Klimaschutz und bezahlbares Wohnen
Das VDMA Forum Gebäudetechnik lud Ende Juni 2019 zum politischen Abend nach Berlin ein. Bei hochsommerlichen Temperaturen diskutierten Politiker und Vertreter von Wohnungswirtschaft und VDMA zum Thema „Klimaschutz und bezahlbares Wohnen – Lösungen der Gebäudetechnik“.
Impulsvorträge und ...
Mit den für die hohen Außentemperaturen und den wohltemperierten, klimatisierten Veranstaltungsraum passenden Worten „Wir von der Gebäudetechnik stehen auch für Behaglichkeit und Komfort, wie wir heute erleben können“, eröffnete Uwe Großmann, Vorsitzender des Forum Gebäudetechnik im VDMA, die Abendveranstaltung in einem Berliner Hotel und ging sofort zur Tagesordnung über: „Klimaschutz ist präsenter denn je.“ Daher müssten Politik, Verbände und Unternehmen gemeinsam beim Thema Klimaschutz und bezahlbares Wohnen zügig vorankommen.
Mit einem ersten Impulsvortrag setzte Konstantina Kanellopoulos, Generalbevollmächtigte des Wohnungsunternehmens Vonovia, das rund 400.000 Wohnungen im Bestand hat, deutliche Akzente. So sei eine Energiewende vor allem in einem Quartier zu erreichen und weniger in einzelnen Wohnungen sowie Gebäuden umsetzbar.
Als zentrale Aufgabenstellung für Wohnungsunternehmen erwähnte Frau Kanellopoulos das Trendthema Energieeffizienz zur Eindämmung des Klimawandels, die Wohnungsnot in Großstädten, die Herausforderung der Integration von Flüchtlingen in ihren Wohnumgebungen sowie die komforttechnisch zeitgemäße, barrierefreie Gestaltung von Wohnungen.
Es gebe also eine Vielzahl an Aufgaben, die die Wohnungswirtschaft derzeit nachzukommen habe. Selbstverständlich wird dabei ein deutlicher Schwerpunkt auf die Energieeffizienzziele gelegt. Dabei müssten die Mieter stets thematisch eingebunden werden. Allerdings dürften diese auch nicht überfordert werden, um einen Rebound-Effekt zu vermeiden. Daher sei die intensive Information der Mieter ein wichtiger Faktor, um Energieeffizienzziele im Mietwohnsektor umsetzen zu können.
Den größten Hebel sieht Frau Kanellopoulos in der Sektorenkopplung und Quartierslösung. So kann sie sich für jedes Quartier die Einrichtung eines (digitalen) „Marktplatzes“ vorstellen, an dem alle Komponenten, z.B. die der Energie, aber auch Services, miteinander vernetzt und angeboten werden. Dies könne u.a. die Einrichtung von Quartiersnetzen vereinfachen. An einem entsprechenden, drei Jahre laufenden Forschungsprojekt arbeitet die Vonovia zusammen mit dem Open District Hub in einem städtischen Wohnquartier in Bochum-Weitmar.
Damit gelangte Frau Kanellopoulos zum Thema Mieterstrom, für den die Hürden deutlich reduziert werden müssten. Zielführend könnte zudem das Konzept der industriellen Sanierung von Gebäuden sein, wobei sie auf das aus den Niederlanden stammende Konzept „Energiesprong“ mit standardisierten Lösungen und vorgefertigten Elementen verwies.
Mit einem zweiten Impulsvortrag griff Uwe Großmann die Vorlagen seiner Vorrednerin auf und wies auf die Möglichkeiten von seriellen Sanierungslösungen im Mehrfamilienhaus hin. So seien 63 % der Wohnungen vor 1979 errichtet worden. Bei diesen Gebäuden biete sich ein besonders großes Einsparpotential an. Doch muss es auch Anreize geben, in Sanierungen zu investieren.
Zielführend sei eine energetische Quartiers- und Stadtentwicklung. Dazu arbeite das Unternehmen Siemens beispielsweise mit dem Wohnungsunternehmen gewobag in Berlin zusammen, um gemeinsam „Smart City“-Wohnquartiere zu entwickeln.
... lebhafte Diskussion
Im Anschluss an die vielfältigen Impulse diskutierten in einer von Dr. Peter Hug, Sprecher des VDMA Forum Gebäudetechnik, moderierten Gesprächsrunde Konstantina Kanellopoulos und Uwe Großmann sowie die Bundestagsabgeordneten Klaus Mindrup (SPD), Dr. Julia Verlinden (Bündnis 90/Die Grünen) und Prof. Dr. Martin Neumann (FDP). Sie fanden eine Übereinstimmung darin, dass eine ganzheitliche Betrachtung wichtig sei.
Auch das Thema Quartierslösungen sollte daher verstärkt Berücksichtigung finden, auch in den Förderprogrammen. Für die Umsetzung steht eine Vielzahl an technischen und wirtschaftlichen Lösungen zur Verfügung.
Fazit
Letztlich, das hat die Veranstaltung des VDMA deutlich gezeigt, muss sich die Politik noch ernsthafter mit dem Thema Klimaschutz und bezahlbares Wohnen befassen. Und wie hatte Uwe Großmann noch abschließend so treffend gesagt: „Wir erleben viele gute Einzeldiskussionen, aber es fehlt das Gesamtpaket.“