Gemeinsames Verständnis bei Bauvorhaben entwickeln

Qualitätsstandard zur Bewertung der Zirkularität von Bauwerken

Mit Experten aus Wissenschaft und Praxis hat der DGNB einen übergeordneten Qualitätsstandard für Zirkularitätsindizes von Bauwerken entwickelt.
Bild: DGNB

Mit Experten aus Wissenschaft und Praxis hat der DGNB einen übergeordneten Qualitätsstandard für Zirkularitätsindizes von Bauwerken entwickelt.
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Aufgrund der zunehmenden Ressourcenknappheit und der Auswirkungen des Klimawandels spielt die Kreislaufwirtschaft im Bauen eine immer wichtigere Rolle. Im Sinne einer besseren Vergleichbarkeit hat die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) gemeinsam mit ihrem Expertennetzwerk aus Wissenschaft und Praxis einen übergeordneten Qualitätsstandard für Zirkularitätsindizes von Bauwerken entwickelt. Dieser baut auf den Informationen aus dem DGNB Gebäuderessourcenpass auf. Er dient der besseren Einordnung vorhandener Bewertungsmethoden sowie als Maßstab für künftig entwickelte Verfahren. Beteiligte sollen in die Lage versetzt werden, validierte Entscheidungen zu treffen, um die Transformation zur Kreislaufwirtschaft zu unterstützen.

„Wenn es uns gelingt, eine größere Transparenz und mehr Verlässlichkeit in die Bewertung der Zirkularität von Gebäuden zu bekommen, wird die Akzeptanz für entsprechende Lösungen weiter zunehmen“, sagt Dr. Anna Braune, Abteilungsleiterin Forschung und Entwicklung bei der DGNB. „Der jetzt veröffentlichte Qualitätsstandard hat das Potenzial, hierbei eine wichtige Rolle zu spielen, da er von einigen der wichtigsten Stakeholder des zirkulären Bauens in Deutschland gemeinschaftlich entwickelt wurde.“ Bei konkreten Bauvorhaben soll ein gemeinsames Verständnis zugrunde gelegt werden – im Zuge von Zertifizierungen oder als Element kommunaler oder übergeordneter Regelwerke.

Facetten der Zirkularität

Das rund 30 Seiten umfassende Dokument führt zunächst grundlegend in die verschiedenen Aspekte der Messbarkeit der Zirkularität von Bauaktivitäten ein. Dabei wird erklärt, welche Datengrundlagen zur Ermittlung der aggregierten Kennwerte benötigt werden. Teilindikatoren, die einen heutigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten, sind die Materialherkunft, Bau- und Abbruchabfälle sowie die Schadstoffbelastung. Mit Blick auf den zukünftigen Beitrag sind die Materialverträglichkeit, die Demontagefähigkeit, die werkstoffliche Trennbarkeit sowie das Potenzial zur Materialverwertung die relevanten Betrachtungsebenen.

Die Pre-Use-Phase betrachtet den heutigen Beitrag zur bereits umgesetzten Kreislaufführung, während sich die Post-Use-Phase auf die potenzielle Kreislauffähigkeit am Ende der Gebäudenutzung fokussiert.
Bild: DGNB

Die Pre-Use-Phase betrachtet den heutigen Beitrag zur bereits umgesetzten Kreislaufführung, während sich die Post-Use-Phase auf die potenzielle Kreislauffähigkeit am Ende der Gebäudenutzung fokussiert.
Bild: DGNB
Im Weiteren wird die Methodik hinter dem Qualitätsstandard für Zirkularitätsindizes von Bauwerken dezidiert erläutert. Dabei definiert die DGNB eine Reihe von Mindestanforderungen formeller und individueller Art sowie gewisse Toleranzbereiche in der Anwendung. Für die DGNB ist es wichtig, dass in der Bewertung herausgestellt wird, welche Phasen des Gebäudelebenszyklus betrachtet werden: Die Pre-Use-Phase mit dem heutigen Beitrag zur bereits umgesetzten Kreislaufführung sowie die Post-Use-Phase, die die potenzielle Kreislauffähigkeit am Ende der Gebäudenutzung fokussiert. Je nachdem, wie kurz- oder langlebig die Nutzungsdauer eines Bauwerks geplant ist, können diese Beiträge unterschiedlich gewichtet werden. Dabei gilt: Je länger ein Gebäude genutzt werden soll, umso wichtiger ist es, bereits frühzeitig eine Kreislaufführung mit der vorhandenen Bausubstanz oder wiedergewonnenen Materialien zu realisieren.

Aspekte der Kreislaufwirtschaft

Ausgehend des Qualitätsstandards hat die DGNB eine eigene Methodik abgeleitet. Diese spiegelt die übergeordneten Ziele des nachhaltigen Bauens im Sinne der DGNB wider und kann im Rahmen der DGNB Neubauzertifizierung sowie als ergänzende Betrachtung aufbauend auf den Informationen aus einem DGNB Gebäuderessourcenpass zum Einsatz kommen. Beim DGNB Zirkularitätsindex werden zur Bewertung alle sieben Teilindikatoren herangezogen. Abhängig von der angesetzten Lebensdauer des Bauwerks werden der Pre-Use- und der Post-Use-Beitrag in unterschiedlichen Gewichtungen betrachtet. Dabei umfasst der DGNB Zirkularitätsindex die Gebäude-, Bauteil-, Produkt- und Materialebene gleichermaßen. Das Ergebnis der Bewertung ist eine Zahl zwischen 0 und 1, wobei ein Gebäude, das einen möglichst hohen Wert erzielt, als besonders zirkulär zu betrachten ist, da es sowohl zur heutigen als auch zur zukünftigen Kreislaufwirtschaft beiträgt.

Zur besseren Vergleichbarkeit der gängigsten, bereits vorhandenen Zirkularitätsindizes gibt es im Dokument zum Qualitätsstandard auch eine Übersicht, die die jeweiligen Bewertungsverfahren in ihrem Umfang und damit in ihrer konkreten Aussagekraft miteinander vergleicht. Unterstützt wird der Non-Profit-Verein bei seinem Standardisierungsvorhaben nicht nur von diversen Wissenschaftsexperten im Bereich des zirkulären Bauens, sondern auch von verschiedenen Anbietern bereits verfügbarer Zirkularitätsindizes wie Concular, EPEA, Madaster oder dem Urban Mining Index. Weitere Informationen zum Qualitätsstandard sowie zum DGNB Zirkularitätsindex sind auf der Webseite des DGNB zu finden. Das Dokument selbst ist nachfolgend zum Download bereitgestellt.


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