Gebäudetechnik im Zoo

Die deutschen Zoos haben in den letzten Jahren eine Vorbildfunktion gewonnen, bei der es sich nicht nur darum dreht, Tieren ein möglichst artgerechtes Zuhause zu bieten, sondern vielmehr auch den Besuchern zu zeigen, wie mit Ressourcen vernünftig umgegangen wird. In dieser Beziehung steigt der Ansprüche der Zoos an die eigene Anlagentechnik, auch in Sachen Energieeffizienz ein Vorbild zu sein.

Blockheizkraftwerk, thermische Solaranlagen, Photovoltaik, Wärmedämmung, Lüftungsanlagen – die Maßnahmen für mehr Energieeffizienz und einen geringeren Energieverbrauch in Zoos sind vielfältig und auch notwendig: Die großen Tieranlagen werden immer naturidentischer gestaltet und spektakuläre Einblicke in das Tierleben wie Unterwassereinsichten oder ein Einblick in die Welt der unterirdisch lebenden Tiere sind gewünscht. In vielen Fällen ist die Bausubstanz der Zoogebäude sehr alt, und weder die Gebäudehülle noch die Gebäudetechnik entsprechen dem heutigen Stand der Technik. Diese Umstände sowie die große Artenvielfalt mit unterschiedlichen klimatischen Haltungsbedingungen machen Zoos zu interessanten Arbeitsstätten mit spannenden Herausforderungen für TGA-Fachingenieure und Energieberater. Gleichzeitig können Zoos mit ihren vielfältigen Tierhäusern auch Ideengeber für Projekte im Freizeit- oder Wirtschaftsbereich sein. So errichtet der Tiergarten in Nürnberg das neue Manatihaus, ein Tierhaus für Seekühe, nach Passivhaus-Standard. Die dort eingesetzten Maßnahmen sind beispielsweise für Schwimmbäder sehr interessant.

 

Gebäudeautomation – aus der Ferne alles im Griff

Der Beitrag „Yukon Bay – die siebte Erlebnislandschaft im Hannover Zoo “ in der TAB 3/2011 zeigt beispielhaft, wie bei Konzeption und Bau einer neuen Landschaft verschiedene Aspekte, wie ausreichend Platz für die Tiere, attraktive Gestaltung für die Besucher und eine effiziente Betriebsweise mit guter Anlagentechnik unter einen Hut gebracht werden können. Wie der Zoo Hannover setzen auch andere Zoos und Tiergärten auf eine Automatisierung ihrer Anlagen, um eine Fernüberwachung zu ermöglichen.

Ein Gebäudeautomationssystem von Kieback&Peter sorgt in Hagenbecks Tierpark in Hamburg in einem 350 m2 großen Freigehege unter einer 32 m durchmessenden Kuppel für das richtige Raumklima. Luftqualität und Temperatur werden über im gesamten Gehege und in der Kuppel verteilte Sensoren überwacht. Eine Automationsstation von Kieback&Peter verarbeitet die Daten und steuert Kessel, Heizkreise und Lüftungsanlagen. Die Höhlen sind mit Fußbodenheizung ausgestattet, damit die Tiere nachts auf dem Freigelände übernachten können. Unter der Kuppel sorgen die drehzahlgeregelte Motoren der Lüftungsanlagen für optimale Bedingungen. Bei Öffnung der Kuppel wird die Lüftungsanlage automatisch abgeschaltet, um Energie zu sparen.

Der Zoo Osnabrück spielt seit längerem eine Vorreiterrolle, was Energieeffizienz angeht. Deshalb setzte er auch bei seinem 2009 eröffneten „Unterirdischen Zoo“ auf eine Gebäudeautomation. Das 500 m2 große Stollenlabyrinths wurde mit Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) realisiert. Zwei Automationsstationen „DDC4200“ von Kieback&Peter regeln, steuern und überwachen Heizung und Lüftung in den Tiergehegen und Besucherräumen. Auf der Managementebene arbeitet das Kieback&Peter-Gebäudemanagementsystem „Neutrino-GLT“.  Zu den Tieren, die vom guten Klima profitieren, gehört zum Beispiel der Nacktmull, ein 5 bis 15 cm langes Nagetier, das ähnlich wie Bienen in Kolonien mit einer Königin lebt. Die Besucher können das unterirdische Treiben der Tiere durch Glasscheiben beobachten. Weitere Bewohner des unterirdischen Erd-Labyrinths sind der Präriehund und auch einheimische Arten wie Maulwurf und Erdhummel. Insgesamt tummeln sich etwa 70 Tiere im unterirdischen Höhlensystem – darunter Ratten, Riesengraumulle, Trugratten, Nacktmulle und Feldhamster. Erdhummeln und Maulwurfsgrillen ziehen ein, sobald es draußen wärmer wird. In Schlangenlinien gehen die Besucher durch das unterirdische Höhlensystem und landen schließlich in der Ausstellung „unter.Welten“ des benachbarten Naturkundemuseums.

 

Eis im französischen Erlebnispark

Auch im europäischen Ausland sorgen Zoobetreiber dafür, dass sich ihre Tiere wohlfühlen. Im „Océanopolis“ im branzösischen Brest werden Pinguine mit Frischeis versorgt. Das Océanopolis liegt direkt neben dem Brester Hafen und bringt den Besuchern auf unterhaltsame und dennoch lehrreiche Weise Meeresfauna und -flora aus verschiedenen Klimazonen nahe. Die Erlebniswelt rund um Ozeane teilt sich in einen Ausstellungsbereich für tropische, einen für gemäßigte und einen für polare Meere. Im polaren Abschnitt sind Pinguine, die „Tester der Eismaschine“, zuhause.  Damit sich Königs-, Esels- oder Felsenpinguine trotz der bretonischen Wärme heimisch fühlen, dürfen sie auf Eis stehen, schliddern und spielen. Das kühlende Eis produziert ein Scherbeneisgenerator „F90V“ der GEA Geneglace, der bis zu 3,5 t täglich produzieren kann. Ein Eisspeicher mit 4 t Fassungsvermögen entkoppelt Eisproduktion und -verbrauch. Beide GEA-Geräte sind in einem Maschinenraum aufgestellt, 40 m entfernt von der Pinguinanlage, damit ihr Betriebsgeräusch die Tiere nicht stört.

Ein pneumatisches Fördersystem – auch dieser von GEA Geneglace geliefert – stellt den Nachschub sicher. Zu den Pinguinen gelangt das Eis über eine 40 m lange Röhre mit 50 mm Innendurchmesser. Das steigert die Eisqualität, denn beim Transport stoßen die Eisscherben aneinander und werden in kleine Stückchen gebrochen. In der Pinguinanlage angekommen ist das Eis dann fein genug, dass die Tiere den Spaziergang auf dem frischen Eis genießen können.

 

Energieeffizienzmaßnahmen im Überblick

Inzwischen gibt es bereits so viele interessante Zoo-Projekte mit umgesetzten Energieeffizienzmaßnahmen, dass eine eigene Internetpublikation erstellt wurde. Die Veröffentlichung „Wie Zoos Energiefressern den Riegel vorschieben“ stellt Energieeffizienzmaßnahmen aus 19 deutschsprachigen Zoos vor. Ob Solaranlagen, ein Zoo umfassendes Energiekonzept oder energieeffiziente Gebäudetechnik im Neubau – die Projektdokumentation bietet Energieberatern einen interessanten Wissenspool und das nicht nur für Zooobjekte. Die kostenlose Internetpublikation auf der Seite www.energiesparen-im-zoo.de wurde von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert.

 

Fazit

Das Thema „Gebäudetechnik im Zoo“ ist für die TGA-Branche aus vielerlei Sicht spannend und bietet Möglichkeiten, neue Konzepte zu erproben. Dies ist insbesondere dann interessant, wenn ein Klima für Tier- und Pflanzenwelten aus extremeren Klimazonen nachgebildet werden soll. Die Printausgabe der TAB Technik am Bau wird auch in Zukunft über interessante Projekte in Tiergärten und Zoos berichten. So befindet sich ein Bericht über die Heizung des Delphinbeckens im Nürnberger Zoo bereits in Planung.

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