einsparmöglichkeiten im Betrieb von Rechenzentren bis hin zur Energieeinsparung in Bildungs­einrichtungen und der Gebäude­automation in Kommunen wie der Stadt Moers erstreckte.

Eine neue Fußball-Arena

Im Schlussvortrag von Herrn Wallmeier ging es zuletzt noch einmal um ein viel beachtetes Thema und das weniger weil sich der Aufsteiger 1899 Hoffenheim gleich als Spitzenmannschaft der 1. Liga entpuppt hat, sondern weil dessen neues Stadion, die Rhein-Neckar-Arena, über eine moderne Gebäudeautomation und Medien­technik verfügt. Zum Eröffnungsspiel im Januar soll dann nach einer Bauzeit von knapp eineinhalb Jahren die ganze Technik funktionieren. Dabei sorgt ein integriertes GLT-System für die Verfügbarkeit aller eingebauten Systeme.

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