Optimale Luftfeuchtigkeit im Callcenter

Geschmeidige Stimmbänder und Infektionsschutz in Einem

Der telefonische Support ist das Rückgrat eines jeden serviceorientierten Unternehmens. Die Mitarbeiter sollen in einer guten Arbeitsatmosphäre freundlich, motiviert und lösungsorientiert mit Fragen und Wünschen der Anrufenden umgehen können. Damit das möglich ist, sind eine optimale Luftfeuchte an ihrem Arbeitsplatz und ein angenehmes Raumklima wichtige Faktoren für das persönliche Wohnbefinden.

Es hält sich noch immer hartnäckig: das Gerücht von „Deutschland als Servicewüste“. Und zugegeben, über viele Jahre hinweg hatte das Thema Service an Mensch und Produkt sowie eine persönliche oder telefonische Unterstützung bei Fragen und Anliegen – vorsichtig gesagt – nicht bei jedem oberste Priorität. Dem eigenen schnellen Wachstum vergangener Jahre geschuldet, räumen das inzwischen sogar große Unternehmen ein. Doch hat sich dieser Umstand glücklicherweise zum Besseren gewandelt. Neben Callcentern, die große Firmen durchaus selbst betreiben, sind bei kontinuierlich steigender Tendenz aktuell 780 unabhängige Callcenter mit fast 159.000 Angestellten in Deutschland registriert. Über die Hälfte davon, insgesamt 53 %, bearbeiten die sog. „Inbound“-Kontakte, also Anfragen, die von außen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Callcenter gestellt werden. Rund 2,8 Mrd. EUR erwirtschafteten die unabhängigen Callcenter in Deutschland im Jahr 2019 (Statista, Stand 2021).

Die Luftfeuchtigkeit bestimmtdas Wohlbefinden bei der (Stimm-)Arbeit

Die vorgenannten Zahlen machen deutlich, dass ein großes Interesse daran besteht, den Angestellten an Bildschirm, Tastatur und Headset ein möglichst angenehmes Arbeitsumfeld zu schaffen. Denn sie haben eine große Wichtigkeit und Außenwirkung für die Eigen- und Fremdwahrnehmung eines Unternehmens oder externen Auftraggebers. Einen entscheidenden Einfluss auf die Atmosphäre am Arbeitsplatz hat das Raumklima, insbesondere die Luftfeuchtigkeit. Ist sie zu gering, wird der Hals trocken und die Stimme versagt. Zeitdruck und damit verbundene psychische Belastung, Umgebungslärm und eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit erschweren die Arbeit zusätzlich.

Die Folge eines ungenügenden Raumklimas mit zu trockener Luft sind nicht selten Atemwegserkrankungen. Sie verursachen einen Großteil der Krankheitsausfälle, die bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eines Callcenters entstehen. Oft genannte gesundheitliche Beschwerden sind Heiserkeit und ­Kehlkopfentzündungen, an denen eine zu trockene Luft großen Anteil trägt: Die Schleimhäute trocknen aus, die Atemwege sind gereizt, die Augen brennen und sind zu trocken. Das Sprechen, die Hauptaufgabe im Callcenter, wird erschwert und das eigene Wohlbefinden nachhaltig verschlechtert.

Obwohl es keine bundeseinheitlichen Vorgaben für den Anwendungsfall Callcenter gibt, lassen sich wichtige Parameter für ein optimales Arbeits- und Raumklima definieren. Althergebrachte Methoden wie die Frischluftzufuhr über eine Fensterlüftung können in diesen Räumen unterstützen – liefern jedoch in größeren Callcentern geringen bis gar keinen Nutzen, denn die Luftbewegung, ihre Qualität und der Feuchteeintrag sind nicht zu steuern. Eine Fensterlüftung hat darüber hinaus den Nachteil, dass in den kalten Wintermonaten die Raumluft zusätzlich entfeuchtet wird, die Temperatur am Arbeitsplatz unangenehm absinkt und Zugerscheinungen auftreten. Hinzu kommt die Belastung der Atemluft mit Viren und Keimen, die auch nach einem Abebben der Corona-Pandemie weiterhin leistungsfähige Filtersysteme in technischen Lüftungslösungen (RLT-Anlage) erfordern wird.

Viren und Keimen den Kampf ansagen

Die optimale relative Luftfeuchte im Callcenter beträgt zwischen min. 40 und max. 60 %. In diesem Bereich werden die für den Stimmapparat anstrengenden Telefonate von Stimmbändern und Kehlkopf am besten verarbeitet. Trockenes Husten, Räuspern oder sogar Stimmverlust lassen sich dann vermeiden; Stimmband und Stimmlippe, wichtig für die Ausformung der Töne im Stimmapparat, bleiben so weiterhin „gut geschmiert“ – ohne ständig Wasser für die Benetzung der trockenen Stimmbänder zu trinken und sich ggf. zusätzlich zu verschlucken.

Praktischerweise bietet eine Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 % auch für Viren die geringste Überlebensrate. Sie sind dann binnen weniger Minuten unschädlich. Anders verhält es sich jedoch unterhalb von 40 % und oberhalb von 60 % Luftfeuchte. In diesen Fällen bleiben sie über viele Stunden in der Raumluft oder auf den Oberflächen am eigenen Arbeitsplatz ansteckend. Sinkt die Luftfeuchtigkeit deutlich unter 40 %, beeinträchtigt dies zusätzlich die Atmung und die Atemleistung. Hinzu kommen Augenreizungen sowie trockene Mund- und Nasenschleimhäute, die einen Abtransport von Krankheitserregern, Staub und anderen Schadstoffen mindern oder sogar komplett verhindern. Der Körper bleibt einerseits deutlich länger schutzlos infektiösen Viren ausgesetzt und kann andererseits nur träge auf schädliche Stoffe oder Krankheitserreger reagieren: Gut arbeitende Schleimhäute sind für deren Neutralisierung und Abtransport wesentlich.

RLT-Anlagen optimierten die Luftfeuchte zuverlässig

Da eine konventionelle Fensterlüftung aufgrund des minimalen Luftaustauschs und eines nicht zu steuernden Luftfeuchteeintrags in den Innenraum nur selten zielführend ist, sollte von vornherein auf technische Anlagen zur Optimierung der Luftfeuchte gesetzt werden. Bereits bei der Planung eines Callcenters ist daher eine integrierte Luftbefeuchtung die beste Wahl. Je nach Einsatzzweck stehen hier verschiedene Befeuchtungssysteme zur Verfügung. Unterschieden wird zwischen direkter (dabei wird der Luftbefeuchter direkt in den Raum montiert) und indirekter Raumluftbefeuchtung (hier wird die Luft in der zentralen Raumlufttechnischen Anlage befeuchtet, die die Luft anschließend in die Räume verteilt).

Die gleichmäßige Klimatisierung in den Sommer- und Wintermonaten ist dabei ein wesentlicher Vorteil der raumlufttechnischen Anlagen: Sie führen gefilterte, vorgewärmte oder abgekühlte Außenluft ins Gebäude und saugen die verbrauchte Raumluft parallel ab. Je nach Temperatur im Innenraum werden dabei Luftgeschwindigkeiten zwischen 0,1 und 0,15 m/s als behaglich empfunden.

Aktuelle RLT-Anlagen verfügen standardmäßig über eine Wärmerückgewinnung, mit der je nach Anlageneffizienz bis zu 95 % der Abluftwärme erneut zur Raumtemperierung genutzt werden kann. Sie müssen dem aktuellen Stand der Technik, den Anforderungen der Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) sowie den geltenden technischen Normen und Richtlinien für Lüftungs- und Klimaanlagen entsprechen (u. a. der VDI-Richtlinie 6022, Blatt 6: Raumlufttechnik, Raumluftqualität – Luftbefeuchtung über dezentrale Geräte – Hygiene in Planung, Bau, Betrieb und Instandsetzung). Integrierte Filter können zusätzlich Schadstoffe aus Außen- und Raumluft, Viren und Mikroorganismen filtern und unschädlich machen.

Sinnvolle Nachrüstoptionen über Direktraumlösungen

Nicht immer ist die Installation einer gebäudeintegrierten RLT-Anlage möglich. Dann sind z. B. im Bestandsgebäude die Direktraumlösungen eine gute Wahl. Mit relativ geringem Arbeitsaufwand lassen sich auf dem Verdampfer-Prinzip beruhende Geräte direkt im zu befeuchtenden Raum installieren und stellen die gewünschte Raumluftfeuchtigkeit her. Das Wirkprinzip der Systeme ist hygienisch wie einleuchtend: Wasser wird auf über 100° C erhitzt und als Wasserdampf in den Innenraum abgegeben. Viren und Bakterien werden durch die hohen Temperaturen wirksam abgetötet; die Einzelgeräte können darüber hinaus komfortabel geregelt werden.

Info

Literaturhinweis

Einen Überblick über die technischen Möglichkeiten zur fachgerechten Luftbefeuchtung im Büro bietet der Ratgeber „Luftfeuchte am Arbeitsplatz“, der auf Amazon oder im Buchhandel für 12,95 Euro zu haben ist. (ISBN-13: 978-3981761849 / 44 Seiten). Über den nachfolgenden Link können Sie die Broschüre auch kostenlos beziehen: www.condair.de/luftfeuchte-am-arbeitsplatz .

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