Auswirkungen der Corona-Krise auf die deutsche Elektroindustrie

Ergebnisse aus einer Umfrage des ZVEI

Die Elektroindustrie bekommt die Auswirkungen der Corona-Pandemie zunehmend zu spüren. 128 Teilnehmer, die einen Umsatz von 45,6 Mrd. €, und damit rund 24 % des Branchenumsatzes von 2019 repräsentieren, nahmen an der Umfrage teil.

So gehen bei über der Hälfte der teilnehmenden Firmen (55%) bereits jetzt weniger Aufträge ein als vor Beginn der Krise. 26 % berichten sogar von einem Einbruch bei den Bestellungen. Die Unternehmen erwarten einen Umsatzrückgang von durchschnittlich 14 %. Diese Verluste binnen absehbarer Zeit komplett aufzuholen, halten nur 3 % für realistisch. Der Rest erwartet, nur die Hälfte oder noch weniger in absehbarer Zeit wieder reinholen zu können.

„Die Bundesregierung hat entschlossen gehandelt, um die akutesten wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise abzufedern – so etwa das Kurzarbeitergeld, welches heute schon von rund zwei Drittel unserer Unternehmen beantragt wurde oder gerade beantragt wird. Aber wenn wir es nicht schaffen, schon bald den Stillstand von Wirtschaft und Gesellschaft stufenweise wieder aufzuheben, drohen erhebliche Konsequenzen für unsere Firmen“, kommentierte ZVEI-Präsident Michael Ziesemer die Umfrageergebnisse. „Rund 60 % der Unternehmen fürchten eine dauerhafte Schädigung von Produktions- und Lieferketten und sogar rund 70 % erwarten die Streichung von Investitionen, sollte der Exit zu spät eingeleitet werden.“

Positiver sieht es für den Markt für elektrische und elektronische Sicherheitstechnik. Hier wird aktuell ein Umsatzrückgang von nur 7 % befürchtet.  Allerdings verzeichnete die Sicherheitstechnik selbst in der Finanzkrise 2008 bis 2010 noch ein Marktwachstum von rund 2 %. Damit stellt die Corona-Pandemie auch die Sicherheitstechnik vor große Herausforderungen.

Auf diese Herausforderung stellen sich die Unternehmen nun ein. Während der Zugang zu Krediten für die Unternehmen der Sicherheitstechnik noch keine Rolle spielt, wird den Themen Kurzarbeit, Zuschüsse und Steuererleichterungen als Instrumenten zur Überwindung der Krise ein relativ hoher Stellenwert eingeräumt. Zwar haben erst wenige Firmen Kurzarbeit beantragt, aber rund 60 % bereiten derzeit entsprechende Anträge vor. Ebenfalls jeweils 60 % der Unternehmen berichten zudem von Problemen bei Lieferanten und Störungen in der Logistikkette. Dennoch sind die Unternehmen optimistisch, den Betrieb trotz der gegenwärtigen Einschränkungen noch einige Zeit aufrechterhalten zu können.

89 % der Unternehmen berichten von einem Rückgang bei den Aufträgen, während für 6 % das Geschäft noch relativ normal läuft. Um eine Verlängerung von Zahlungszielen durch ihre Kunden sind über 50 % der Unternehmen gebeten worden.

„Im Grundsatz bleibt die Branche aber dennoch optimistisch“, so Dirk Dingfelder, Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands Sicherheit. 58 % der Unternehmen meinen, die Umsatzrückgänge in absehbarer Zeit aufholen zu können; 7 % sehen sogar einen vollständigen Aufholprozess. Allerdings könnten auch verschiedene Risiken aus einer verspäteten Exit-Strategie erwachsen: Fast alle Unternehmen befürchten erhebliche Folgen für Investitionen bzw. 60 % eine dauerhafte Schädigung von Produktions- und Lieferketten.

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