Energie- und Gebäudetechnik im Blick

Vernetzung führt zum Zusammenwachsen

Bosch sieht sich mit dem Unternehmensbereich Energie- und Gebäudetechnik, der die Geschäftsbereiche Bosch Thermotechnik mit den Marken Junkers und Buderus, Bosch Sicherheitssysteme und den Dienstleister Bosch Energy and Building Solutions umfasst, gut aufgestellt. Mit zusätzlichen Kompetenzen in Software und Sensorik aus anderen Unternehmensbereichen werden vernetzte Lösungen zunehmend Realität.

Um dem Trend zur stärkeren Vernetzung Rechnung zu tragen, will Bosch seine Aktivitäten in diesen Bereichen enger bündeln. Diese Kompetzenbündelung wurde bei einem Fachpressegespräch im Juni 2014 in Stuttgart thema­ti­siert.

In der IP-Anbindung und Vernet­zung liegt ein weites Feld zukünftiger Entwicklungen auch und gerade in der TGA. Die Basis für die Anwendungen liegt im Internetzugang. Bosch erwartet, dass bis 2015 nahezu 75 % der Menschheit Zugang zum Internet haben und mehr als 6,6 Mrd. „Dinge“ mit dem Internet verbunden sein werden – Tendenz stark steigend.

Das Internet der Dinge

Mithilfe von mikroelektromechanischen Sensoren (MEMS) wird das „Internet der Dinge“ („Internet of Things“, kurz IoT) zu einer greifbaren Vision. Mit Sensoren werden bisher „elektronikfreie“ Bauteile mit „Intelligenz“ versehen. Diese ermöglichen eine Vernetzung und machen zusätzlich Daten verfügbar, die im Zusammenspiel der Geräte deren effizientere Nutzung erlauben. So hat Bosch bereits mehr als 25 000 vernetzte Heizungsprodukte im Markt und erzielt im Geschäftsbereich Sicherheitssysteme bereits mehr als die Hälfte des Umsatzes in der Videoüberwachung mit internetfähigen Kameras. Die bislang sehr heterogenen Märkte der Energie- und Gebäudetechnik wachsen durch den Einsatz „intelligenter“ Geräte und ihre Vernetzung zusammen. Immer weitere Technologien werden in ähnlicher Form vernetzt und können von einem einzigen Bediengerät, in der Regel einem Smartphone oder Tablet, angesteuert werden. So zeigen sich Vernetzung und IP-Anbindung als ein Megatrend, der hin zu „Smart Cities“ führen soll, bei dem alles mit allem vernetzt ist.

Wachstumsfelder und Hindernisse

Wachstumsfelder sieht Bosch in drei Segmenten: in Wohngebäuden, in Gewerbebauten (hier sind Ingenieurleistungen von besonderer Bedeutung) und Dienstleistungen. Nach wie vor ist die Kopplung von Strom- und Wärmemarkt unzureichend. Trotz bestehender Lösungen, die Photovoltaik, Wärmepumpen und Speichertechnologien gemeinsam als System agieren lassen, besteht hier noch viel Entwicklungspotential. Für den Bereich der Stromspeichersysteme sieht Dr.-Ing. Stefan Hartung, Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH, „Netzregelungsbatterien und Quartierspeicher als erstes lohnendes Geschäftsfeld“ an. Batteriespeicher im Eigenheim werden sich demnach erst mittelfristig zu einem Geschäftsfeld entwickeln. Ein weiteres Hindernis wird im Widerspruch zwischen einer hochwertigen, langlebigen Gerätetechnik und dem Wunsch nach einer stets aktuellen Bedienbarkeit in zeitgemäßer, einem starken Wechsel der Mode unter­worfenen Optik gesehen. Hier gelte es, langfristig gültige Standards zu schaffen, mit der die (konstant genutzte) Gerätetechnik stets an die (jeweils aktuelle) Bedienung angepasst werden kann. So können dann z. B. Heizungen perfekt in „Smart Home“-Umgebungen eingebunden werden.

Breites Anwendungsfeld­

Nicht alles ist Zukunftsmusik: Als bereits in der Praxis verwendete Lösung bietet Bosch Thermotechnik in den Niederlanden den WLAN-fähigen Raumregler „Nefit Easy“ im Touchscreen-Design an, mit dem Nutzer ihre Heizung per Smartphone ansteuern können. Durch die Nutzung von internetbasierten Wetterdaten sind Energieeinsparungen von 5 bis 10 % zu realisieren. Wichtig ist Bosch dabei insbesondere die Einhaltung sehr hoher Sicherheits- und Datenschutzstandards. Die Kundendaten bleiben auf dem Gerät. „Smart Heating“ bie­tet durch die Vernetzung von Hei­zungsanlagen die Möglichkeit einer Anlagensteuerung per Tablet oder Smartphone. So sind Buderus-Heizkessel in Gebäude­steuerungssystemen wie RWE-Smart-Home oder „MyGekko“ integrierbar.

Sicherheit und Datenschutz

Für das „Smart Home“ strebt Bosch zusammen mit anderen Partnerunternehmen einen offenen Standard an. Bei allen Anwendungen ist man sich bei Bosch Energie- und Gebäudetechnik bewusst, wie wichtig das Thema Datenschutz ist. So ist ein wichtiges Bestreben, die Dateninhaberschaft des Kunden sicherzustellen. „Doch“, so das Fazit des Fachpressegesprächs, „der technologische Schock durch die Vernetzung wird kommen.“ Diesen gilt es mitzugestalten, von Herstellerseite genauso wie von Seiten der TGA-Ingenieure und des gebäudetechnischen Anlagenbaus. Dazu muss die deutsche Aufschlüsselung von Baumaßnahmen in Gewerken (zumindest ein Stück weit) überwunden werden, in dem Gebäu­de­integratoren die Funktionen eines Gebäudes bündeln und zusammenführen.

Ein Interview mit Gert van Iperen zum Thema Sicherheitstrends lesen Sie in der tab 9/2014.
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