Erprobung eines Wasser-Paraffin-Gemisches

Klimatisierung von Gebäuden mit Phasenwechselfluiden

Ist es draußen sehr warm, sorgt im Hausinnern die Klimaanlage für ein gleichmäßig kühles Raumklima. Das Wasser-Paraffin-Gemisch „CryoSolPlus“ könnte die Anschaffung einer Klimaanlage künftig für Bürogebäude überflüssig machen und gleichzeitig Stromversorgungsnetze spürbar entlasten. Fraunhofer Umsicht erforscht Einsatzgebiete für Phasenwechselfluide (engl. Phase-Change-Slurries, PCS).

Das Wasser-Paraffin-Gemisch „CryoSolPlus“ sieht aus wie Milch, ist ungiftig aber doch wenig schmackhaft. Paraffin, als Wachs oder als Pflegeöl in Vaseline bekannt, dient fein dispergiert als Phase-Change-Material (PCM) zur Wärme- und Kältespeicherung. Das Prinzip: Nimmt die Dispersion die Wärme auf, „schmelzen“ die festen Paraffin-Kügelchen zu Paraffin-Tropfen und speichern die Wärme. Kühlt die Lösung ab, erstarren die Tropfen wieder.


Hohe Energiedichte

Zusammen mit der der RWTH Aachen hat Fraunhofer Umsicht den Einsatz von „CryoSolPlus“ in Versorgungssystemen untersucht. Prinzipiell kann das Gemisch als Wärmeträgerfluid, Speichermedium für thermische Speicher und zur Kühlung eingesetzt werden. „In einem Temperaturbereich von 5 bis 20 °C ist es eine gute Alternative zu Kaltwasser, da es eine zwei- bis dreimal höhere Energiedichte hat“, erklärt Dipl.-Ing. Tobias Kappels, Forscher in der Gruppe Thermische Energiespeicher und -systeme bei Fraunhofer Umsicht. Im Projekt wurde die Dispersion zur Speicherung von Nachtkälte eingesetzt, um diese tagsüber raumweise mittels Kapillarrohrmatten in der Decke wieder abzugeben. Die Idee zur Konstruktion der Kapillarrohrmatte stammt aus der Natur und entspricht dem Netzwerk aus feinen Adern unter unserer Haut, das uns nicht nur mit Nährstoffen versorgt, sondern auch zur Wärmeregulierung des Körpers dient. In Gebäuden werden die Kapillarrohrmatten in Decken, Wänden oder Fußböden zur kombinierten Flächenheizung und Kühlung eingesetzt.


Höhere Transportkapazität, besserer Speicher

In dem Projekt wurde die Dispersion hergestellt, charakterisiert und in einem Wärme-/ Kältesystem getestet sowie die Stoffeigenschaften der Dispersionen modelliert. Der Einsatz von „CryoSolPlus“ konnte die Transportkapazität und Speicherfähigkeit eines Verteilungsnetzes deutlich erhöhen. Speziell für produzierende Gewerbe, Klimatechnik, Chemie- und Automobilindustrie sowie auch für Kühlgeräte in der Lebensmittelindustrie ist der Einsatz der Dispersion interessant.

Das Projekt wurde vier Jahre im Kontext des Rahmenprogramms EnEff:Wärme vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert (Förderkennzeichen 0327471A).


x

Thematisch passende Artikel:

Fraunhofer ISE: Workshop zur Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung in Freiburg

Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung sind auf dem Vormarsch und Blockheizkraftwerke (BHKW) sind heute auch im Bereich kleiner Leistungen am Markt verfügbar. Sie versorgen Gebäude mit Wärme und...

mehr

Abschlusskolloquium auf dem Energy Campus von Stiebel Eltron

Fraunhofer-Institut Umsicht stellt Studienergebnisse vor

Das Bauen verändert sich: Neubauten sind längst nicht mehr nur Energieverbraucher, sondern auch Erzeuger. Doch was ist der beste Weg, mit Energie im Gebäude umzugehen? Wie kann möglichst viel...

mehr

Entwicklung eines Biomasse-Vergaserkessels mit minimierten Emissionen

Schadstoffemissionen durch innovative Forschungsansätze reduzieren

Die Entwicklung eines automatisch beschickten Biomasse-Vergaserkessels mit unterem Abbrand und extremer Zonierung für minimierte Emissionen ist das Ziel eines Verbundforschungsvorhabens, das...

mehr

Energiekonzept zur Wärme- und Kälteversorgung mit Grubenwasser

Pumptests bestätigen geothermisches Potenzial

Die umfangreichen Pumptests auf dem Gelände Mark 51°7, dem ehemaligen Steinkohlebergwerk Dannenbaum in Bochum, waren erfolgreich. Aus dem alten Grubengebäude kann aus rund 300 bzw. 800 m Tiefe...

mehr
Ausgabe 7-8/2015 Versorgungssystem für Forschungsorganisation

Fraunhofer Institutszentrum

Mit dem Neubau des Institutszentrums in Stuttgart strukturiert die Fraunhofer Gesellschaft den Campus auf über 60.000 m2 um. Ziel der Neugestaltung des Stuttgarter Campus ist es, die verschiedenen...

mehr