Fristgerechtes Bauen durch Vorfertigung

Neubau von 122 Mikroapartments mit TGA-Modulen am Germania Campus in Münster

Gestiegene und volatile Baustoffkosten, höhere Zinsen und fehlende Fachkräfte haben die Wohnungs- und Bauwirtschaft sowie ihre Investitionen massiv ausgebremst. Ein Umdenken, ein frühzeitiges gemeinsames Miteinander aller am Bau Beteiligten sowie die Nutzung serieller Vorfertigung ist weitgehend alternativlos. Dabei rücken Fachkreise u. a. vorgefertigte TGA-Elemente in den Fokus. So auch bei dem nachfolgenden Projektbeispiel des Neubaus von 122 Mikroapartments am Germania Campus in Münster.

„Nicht nur angesichts des Fachkräftemangels spricht vieles dafür, ganze Systemwände oder Schächte der Wasserver- und entsorgung im Werk vorzufertigen und auf der Baustelle zu montieren. Serielles Bauen ist sehr wohl ein Querschnittsthema, das auch uns betrifft. Wir haben es in der Hand, gemeinsam mit den Fachplanern Entscheidungen zu treffen, die der Qualität am Bau zugutekommen.“ So appelliert beispielsweise die Präsidentin des Bundes BDA Bund Deutscher Architektinnen und Architekten, Susanne Wartzeck, an ihre Berufsgenossen, die Zukunft des Bauens aktiv mit der TGA-Fachplanung zu gestalten.

Dabei sind es Projekte wie der Neubau von 122 Mikroapartments am Germania Campus in Münster, die Strahlkraft für die gesamte Branche entfalten. Da das Architekturbüro, die TGA-Planung (zugleich mit Installationsunternehmen) sowie Systemanbieter bereits frühzeitig im Vorentwurf an einem Tisch saßen und die industriell vorgefertigten Installationswände von „TECEsystem“ einplanten, wurde der gesamte Installationsprozess um drei Monate gegenüber konventioneller Bauweise beschleunigt. Nach Fertigstellung des Rohbaus waren bereits 70 % der gesamten Sanitärinstallation abgeschlossen.

In vier Gebäuden mit Höhen von drei bis fünf Stockwerken sind die neuen Mikroapartments mit identischen Grundrissen, auch für die Bäder, entstanden. Dies verstärkte die Entscheidung der Verantwortlichen für den Einsatz industriell vorgefertigter Installationswände. „Wir hatten bereits Erfahrung, so zu bauen. Wirtschaftlich ist es uns sehr entgegengekommen“, erklärt Markus Schulte, projektverantwortlicher Architekt vom Planungsbüro Deilmann.

Frühzeitiges Miteinander ab der Vorplanung

„Wir sind bei uns im Büro Architekt, Bauherr und Investor zugleich. Dadurch sind die Wege kurz. Wir sind alle im Büro davon überzeugt, mit diesen vorgefertigten Systemlösungen zu arbeiten, um Kosten zu reduzieren und Zeitersparnis zu haben“, so Schulte. Bereits die Vorplanung gestalteten Planungsbüro, Handwerksfirma und Systemanbieter TECE gemeinsam. „Man muss spätestens in der Entwurfsphase, also in unserer Leistungsphase 3, im Idealfall aber schon im Vorentwurf mit allen Beteiligten zusammensitzen. Beim Germania Campus haben wir uns anderthalb Jahre vor Baubeginn zusammengesetzt. Der Aufwand war sicherlich ein höherer zu einer frühen Phase im Projekt, hat uns aber am Ende auf der Baustelle Zeit und Kosten deutlich eingespart“, erläutert Schulte.

Freigabeprozess über den ausführenden Handwerksbetrieb

Auf Grundlage der von dem Unternehmen Kerkhoff Gebäudetechnik GmbH (zuständig für die Planung und Installation der TGA) erstellten Ausführungspläne erstellte TECE im Werk die Freigabezeichnungen. Nach Freigabe durch Alexander Lürick, Projektleiter der Firma Kerkhoff, wurden die maßgeschneiderten Installationswände dann im Werk gefertigt. „Dabei unterliegen die Register einer doppelten Prüfung – sie werden sowohl werkseitig als auch nach der Installation durch unsere Mitarbeiter nochmals geprüft“, erläutert er.

Wie die Mitarbeiter des ausführenden Handwerksbetriebs konkret profitierten, zeigte sich auf der Baustelle: Während der Rohbauphase wurden die Installationswände etagenweise per Kran als gesamtes Paket mit den Abladehilfen auf das vorgesehene Stockwerk gezogen und anschließend von den Handwerkern unter weiterer Zuhilfenahme des Krans an ihrer genauen Position abgesetzt. Die Monteure fixierten sie am Boden und an der Wand und richteten sie nach den gegebenen Höhen aus. Zum Abschluss der Montage wurden die Steigleitungen in die darüberliegende Etage verlängert. Für den Aufbau einer vorgefertigten Installationswand benötigten die Montage-Teams mit zwei Mitarbeitern etwa 1,5 Stunden. Pro Tag war die Montage von acht bis zehn der vorgefertigten Installationswände mit allen Steig- und Verteilleitungen für Wasser, Heizung und Lüftung so umsetzbar.

Brand- und Schallschutz sowie Gewährleistung inklusive

Die „TECEsystem“-Installationswände werden aus dem „TECEprofil“-Tragwerk gefertigt. Das Tragwerk ist baurechtlich zum Errichten von nichttragenden Brandschutzkonstruktionen durch das DIBt zugelassen und mit der entsprechenden Ü-Kennzeichnung Z-19.140-2573 werkseitig versehen. Für die Installationswände stehen generell zwei brandschutztechnische Varianten zur Auswahl, beim Bau der 122 Mikroapartments entschieden sich die Verantwortlichen für die klassifizierte Brandschutzlösung im Deckenschottprinzip. Zudem halten die Installationswände den baurechtlichen Anforderungen nach DIN 4109-1 bzw. den erhöhten Anforderungen nach DIN 4109-5 stand. „Der komplette Brandschutz ist vom Hersteller berücksichtigt, sodass wir keine Extraschotts liefern müssen. Bei der Bauabnahme haben wir den wesentlichen Vorteil, dass wir nur noch die Etagenverbindungen und die Stichleitungen zum Waschtisch und zu Küchen in unserer Gewährleistung haben“, erläuterte Alexander Lürick.

Das Bauvorhaben am Germania Campus ist eines, das Schule machen kann. „Ich wünsche mir, dass wir durch innovative Weiterentwicklungen das serielle Bauen in der Zukunft zum Standard machen und dadurch schneller in der Lage sind, weiteren dringend benötigten Wohnraum oder Büroflächen zu schaffen“, so Architekt Markus Schulte abschließend.

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