Tag der TGA in Köln

Arbeitswelten der Zukunft

Der Tag der TGA 2018 stand unter dem Thema „Arbeitswelten der Zukunft – gesund, motivierend, leistungsfördernd?“. Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und dem VDI teilten die Ansicht, dass eine neue Knappheit an Ressourcen und qualifizierten Arbeitskräften Ingenieure im Gebäudebereich schnell vor große Herausforderungen stellen werde. Die Gebäudetechnik müsse mobiler werden und hohe Umweltziele umsetzen.

Prof. Dr. Andreas Henne vom TGA-Institut zeigte sich stolz auf die steigende Anzahl an Absolventinnen: 25 % betrug der weibliche Anteil im Jahr 2018. 162 Studienanfänger – mehr als das Doppelte des Solls – weise auf die Relevanz der Fachrichtung hin.

Horst Behr, Vorsitzender des VDI Bezirksvereins Köln, sprach als ehemaliger Absolvent zu den Teilnehmern. Er benannte den Klimawandel und die Vergeudung fossiler Ressourcen als prägende Faktoren für die nächs­te tonangebende Generation von TGA-Ingenieuren. „Gestalten Sie mit!“, appellierte er. „Als Ingenieure haben wir die gewaltige Aufgabe, nicht nur unseren Lebensstandard zu halten, sondern die Lebensgrundlagen zu retten. Das schaffen wir nur interdisziplinär und im Team.“

In ihrem Fachvortrag stellte die Innenarchitektin Monika Lepel Anforderungen an die Arbeitsplätze der Zukunft vor. Unternehmen wie HRS oder DuMont setzten auf kompromisslos flexible Raumnutzung. „Der Raum muss den Teamgeist unterstützen, flache Hierarchien wiedergeben und Leistung wie Gesundheit fördern“, sagte sie. Die Gestaltung der Räume drücke Wertschätzung, Transparenz und Autonomie aus. Dabei dürfe die TGA im Bau durchaus sichtbar sein. „Was wir als Architekten von den Ingenieuren aber erwarten ist, dass die TGA mobil wird.“ Wenn man Räume flexibel umgestalten könne, dürfe die Gebäudetechnik nicht zum Flaschenhals werden.

In der Podiumsdiskussion betonte Prof. Dr. Nina Kloster von der TH Köln, dass Arbeitsplätze in der Produktion noch dringender auf den Prüfstand gehörten als Büroarbeitsplätze. In einem Projekt bei BMW werde derzeit die Wirkung von Lichtsteuerung im Schichtbetrieb untersucht: Die Beleuchtung soll Tageslichtqualität erreichen und Arbeiter in die Schicht hinein- und hinausbegleiten. „Gesundheit ist der Produktionsfaktor Nummer eins“, so Prof. Dr. Kloster, „deshalb hat Ford Köln die Nachtschicht sogar abgeschafft.“

Andreas Rieger von der Bauunternehmung Goldbeck verglich Kosten und Wertschöpfung von mitarbeiterbezogenen Raumlösungen und kam zu dem Schluss, dass sich die Investition betriebswirtschaftlich letztlich immer auszahle. Steffen Hebestreit von der Interboden-Gruppe stellte ein Bauprojekt im Medienhafen Düsseldorf vor, das vom Cradle-to-Cradle-Standard (Lebenszyklusbetrachtung „Von der Wiege bis zur Wiege“), inspiriert ist. „Noch sind die Kosten für eine Eins-zu-Eins-Umsetzung hoch“, resümierte er, „aber es gibt Projekte, wo C2C umgesetzt ist, etwa im Venloer Rathaus oder der Zeche Zollverein.“ Deutschland müsse Zeichen setzen, woanders sei man bereits weiter.

Absolvent Jan Drzymalla stellte einen im Zuge seiner Abschlussarbeit entwickelten Sensor zur Messung von Feinstaub in Gebäuden vor. „Wir halten uns bis zu 90 % unserer Zeit in Gebäuden auf – und dort ist die Feinstaubbelastung höher als in der Außenluft“, resümierte er seine Erkenntnisse. Die moderne Büroplanung, ergänzte Frau Prof. Dr. Kloster, sei bereits dazu übergegangen, emittierende Geräte von den Arbeitsplätzen fernzuhalten und wieder mehr Laufwege einzuplanen: „Auch das zahlt auf die Gesundheit ein – heute ist Sitzen das neue Rauchen.“

Begleitet wurde die Tagung mit interaktiven Abfragen im Publikum. Diese förderten teils überraschende Erkenntnisse zutage: Große Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz kontrastierte mit dem Wunsch nach mehr Engagement des Arbeitgebers. Klimatechnik wurde mit Abstand als wichtigster TGA-Faktor für Leistungsförderung gesehen. Und: Gehaltsfragen landeten in der Priorität noch hinter Kollegialität und flachen Hierarchien.

Info

Über den Tag der TGA:

Der Tag der TGA ist ein Fachsymposium anlässlich der Absolventenehrung an der Technischen Hochschule Köln und ist vom VDI-Bezirksverein Köln mitinitiiert worden.

Das Leitthema ist auf die Zukunft der TGA bezogen und wechselt jährlich.

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