5. VDS-Badforum
Trendthema: Bad und GesundheitAm 13. Mai 2014 veranstaltete die Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS) im Hotel Kameha Grand in Bonn das 5. VDS-Badforum. Zentrales Thema der Veranstaltung war „Bad und Gesundheit“. Eine forsa-Studie zeigte dabei auf, wie die Deutschen über dieses Thema denken. Im Verlauf der Veranstaltung gaben Mediziner, Trendforscher, Bäderbauer, Produktdesigner und Marketingspezialisten einen Einblick in ihre Sicht der Dinge.
Andreas Dornbracht, Vorsitzender der VDS, versprach den knapp 100 Teilnehmern zu Beginn des 5. Badforums ein spannendes und zukunftsorientiertes Thema: Bad und Gesundheit. „Nach meiner festen Überzeugung geht es dabei eben nicht um ein Modethema oder kurzfristigen Trend. Nein, es ist ein längerfristiger Trend, vielleicht sogar ein Megatrend“.
Studie unterstreicht Relevanz
Die Relevanz und Perspektive des Themas unterstrich eine aktuelle Studie, die das forsa-Institut im Auftrag der VDS recherchierte. Ein Kernresultat: Bereits heute können sich fast 39 % der Deutschen vorstellen, ihr eigenes Badezimmer zur Gesundheitsvorsorge und für Fitnessübungen zu nutzen. Grund genug für VDS-Geschäftsführer und Moderator Jens J. Wischmann, der Branche zu attestieren, dass sie über ein „weiteres Marktsegment mit erheblichem Entwicklungspotential“ verfügt. Im Veranstaltungsverlauf wurde das Thema von den verschiedenen Referenten aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet.
Badnutzung ist gesund
Prof. Dr. med. Klaus-Michael Braumann, Leiter des Instituts für Sport- und Bewegungsmedizin an der Uni Hamburg, hob hervor, dass das moderne Bad als Folge des demographischen Wandels und des ständig größeren Anteils älterer Menschen auch unter gesundheitlichen Aspekten eine „ganz neue Bedeutung“ bekomme. So ließen sich etliche Erkrankungen durch eine regelmäßige Badnutzung positiv beeinflussen. Dafür nannte der Referent einige Beispiele. Erstens lindere die Wärme des Bades häufige Gelenk- und Rückenprobleme oft erheblich. Zweitens bewirke der Wasseraufenthalt bei der permanent wachsenden Zahl von Menschen mit beginnender Herzinsuffizienz eine stärkere Wasserausscheidung und entlaste damit das Herz-Kreislauf-System. Vom physiologischen Mechanismus der zunehmenden Wasserausscheidung profitierten drittens auch Menschen mit venösen Beinleiden. Außerdem erweist sich das Bad bei der Stressregulation als „sehr hilfreich“, betonte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP). Warmes Wasser löse eine vegetative Umstimmung aus und diene damit der „Entstressung“.
Gesellschaftlicher Wandel
Jeanette Huber widmete sich als Mitglied der Geschäftsleitung des Frankfurter Zukunftsinstituts dem Komplex „Gesundheit und Future Fitness“. Dabei bildete das Bad von morgen einen Schwerpunkt ihrer Denkanstöße. Generell sei festzustellen, dass das Bad bei den Bundesbürgern kräftig an Attraktivität gewinne. Als Beleg dafür zitierte sie eine von den Trendforschern 2013 realisierte Umfrage. Danach ist für 51 % der Bevölkerung ein „tolles Bad“ wichtiger als ein „tolles Auto“ (38 %) und eine „tolle Hi-Fi-/Videoanlage“ (11 %).
Grundsätzlich spiegele der intime Ort „Bad“ den gesellschaftlichen Wandel wider. Der Veränderungsprozess schlage sich in neuen Positionierungen nieder. Nr. 1: Das Bad ist Vernetzung – wenn Menschen dort Musik hören, telefonieren, spielen und surfen. Nr. 2: Das Bad ist „Female Shift“ – wenn durch Technologie und Pflegeleichtigkeit das Rollenbild „Hausfrau“ bröckelt. Nr. 3: Das Bad ist „Downaging“ – wenn sich der Badumbau im sechsten Lebensjahrzehnt nicht auf die barrierefreie Dusche beschränkt, sondern in ein Diagnosecenter mit Wellness-Touch mündet. Nr. 4: Das Bad ist Wertewandel – wenn Luxus mehr nach innen als nach außen wirkt.
Gesundheit in der Badarchitektur
Wie sich professionelle Bäderbauer auf die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Kunden einstellen, schilderten Martina Brüßel (Geschäftsführerin Aqua Cultura, Bonn) und Maritta Goldmann (Inhaberin Goldmann Badmanufaktur, Berlin). Sie gaben ihrem gemeinsamen Referat den Titel „Wasser wirkt. Gesundheit in der Badarchitektur“. Am Beispiel realer Projekte in privaten Wohnhäusern dokumentierten sie die Qualitäten individueller Planung und Umsetzung.
Die Eignung als „ideale Gesundheitsstation“ verdanke das heimische Bad in erster Linie dem Element „Wasser“. Es schaffe die Basis für verschiedene hydrotherapeutische Anwendungen nach Sebastian Kneipp u.a. zur Stärkung der Abwehrkräfte und Anregung des Kreislaufs. Sauna und Dampfbad hingegen seien prädestiniert für die Reinigung von Körper und Geist. Dusch- und Whirlwannenbäder sorgten für Entspannung, während Bidet und Dusch-WC dem wichtigen Gesundheitsfaktor „Hygiene“ dienten. Aber auch ohne Wasser können Badprofis nach Meinung der Referentinnen im engeren und weiteren Sinne einiges für die Gesundheit der Menschen tun. In diese Kategorie gehörten Sitze und Bänke in der am besten ebenerdigen Dusche, unterfahrbare Waschtischanlagen und abklappbare Spiegel. Ruhezonen mit Relaxliegen und Sportgeräte wiederum förderten Entspannung bzw. Revitalisierung.
„Lebensphasengerechte“ Bäder
Welche Konsequenzen das Produktdesign aus dem Gesundheitstrend ziehen soll bzw. muss, untersuchte Michael Schmidt. Auch für den Gründer und Geschäftsführer des Stuttgarter Studios „code2design“ spielen dabei Wasser und demographischer Wandel entscheidende Rollen. Es komme darauf an, auf die Kernfragen „Wie verändert die älter werdende Gesellschaft unser Leben?“ und „Wie leben und wohnen wir im Alter?“ überzeugende Antworten zu finden. Schließlich gehe es um nicht weniger als einen „Paradigmenwechsel in der Badgestaltung“. Deshalb sei es zwingend nötig, eine gesundheitsfördernde Umgebung zu schaffen und im Sinne des Universal Designs „lebensphasengerechte“ Bäder zu planen und zu bauen.
An „Gefühle der Kunden“ appellieren
Bleibt die Frage, wie die Sanitärbranche die Chancen der stärkeren Gesundheitsorientierung der Menschen in reales Geschäft ummünzen kann.
Für Prof. Dr. Martin Fassnacht bedarf es dazu der „emotionalen Aufladung des Badverkaufs“. Nach der Analyse des Inhabers des Lehrstuhls für Marketing und Handel an der WHU – Otto Beisheim School of Management in Vallendar bei Koblenz genügt es daher nicht, die Funktionalität des Bades in den Fokus zu rücken. Wer wolle, dass man ihm eine höhere Wertigkeit zubillige, müsse es mit „positiven Assoziationen“ ausstatten. Der Appell an die „Gefühle der Kunden“ sei dazu unverzichtbar. Mit dieser Strategie gelinge es zudem, sich von „preisorientierten Konkurrenten“ abzuheben und die eigenen Margen stabil zu halten.
Fazit
Bad und Gesundheit ist ein Thema, das in der Bevölkerung bereits heute einen hohen Stellenwert genießt. Häufig scheinen die Menschen jedoch noch gar nicht zu wissen, wie dieser Gedanke bei ihrer Badsanierung oder ihrem Badneubau einfließen kann. Hier ist die Branche gefordert, diesen Bedürfnissen Lösungen entgegenzusetzten. Ein Appell von Andreas Dornbracht hierzu: „Lassen wir die Verbraucher nicht alleine, sondern helfen wir ihnen bei der Erkenntnis, dass das Bad einen praktischen Gesundheitsmehrwert für jedermann bietet.“