BIM als Zukunftsmarkt
Ist das Thema „Building Information Modeling“ hierzulande erst dabei, entdeckt zu werden, ist der Ansatz dieser Planungsmethode zur Schaffung und Verwaltung von virtuellen Darstellungen eines Gebäudes mit seinen physikalischen und funktionalen Eigenschaften in anderen europäischen Ländern bereits weitaus geläufiger.
Anders als noch vor zwei Jahren kennen mittlerweile wesentlich mehr Architekten das Thema „Building information Modeling“ (BIM). Langsam, aber sicher wächst auch die Zahl der Nutzer. Noch haben jedoch vor allem Großbritannien und die Niederlande einen deutlichen Vorsprung. Dort gibt es bereits einen großen Prozentsatz von Architekten, die schon eine gewisse Erfahrung mit BIM gesammelt haben. Ihre französischen, spanischen und italienischen Kollegen haben dagegen immer noch Nachholbedarf beim Allgemeinwissen über BIM. Die deutschen Architekten befinden sich im Mittelfeld, wie der Bericht zum viertel Quartal 2013 des europäischen Architektenbarometers, einer vierteljährlichen Untersuchung unter 1600 Architekten in acht europäischen Ländern, verdeutlicht.
Eigentlich wäre zu erwarten gewesen, dass sich die Verwendung von BIM rasch ausbreiten würde. Vor allem da Bauherren und Investoren immer auf der Suche nach Möglichkeiten sind Fehlerkosten zu minimieren, um schneller, besser und billiger zu bauen. Der Umstieg auf BIM geht dennoch in den meisten westeuropäischen Ländern eher schleppend voran, in denen der europäische Architektenbarometer durchgeführt wird. Die jüngste Befragungswelle belegt, dass die meisten europäischen Architekten sich immer noch in einem sehr frühen Stadium der BIM-Aneignung befinden. Sie schließen damit gerade erst Bekanntschaft. In Ländern wie Frankreich, Spanien und Italien hat eine große Mehrheit der Architekten nach wie vor noch nie von BIM gehört. Obwohl es also schon einen deutlich besseren Stand hat als noch vor zwei Jahren, hat BIM dennoch noch einen langen Weg vor sich, um sich zu etablieren. Arch-Vision verfolgt die Verwendung von und Vertrautheit mit BIM bei europäischen Architekten bereits seit 2009.
Vorreiter Großbritannien und Niederlande
In Großbritannien (20 %) und den Niederlanden (10 %) hat sich die BIM-Nutzung binnen zwei Jahren (von 2011 bis 2013) deutlich erhöht. Bereits 2011 wurde in beiden Ländern BIM-Pionierarbeit geleistet, und auch 2013 ist der Vorsprung zum übrigen Europa nach wie vor groß. In Großbritannien haben vor allem Regierungsmaßnahmen dazu geführt, dass BIM sehr viel bekannter geworden ist: Zu nennen ist vor allem die Bauinitiative „Governmental Construction Strategy 2011“, in der u.a. angekündigt wurde ab 2016 in Renovierungsprojekten eine Kooperation der Projektbeteiligten mittels 3-D-BIM verbindlich vorzuschreiben. Architekturbüros, die in öffentlichen Bauprojekten wettbewerbsfähig bleiben wollen, haben deshalb begonnen mit BIM zu arbeiten. Im Jahr 2013 bestätigten 6 % der britischen Architekten, dass sie in sämtlichen Projekten auf BIM zurückgreifen, 17 % setzen BIM mehr und mehr in ihren Projekten ein.
In den Niederlanden hat das Nationale Amt für Bauwesen BIM ebenfalls als Standard eingeführt, der in erster Instanz in so genannten DBFMO-Projekten verlangt wird (DBFMO steht für: Design, Build, Finance, Maintain and Operate ("Entwerfen, bauen, finanzieren, instand halten und betreiben"), also für eine Art der Vergabe, die das niederländische Amt für Bauwesen vor allem in Infrastruktur- und Immobilienprojekten anwendet. Anders als bei herkömmlichen Vergabeformen werden in einem DBFMO-Projekt verschiedene Teile aus dem gesamten Bauprozess und dem Lebenszyklus des Gebäudes auf einmal auf den Markt geworfen. Häufig schließen sich mehrere Parteien als Auftragnehmer zusammen, typischerweise etwa ein Bauunternehmen, ein Instandhaltungsservice und ein Facility Management-Unternehmen).
Da die Regierungen dieser Länder die Vorteile von BIM propagieren und auch in öffentlichen Projekten fordern, wird sich dort die Umstellung auf BIM beschleunigen. Das hohe Einsparpotential bei Entwurf, Bau und Nutzung des Gebäudes wird sich auch bei Investoren und Bauherren schnell herum sprechen. Laut 24 % der niederländischen Architekten kommen bereits Anfragen der Investoren und Kunden für Projekte vor, die mit BIM durchgeführt werden sollen. Dasselbe können 14% der Architekten in Großbritannien bestätigen.