Umstellung auf E-Durchlauferhitzer
Trinkwarmwasserkosten für Mieter bleiben ungefähr gleichDie Renovierung von historischen Gebäuden ist stets eine Herausforderung, denn es gilt Altes zu bewahren und trotzdem den Erwartungen der Bewohner von heute gerecht zu werden. Die Sanierung der 1928 erbauten Wohngebäude im Berliner Blumenviertel (Hortensien-, Lilien- und Tulpenstraße) und die Umstellung der Warmwasserversorgung auf E-Durchlauferhitzer ist hierfür ein gutes Beispiel.
Die „bbg Berliner Baugenossenschaft e.g.“ hat ab 2017 die Fassaden und die Außenanlagen ihrer Wohngebäude im Berliner Blumenviertel aufwändig renovieren lassen. Um den veränderten Nutzungswünschen der Mieter entgegenzukommen, wurden im Außenbereich zusätzliche Sitzplätze, Spielangebote und Radstellflächen geschaffen. Die Fassaden erhielten nach Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde einen neuen Anstrich nach dem historischen Vorbild in Beige- und Altrosa-Tönen. Der rote Klinker taucht in den Sockelbereichen auf und bei einigen Gebäudeteilen auch als Zierband für die horizontale Gliederung. Weil ansprechende Fassaden entsprechende Vorgärten benötigen, ließ die Genossenschaft auch die Bepflanzung erneuern – mit immergrünen und blühenden Pflanzen, deren Farben zur Hausfassade passen.
Im Zuge der Renovierungsarbeiten gab es auch eine Umstellung der zentralen Warmwasserversorgung auf ein dezentrales System mit E-Durchlauferhitzern. Jede Wohnung bekam einen elektronischen Durchlauferhitzer, der ohne lange Leitungswege schnell für warmes Wasser sorgt. Jens Kahl, technischer Vorstand der bbg Berliner Baugenossenschaft, hat die Umrüstung der 238 Wohnungen initiiert und gemeinsam mit dem Ingenieurbüro Schmitz + Sachse, ebenfalls Berlin, geplant. „Wir wollten mit dieser Maßnahme die Trinkwasserqualität dauerhaft sicherstellen und den Komfort für die Mieter verbessern“, erklärt Jens Kahl.
Bei diesem Projekt fiel die Wahl für die Bäder auf Komfortdurchlauferhitzer „DSX Touch“ des Herstellers Clage mit Touchdisplay, Fernbedienung und Kosten-Monitoring-Funktion, insgesamt 238 Stück. „Wenn wir schon renovieren, dann wollen wir auch Geräte haben, die energiesparend, komfortabel und zukunftsfähig sind“, begründet Kahl die Geräteauswahl. Aufgrund der Wohnungsschnitte wurden in 46 Küchen zusätzliche E-Durchlauferhitzer „CFX-U“ mit Funkfernbedienung unter den Spülen und sieben E-Durchlauferhitzer „DCX 13“ in Wandmontage mit jeweils 13,5 KW installiert. Außerdem kamen in den Wohnungen mit Gäste-WCs noch sieben E-Kleindurchlauferhitzer „MCX 7“ an den Handwaschtischen zum Einsatz. Clage entwickelt alle Geräte in der norddeutschen Hansestadt Lüneburg und produziert sie dort klimaneutral nach Scope 1 und 2.
Einfache Nachrüstung in vorhandene Bäder
Und wie sah die konkrete Umsetzung aus? Hierzu berichtet Kahl weiter: „Wir haben die Sanierung im bewohnten Zustand ausgeführt und das hat sehr gut funktioniert. Die alten Zirkulationsleitungen in den Schächten haben wir zurückgebaut und die Kaltwassersteigleitungen, ebenfalls in die Jahre gekommen, haben wir erneuert. An diese wurden die Durchlauferhitzer und die Kaltwasserleitungen der Bäder und Küchen angeschlossen.“ Mit der Umstellung waren auch die elektrischen Anschlussleistungen der Häuser zu erhöhen und die Stromzähler der Mieter gegen Drehstromzähler auszutauschen. Die Montage der Durchlauferhitzer selbst sei problemlos gewesen, denn der „Montagerahmen RDX“ von Clage gleicht die Unebenheiten der alten Wände gut aus. Durch das integrierte „Multiple Power System MPS“ ließ sich die Geräteleistung bei der Installation flexibel einstellen, abgestimmt auf den jeweils bestehenden Hausanschluss.
Die Mieter sind mit der Sanierung zufrieden
„Unsere Mieter schätzen vor allem den hohen Komfort“, weiß Jens Kahl. „Mit den neuen Durchlauferhitzern haben sie sofort warmes Wasser zur Verfügung und müssen nicht mehr warten, bis das warme Wasser bei ihnen ankommt. Die Temperatureinstellung ist einfach und intuitiv, sie funktioniert auf ein halbes Grad genau. Auch individuelle Profile lassen sich abspeichern und der Durchlauferhitzer ,DSX Touch‘ lässt sich sogar mit der Fernbedienung oder per App steuern. Viele Mieter finden auch gut, dass die Kosten transparenter geworden sind: Sie können ihre individuellen Verbrauchswerte jetzt direkt am Gerät überprüfen.“
Auch die Wohnbaugenossenschaft hat Vorteile: „Für uns ist die Nebenkostenabrechnung einfacher geworden, weil die Kosten für die Wassererwärmung über den Stromzähler der jeweiligen Wohnung abgerechnet werden. Auch die Trinkwasserhygiene ist seitdem sehr gut, weil wir nur noch sehr kurze Leitungswege haben“, so Jens Kahl.
Zufriedene Mieter, mehr Hygiene, weniger Abrechnungsaufwand und eine zukunftsfähige Technologie sprechen für das System der dezentralen Warmwasserversorgung mit E-Durchlauferhitzern. Die bbg Berliner Baugenossenschaft plant bereits die Sanierung von weiteren Wohnungsbeständen, bei denen der Einsatz von E-Durchlauferhitzern geprüft wird.
tab fragt nach beim Planerberater von Clage
André Knöfel, für Clage im Raum Berlin/Brandenburg für Vertrieb und Planerberatung zuständig, stellte sich ein paar ergänzenden Fragen der Redaktion.
tab: Im Bericht über das Blumenviertel wurde angedeutet, dass die elektrische Anschlussleistung der Gebäude erhöht werden musste. In welcher Größenordnung spielte sich das ab?
André Knöfel: Standard für die Dusche ist 21 kW und für die Wanne 24 kW, das ist schon eine ganze Menge, aber die Durchlauferhitzer laufen eben auch nicht sehr lange, sodass nur eine geringe Gleichzeitigkeit gegeben ist. Im Blumenviertel war ursprünglich für 30 Wohnungen ein Anschluss mit 100 A installiert. Der Versorger hat diese Anschlüsse im Zuge der Sanierung auf 160 A erhöht. Zum Vergleich: Ein Einfamilienhaus hat in der Regel 63 A und bei Mehrfamilienhäusern spielt sich das in der Größenordnung 100 bis 150 A ab.
tab: Weiter wurden Hygieneprobleme angedeutet. Wann sind Elektro-Durchlauferhitzer hier eine günstige Problemlösung?
André Knöfel: Wie im Bericht geschildert ist die Wohnanlage aus den 1920er Jahren, es haben die einen oder anderen Sanierungen und Änderungen stattgefunden und am Ende war die Warmwasseranlage gekennzeichnet durch Totstrecken und nicht gedämmte Bereiche, in denen die Temperatur auf unter Hygieneaspekten kritische Werte absinkt. Und so war es nicht verwunderlich, dass die Anlagen bei der vorgeschriebenen Beprobung auffällig waren. Das war der ausschlaggebende Moment für die Sanierung. Hierfür gab es von der Wohnbaugenossenschaft zwei Prämissen: Hygieneprobleme beseitigen und die Warmwasserkosten für die Mieter sollten auf dem gleichen Niveau bleiben. Nach gut zwei Jahren Betrieb können wir konstatieren, dass beide Prämissen eingehalten werden – auch die mit den Kosten, denn alte Warmwassersysteme haben sehr hohe Verluste, in der Praxis oft 30 bis 50 %. Bei Durchlauferhitzern sind Wärmeverluste vernachlässigbar.
tab: Gibt es einen Tipp von Ihnen, wie Planer an ein solches Projekt herangehen sollten?
André Knöfel: Drei Punkte möchte ich anführen. Zunächst ist bei der Konzeption zu berücksichtigen, dass Durchlauferhitzer sparsam in Bezug auf die Wassermengen sind. Bei zentralen Systemen werden oft 15 l/min als Planungsgrundlage genommen, während der Durchlauferhitzer technisch bedingt 8 l/min liefert. Zweitens wird die elektrische Gleichzeitigkeit oft viel zu hoch eingeschätzt. Als obere Grenze kann die Kaltwasserauslegung genommen werden. Bei größeren Gebäuden liegt hier die Gleichzeitigkeit bei 10 bis 15 %. Die elektrische Gleichzeitigkeit und die von Warmwasser kann von der Logik her nie größer sein, denn wenn kein (erwärmtes) Wasser fließt, fließt auch kein Strom. Und Punkt 3: Pro Person und Jahr rechnen wir mit einem elektrischen Energiebedarf von 450 kWh für Warmwasser. Noch immer werden Planungen auf der Grundlage von Wohnflächen ausgeführt, was in der Regel zu Überdimensionierung führt, weil sich die Wohnfläche pro Person erheblich erhöht hat. Mit diesen drei Punkten als Grundlage lässt sich dann die Elektro- und Warmwasserplanung einfach abarbeiten und das Ergebnis ist eine wirtschaftliche Sanierung.