Technische Regeln Trinkwasserinstallation
Die Normen zur Planung von Trinkwasserinstallationen ändern sich. Die Planungspraxis wird sich grundsätzlich nicht ändern. Doch manche Planungsgewohnheit wird sich an sich ändernde Gegebenheiten anpassen müssen. So könnte das vorweggenommene Fazit eines Planerforums, das im Frühjahr 2010 von Geberit mit neun Veranstaltungen ausgerichtet wurde, lauten.
Drei Professoren der FH Münster, Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt, wirkten an der Veranstaltungsreihe von Geberit mit und sorgten dafür, dass Informationen zur Normungsarbeit aus erster Hand geboten wurden.
Prof. Dr.-Ing. Franz- Peter Schmickler wies in seinem Vortrag zur Erleichterung der Zuhörerschaft darauf hin, dass eine Rohrdimensionierung nach DIN 1988-300 zukünftig analog zum bisherigen Teil 3 erfolgen werden. In den Rechenvorschriften würden keinen neuen Herausforderungen auf die Planer zukommen. Allerdings werde eine korrekte Dimensionierung zukünftig nur mittels einer Berechnung möglich sein. Es gehe dabei um die Sicherstellung des richtigen Berechnungsvolumenstromes und das bei Sicherstellung der Trinkwasserhygiene und des gewünschten Trinkwasserkomforts. „Handwerk, Planer und Industrie müssen zusammenwirken, damit aus einer Norm letztlich eine Allgemein anerkannte Regel der Technik wird“, erklärte Prof. Schmickler.
Zukünftig können auch nicht mehr mit den Richtwerten der DIN gearbeitet werden. Vielmehr sei es sinnvoll, die Herstellerangaben zu berücksichtigen, weil die Spitzenvolumenströme heutiger Wasserverbraucher meist deutlich geringer ausfalle, als die älterer Systeme.
Sein Kollege Prof. Dipl.-Ing. Bernd Rickmann stellte die Risikofaktoren einer Trinkwasserinstallationen in den Mittelpunkt seines Vortrags, die in der Gefahr einer Überdimensionierung und einem hohen Verzweigungsgrad (Stichwort: T-Verteilung) liegen.
Empfehlenswert ist ein möglichst „schlankes System“, zu dem auch Prof. Dr. med. Martin Exner, Direktor des Institutes für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn und Mitglied im Arbeitskreis Trinkwasserinstallation und Hygiene ( www.ak-wasserhygiene.de ) rät.
Dies könnte laut Prof. Rickmann in Form einer Reihen- oder Ringleitung verwirklicht werden. Während an einer Reihenleitung die einzelnen Verbraucher durchgeschleift werden und so Totwasserzonen weitgehend vermieden werden, ist eine Ringleitung zweiseitig aufgebaut. Die Ringleitung bietet zudem geringere Druckverluste, verfügt jedoch über eine größere Leitungslänge, da ausgehend von der Stockwerksverteilung alle Verbraucher an diesem Ring hängen und so von zwei Seiten mit Wasser versorgt werden. Die Ringleitung habe sich insbesondere bereits im Krankenhausbau bewährt und wird auch vom Robert-Koch-Institut empfohlen.
Zudem empfiehlt Prof. Rickmann, stärker auf die thermische Entkopplung von Warm- und Kaltwasserleitungen zu achten. Dies kann durch eine bessere Dämmung geschehen.
Prof. Dr.-Ing. Bernhard Mundus ging als Strömungstechniker auf die Faktoren ein, aus denen sich der Zeta-Wert (ζ) zusammensetzt. Im Wesentlichen spielen Volumenstromaufteilung, die Reynoldszahl RE (für größere RE < 10000 in etwa konstant) und die Geometrie eine Rolle. Konstante Zeta-Werte ohne Berücksichtung des Systems und der Einbau eines Bauteils hält Prof. Mundus für wenig praxistauglich. Daher sei auch die Bestimmung der Zeta-Werte in der DIN 1988-300 noch in Arbeit.
Letztlich liegt ein Problem der Trinkwasserinstallation darin, dass es sich um fehlertolerante Systeme handelt. Insofern wirken sich kleinere Ungenauigkeiten und Fehler bei der Planung und Installation nicht so gravierend aus, dass es ein Nutzer direkt bemerkt. Bei einer fachgerechten Installation kommt Wasser aus den vorgesehenen Auslässen. Welche Qualität das Trinkwasser hat, kommt dann auf Faktoren, wie die Sauberkeit der Ausführung an.