BTGA: 125 Jahre Erfolgsgeschichte – mit kleinen Dellen
1898 gegründet, gehört der BTGA – Bundesindustrieverband Technische Gebäudeausrüstung e.V. mit seinen Vorgängerinstitutionen zu den ältesten Wirtschaftsverbänden Deutschlands. Hierauf kann die Branchenorganisation mit ihren Funktionsträgern, ehrenamtlich Tätigen und Mitgliedern zu Recht stolz sein. Die Gründungsversammlung fand am 12. August 1898 während der „II. Versammlung von Heizungs- und Lüftungsfachmännern“ in München statt. Damit wurde eine wirtschaftliche Vereinigung, dieses Mal lediglich der Industrievertreter, unter dem Namen „Verband Deutscher Centralheizungs-Industrieller“ gegründet – der Vorgänger des heutigen BTGA. Im Mittelpunkt des Interesses standen die „Wahrung des geistigen Eigentums an Heizungsprojekten und die Notwendigkeit der Bezahlung der Projekte selbst, Normen von Lieferungsverträgen“. So manche Reminiszenzen an spätere und aktuelle Zeiten können wach werden. Schon von Anfang an standen demnach Standardisierung und Normung ganz oben auf der Tagesordnung. Nach der Aufstellung von „Normalien“ für Rohre und Zubehör sollten solche auch für Standrohre erstellt werden. Bis dahin arbeitete jede Heizungsfirma mit ihren eigenen „Normalien“, das ließ die Beschaffung von Ersatzstücken teuer und aufwendig werden. Quasi als erstes Highlight der Verbandsaktivitäten veranlasste der Verband 20 Walzwerke, das „Verbandsrohr“ einzuführen, das im Hinblick auf Durchmesser, Wanddicken und Qualität einheitliche Vorgaben erfüllte.
Heutige Aktivitäten
Günther Mertz M.A., Senior Consultant, BTGA e.V.
Bild: BTGA
Heute ist der BTGA mit seinen Gremien und seinen hochqualifizierten technischen Referentinnen und Referenten in einer fast unüberschaubaren Anzahl von Gremien für die Normung aktiv. Dort, wo es Lücken gibt, setzte und setzt der Verband mit seinem eigenen Regelwerk verbindliche Vorgaben. Auch im Hinblick auf Gesetzes- und Verordnungsvorgaben bringt sich der BTGA aktiv in die politischen Willensbildungsprozesse ein, und erfreulicherweise ist zu erkennen, dass viele Teile die Handschrift des BTGA tragen.
Neben den Branchenorganisationen des SHK-Handwerks etablierte sich der BTGA als maßgebliche Interessens-vertretung für den industriell ausgerichteten Anlagenbau mit eigener Planungskompetenz. Im Fokus stand dabei auch stets der Nichtwohngebäudebereich, der in Zeiten der Wärmeschutzverordnung, der ersten Energieeinsparverordnung und der anfänglichen „CO2-Reduktions-programme der Bundesregierung“ auf politischer Ebene keine Rolle spielte und sträflich vernachlässigt wurde. Dass dieser Gebäudesektor heute starken Einklang in das Gebäudeenergiegesetz, die Bundesförderung energieeffiziente Gebäude und andere Verordnungen fand, darf sich unstrittig der BTGA auf seine Fahnen schreiben. Doch von dem Ziel, den Nichtwohngebäudebereich in all seinen relevanten Facetten im Energieeinsparrecht zu berücksichtigen, sind wir noch weit entfernt.
Wandel der Branchenstruktur
Die Branchenstruktur des technischen Anlagenbaus hat sich zum Teil stark verändert: Viele Traditionsfirmen sind von der Bildfläche verschwunden, Konzentrationsprozesse führten Unternehmen zusammen, Konzernorientierung ging in vielen Fällen schief – auch bei den planenden Ingenieuren. Auch diesen Veränderungen ist zuzuschreiben, dass der BTGA in den 1980er- und 1990er-Jahren über seine Landesverbände mehr als 1.200 Mitgliedsunternehmen vertrat, während es heute stabil rund 450 sind. Vor diesem Hintergrund muss leider auch festgestellt werden, dass der Organisationsgrad des technischen Anlagenbaus zu wünschen übrig lässt. Als Arbeitgeberverband war der BTGA über seine Landesverbände umfassend für die Tarifpolitik zuständig, heute engagieren sich nur noch drei Landesverbände in dieser Verbandsaufgabe.
Ansporn für die Zukunft
Mit seinen schier unglaublichen Aktivitäten im Normungsbereich, seinen in vielen Bereichen maßgeblichen Regelwerken, der Etablierung des TGA-Kongresses und des TGA-Wirtschaftsforums sowie dem Aufbau der TGA-Repräsentanz im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin setzte der BTGA Zeichen – Zeichen, die eine breite Branchensolidarität dokumentieren und die die Mitglieder der Organisation mit Stolz erfüllen dürfen. Und Zeichen, die Basis und zugleich Ansporn für die weitere Entwicklung darstellen.
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