Hygrothermische Simulation zur Feuchteschutzbewertung
13.03.2025Sind bestehende oder geplante Gebäude ausreichend vor Feuchtigkeit geschützt? Berechnen lässt sich dies mit der Software „WUFI Pro“ – kurz für „Wärme Und Feuchte Instationär“ – des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (IBP), die sich nach Angaben des Instituts mittlerweile als Standard für die Feuchteschutzbewertung etabliert hat. Sie bietet eine hygrothermische Simulation, die sich für alle Bauteile, Nutzungen und Klimata anwenden lässt und ermöglicht einen anwendbaren Feuchteschutznachweis nach DIN 4108-3. Die Version 7.0 beinhaltet die Erfahrung aus 30 Jahren Pionierarbeit zur hygrothermischen Simulation. Sie bietet zahlreiche Neuerungen, die auf aktuellen Forschungsergebnissen basieren und in der Praxis häufig nachgefragt werden, wie die feuchtetechnische Bewertung der Solartauglichkeit von Dächern, die Vorhersage von Betonkorrosion und die Bewertung von Holzfäuleprozessen. Zudem kommt „WUFI Pro“ 7.0 mit einer komplett überarbeiteten und intuitiveren Oberfläche.
Hygrothermische Simulation von Schwimmbädern oder Kühlhallen
Die Software „WUFI Pro“ lässt sich in ihrer aktualisierten Version der hygrothermischen Simulation auch für Kühlhallen, Schwimmbäder oder Produktionshallen nutzen.
Bild: Fraunhofer IBP
Während andere Verfahren nach DIN 4108 laut Fraunhofer IBP lediglich auf geheizte Wohn- und Bürogebäude mit einem Standort bis 700 m über dem Meeresspiegel anwendbar sind, lässt sich die Software auch für Kühlhallen, Schwimmbäder oder Produktionshallen nutzen. „Bei Wohnräumen gilt üblicherweise: Drinnen ist es warm, draußen kalt. Darauf sind auch die meisten Bauteile ausgerichtet: Sie schützen vor Feuchte von innen und trocknen nach außen“, sagt Dr. Daniel Zirkelbach, Gruppenleiter Feuchteschutz und Bauen in anderen Klimazonen am Fraunhofer IBP. „Nun sind die Temperaturgefälle in der Kühlhalle genau andersherum, das heißt Feuchtigkeit dringt von außen nach innen – der übliche Gebäudeaufbau würde die Feuchte also hinein-, aber nicht hinauslassen.“
Das herkömmliche Glaserverfahren, mit dem sich bestimmen lässt, wo in einer Baukonstruktion Tauwasser anfällt, käme im Fall von Kühlhallen und Co. zu vollkommen falschen Ergebnissen und ist dafür nicht geeignet. Die Software hingegen lässt sich nicht nur für alle Nutzungen, Bauteile und Klimabedingungen anwenden, sondern auch bei Standorten oberhalb von 700 m über dem Meeresspiegel.
Solartauglichkeit, Holzfäule und leichteres Handling
Darüber hinaus liefert die neue Version 7.0 Planern, Architektinnen und Architekten sowie Ingenieurinnen und Ingenieuren mehr Möglichkeiten als die Vorgängerversion: Ein zunehmend wichtiger Punkt ist die Verschattung von Dächern, etwa durch Solaranlagen. Ist das Dach aus hygrothermischer Sicht solartauglich – oder besteht die Gefahr von Feuchteschäden? Für solche Fragestellungen sind nun ebenfalls Modelle hinterlegt. Zudem enthält die Version 7.0 Bewertungsmodelle für Holzzerstörung, Betonkorrosion und Schimmelpilzbildung. „Beispiel Holzfäule: Laut Norm führt eine Feuchtigkeit von über 20 Masseprozent zu Fäule. Doch realistisch betrachtet muss die Feuchte eine bestimmte Zeit lang über diesem Wert liegen, damit es zur Holzfäule kommt – ohne dass das Holz zwischendurch wieder abtrocknet. Mit ‚WUFI‘ 7.0 haben wir nun eine zeitabhängige und sehr viel genauere Bewertungsmöglichkeit“, sagt Dr. Christian Bludau, Wissenschaftler am Fraunhofer IBP.
Auch im Bereich Raumklimaberechnung hat sich einiges getan: Da sich einerseits Dämmungen der Gebäude auf das Raumklima auswirken, andererseits Nebenräume wie Tiefgarage und unbeheizter Dachraum ebenfalls häufiger gedämmt werden, haben die Forschenden neue Modelle erstellt, mit denen das Raumklima auf geeignete Weise aus dem Außenklima abgeleitet werden kann. Zudem lassen sich Änderungen oder neue Modelle in der Software mit wenigen Klicks integrieren – was bisher nur aufwändig manuell und mit entsprechenden Fachkenntnissen möglich war.
Vielfach sind Baumaterialien zu Systemen kombiniert, etwa bei Putzsystemen aus mehreren Schichten. In „WUFI Pro“ 7.0 können diese als zusammenhängender Aufbau aus der wieder deutlich erweiterten Material-Datenbank in die Konstruktion übernommen werden – was das Handling vereinfacht und eine falsche Reihung solcher Systeme verhindert. Zudem lässt sich in der Konstruktions-Datenbank nun ein eigener Katalog anlegen. In diesem können Konstruktionen abgespeichert und für weitere ähnliche Zertifizierungen genutzt werden. Stehen Updates des Programms oder der Materialdatenbank zu Verfügung, erhält der Nutzer nun einen entsprechenden Hinweis. „Weiterhin haben wir die grafische Oberfläche komplett überarbeitet – samt einer intuitiven Nutzerführung –, die Berechnung erheblich beschleunigt und das Auswertungs-Tool ‚WUFI Graph‘ weiterentwickelt“, fasst Bludau zusammen.
Weitere Informationen zur Software sind auf der Webseite der Software zu finden.