Planungsablauf für vorgefertigte Installationswände

Was für die Erstellung von Sanitärwänden in Modulbauweise zu beachten ist

Serielle und modulare Bauweisen gelten als ein Schlüssel, um Bauabläufe trotz Fachkräftemangels zeitgerecht umsetzen zu können. Auch bei gebäudetechnischen Installationen heißt das neue Prinzip von der Planungsphase an: „Baugruppen statt Einzelteile“. Nach Aussagen mancher Fachplaner lässt sich der Planungsaufwand durch industriell vorgefertigte Installationswände um bis zu 30 % an Systemanbieter wie TECE übertragen. Wie sieht dieses Umdenken für den Planer konkret aus? Was ist bei den ersten Schritten zu berücksichtigen?

Vorfertigung rechtzeitig in Betracht ziehen

„Man sollte immer prüfen, ob es sich lohnt, vorzufertigen. Ich schätze allerdings, dass nur ein Drittel aller Fachplaner die Chancen von Vorfertigung auf dem Schirm hat“, sagt Uwe Klossner vom M+P Ingenieurbüro für Technische Gebäudeausrüstung aus Hannover. Je größer das Objekt, desto mehr zahlen sich die Vorteile des modularen Bauens sowohl in der Planungs- als auch in der Bauphase aus. Je frühzeitiger der Planer den Systemanbieter mit ins Boot holt, desto effizienter lassen sich die baurechtlichen Vorgaben und die Anforderungen des Bauherrn erfüllen. Denn das volle Leistungsspektrum aus Technik und Lösungen lässt sich nur in den frühen Leistungsphasen erschließen und entsprechend berücksichtigen – wie die Variante Installationswände gleich als Raumtrennwände einzuplanen oder raumhohe Elemente während des Rohbaus noch vor der Geschossdecke einzubringen. Deshalb sollte die Möglichkeit der Vorfertigung schon in Leistungsphase 2 oder 3 in Betracht gezogen werden. „Wir müssen ein anderes Bewusstsein dafür entwickeln, dass man beim Bauen auch auf Vorfertigung achtet. Mehr fachkundige Betreuung der Fachkollegen, Publikationen, das muss man vorantreiben. Bei jedem Bauvorhaben sollte auf einer Checkliste stehen: Ist industrielle Vorfertigung möglich?“, sagt Klossner. Denn unterm Strich stehe, dass Vorfertigung meist besser funktioniere als die konventionelle Bauweise. Nachfolgend die einzelnen Schritte und zu beachtenden Punkte einer Vorfertigung:

Ermittlung des Anforderungsprofils

Der Systemanbieter TECE unterstützt mit einem Projektteam und einem festen Ansprechpartner vom Erstgespräch bis zur Abnahme. Anwendungstechniker, Planer, Generalunternehmer und Architekt sitzen gemeinsam zu Beginn an einem Tisch. So werden rechtzeitig und umfassend alle Details erfasst, was wiederum hilft, eine valide Kostenschätzung zu erstellen und im Verlauf des Planungs- und Bauprozesses Änderungen und Anpassungen vorzubeugen.

In einem Vorgespräch mit dem Kunden ermittelt das Projektmanagement des Herstellers die Anforderungen. Dabei geht es um die Erfassung der Projektspezifikationen: beginnend mit den baurechtlichen Anforderungen, Angaben zur Barrierefreiheit und Badausstattung, die technische Ausstattung und Verrohrung der Installationswände, Absperr- und Zählereinheiten, Befestigungspunkte für Stütz- und Haltesysteme – und insbesondere in der Sanierung Punkte wie Bewegungsflächen und Transportwege in Fluren und Treppenhäusern. Bei Bedarf erfolgt zudem eine Unterstützung zu baurechtlichen Fragenstellungen oder Abweichungen.

Anforderungen an Brand- und Schallschutz werden im Modulbau mit geprüften Systemlösungen renommierter Hersteller erfüllt. So werden z. B. die erhöhten Schallschutzanforderungen zu angrenzenden schutzbedürftigen Wohnbereichen fremder Nutzer nach DIN 4109-5 erfüllt und durch Systemprüfungen beim Fraunhofer-Institut in Stuttgart belegt. Aus den beiden brandschutztechnischen Lösungen des Systemanbieters wird in der Konzeption die jeweils wirtschaftlichste Variante ausgewählt: entweder die klassifizierte „TECEsystem“-Brandschutzlösung im Deckenschottprinzip oder die Installationsschachtlösung in Verbindung mit einer maschinell eingebrachten Einblasdämmung aus geflockter Mineralwolle durch ein zertifiziertes Unternehmen. 

„Es ist natürlich besser, wenn man nicht jede Rohrleitung, jede Aussparung kontrollieren muss, sondern eine Lösung hat, die komplett ausgeflockt wird und so dicht ist sowie zudem keinen Brandüberschlag zulässt“, erklärt Fachplaner Klaus Zimmermann (Haustechnik – Koordination aus Bötzingen).

Konzeption der Grundvarianten

Basierend auf dem abgestimmten Anforderungsprofil werden in Abstimmung mit den Entscheidern für jedes Bauvorhaben individuelle Installationswände entwickelt. Diese lassen sich immer in eine kleine Zahl von Grundvarianten zusammenfassen, die sich nur in geringen Details wie z. B. den Durchmessern der Steigleitungen oder der Anordnung von WC und Waschtisch (links/rechts) unterscheiden. Auf Basis dieser Grundvarianten erfolgt frühzeitig eine recht genaue Kostenschätzung. Zudem können Ausschreibungstexte erstellt werden, auf deren Basis pauschaliert angeboten werden kann. Damit entfällt für den Fachplaner für diese Bereiche die Detailarbeit der Massenermittlung. „Das nimmt uns eine Menge ab“, weiß Klossner aus langjähriger Erfahrung. Der Planer ist wieder mehr Planer als Listenschreiber. Er muss nicht länger in vielen Einzelteilen denken und planen. Alle notwenigen Unterlagen wie Systemzulassungen und Leistungsbeschreibungen für die Ausschreibung erstellt der Systemanbieter für jeden Wandtypen und übergibt sie an den Fachplaner.

Fertigungsplanung und Zeichnungsfreigabe

Nach Auftragserteilung durch den ausführenden Fachhandwerker erstellt der Systemanbieter die Fertigungsplanung der einzelnen Installationswände. Vorab werden vor Ort noch einmal wichtige Einbaumaße wie die tatsächliche Lage der Deckendurchbrüche, die Raumgeometrie und die Zuwegung zum Aufstellort ermittelt. Dann werden auf Basis der Werk- und TGA-Planung die detaillierten und passgenauen Fertigungszeichnungen mit allen Ein- und Anbauten erstellt. Abschließend folgen die finale Prüfung und Freigabe der Fertigungszeichnung durch die ausführende Firma. „Die Freigabe kommt normalerweise vom Installateur als Auftraggeber“, berichtet Klossner. Fachplaner wie er und Zimmermann verfahren dabei ähnlich: Beide überprüfen die Maße in der Fertigungszeichnung persönlich auch noch einmal: von den Raumabmessungen, den Schacht- und Wandabmessungen der Installationswände und Deckendurchbrüche, über die Module, Stütz- und Haltesysteme und Schachtteilungen bis hin zu Steigleitungen, die Etagenverrohrung, Rohrleitungsdämmung und Brandschutzlösung.

Fertigung und Logistik

Nach einem abgestimmten Lieferplan erfolgt die industrielle Vorfertigung der Installationswände. Diese werden Just-in-Time auf die Baustelle geliefert. Dort geht es nun schnell und einfach: „Wir müssen uns nicht mehr groß mit Fragen beschäftigen wie: Ist richtig gedämmt, sind die richtigen Rohre drin, haben sie die richtigen Abstände, ist alles sauber verarbeitet? Vom Prinzip muss ich nur noch schauen, wie die Module durch die Decken geführt sind“, sagt Klossner. „Wir haben zwar einen etwas höheren Aufwand in der Vorphase, aber beim Bauen haben wir in Summe den Gewinn: Wir bekommen die industriell vorgefertigten Installationswände angeliefert und müssen sie quasi nur noch hinstellen.“

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