Kulturgenuss bei Wohlfühltemperaturen

Betonkerntemperierung für Marburger Tagungszentrum

Nach dreijähriger Umbauzeit eröffnete im Juni 2016 das Marburger Erwin-Piscator-Haus seine Pforten. Das runderneuerte Kultur- und Tagungszentrum beherbergt einen großen Saal mit Theaterbühne für das hessische Landestheater, das soziokulturelle Zentrum KFZ, ein Restaurant, die Touristen-Information und den Veranstaltungsservice. Zusätzlich nutzt die Martin-Luther-Schule Räume des Veranstaltungszentrums. Rund 43 Mio. € investierte die Stadt in die Modernisierung des Objektes.

Die Neugestaltung des Erwin-Piscator-Hauses im Zentrum Marburgs sollte bauphysikalisch deutlich über die Anforderungen der aktuellen EnEV hinausgehen. Der Bauherr – die Universitätsstadt Marburg – will damit einen nachhaltigen und zukunftsfähigen Betrieb sicherstellen. Ein Baustein zur Erreichung dieses Ziels ist die Installation energiesparender Verteilsysteme für Wärme und Kühlung. Die eingebauten Roth-Systeme sind maßgeschneiderte Lösungen zur Temperierung der jeweiligen Gebäudeteile des Kulturbaus.

Für das Foyer kam die Roth-Betonkerntemperierung „Isocore Basic“ zum Einsatz und trägt den besonderen Belastungsanforderungen zu jeder Jahreszeit Rechnung. Der Fachbetrieb Bahn Flächenheizungen aus Hattersheim instal­lierte rund 1.300 m2 der Betonkerntemperierung. Damit sind im Erwin-Piscator-Haus rund 10.000 m Roth-Systemrohr „Duopex S5“ 20 mm verlegt. Die Betonkerntemperierung deckt die Grundlast der Kühllast im Sommerbetrieb. Lastspitzen zur Gewährleistung der Raumtemperatur kompensiert die RLT-Anlage. Die Regelung erfolgt in Abhängigkeit von der Außentemperatur bei Überschreitung des festgelegten Grenzwertes.

Zur Flächentemperierung in Theatersaal, Garderobe, Thea­ter- und Abendkasse, KFZ, Lager, Foyer, Aktionsräumen, Shop und Gastraum kamen rund 1.700 m2 Roth-„Flipfix“-Tacker-System zum Einsatz. Es eignet sich für Einsatzbereiche mit bauseitig eingebrachten Dämmungen wie etwa EPS- und PU-Materialien sowie mineralische Dämmstoffe. Das System besteht aus der „Flipfix“-Platte, den Roth-Original-Tacker-Klips mit Rohranhebefunktion und den Roth-Systemrohren. Auf der Baustelle wird die Flipfix-Platte einfach aufgeklappt und ist in kurzer Zeit abfallfrei verlegt. Der Zick-Zack-Falz stellt eine praxisgerechte Ausrichtung der einzelnen Platten gegeneinander sicher. Die Verbindung der Stoßfugen erfolgt mit Klebeband – so entsteht schnell eine geschlossene Dämmschichtoberfläche.

Die Installation übernahm Büürma Haustechnik aus Gleichen. Das System ergänzt im Gesamtkonzept des Erwin-Piscator-Hauses in idealer Weise die Betonkerntemperierung. Im Theatersaal befindet sich außerdem eine RLT-Anlage. Die Wärme liefert die Nahwärmeversorgung der Stadtwerke, Die Kühlung erfolgt über eine Kälteanlage als Kaltwassersatz und eine Sole-/Wasser-Wärmepumpe.

Für eine kostengünstige Betriebsweise

Die Betonkerntemperierung nutzt die massiven Bauteile des Baukörpers, wie etwa Betondecken und -wände, als thermischen Speicher für die ganzjährige Gebäudetemperierung im Heiz- und Kühlfall. Hierfür wird das wasserführende Rohrsystem in der Rohbauphase direkt in die Betonbauteile integriert. Entsprechend den objektspezifischen Anforderungen, der gewünschten Nutzung und Betriebsweise ermöglichen verschiedene Roth-Systemlösungen die bedarfsgerechte Positionierung der Rohr­re­gis­ter im thermisch aktivierten Bauteil. Vor allem öffentliche Gebäude mit großen Gebäude­speichermassen, wie das Erwin-Piscator-Haus, eignen sich ideal für die Systemlösung. Niedrige Systemtemperaturen im Heizfall sowie relativ hohe Kühlwassertemperaturen im Sommerbetrieb erlauben die Einbindung regenerativer Ener­gie­erzeuger wie Solar- und Wärmepumpensysteme und damit eine energieeffiziente und kostengünstige Betriebsweise.

Die Architektur

Ein klares Gestaltungskonzept liegt der Architektur des Erwin-Piscator-Hauses zugrunde. Aus der vorhandenen Gebäude­struktur ist eine markante Bauform entstanden, die sich durch Transparenz, Großzügigkeit und Offenheit auszeichnet. Mit einem lichtdurchfluteten Aufgang, hohen Wänden aus Sichtbeton und einem Dach mit Rautenmuster harmoniert der Bau in moderner Weise mit den Architekturen der Umgebung. Unterhalb der his­to­ri­schen Altstadt in Marburgs Stadtzentrum befindet er sich unweit von Universitätscampus, Universitätsbibliothek, Kinogebäude und Kunsthalle. Das Architekturbüro Hess/Talhof/Kusmierz aus München hatte im Jahr 2005 den Realisierungswettbewerb für die Neugestaltung des Erwin-Piscator-Hauses gewonnen. Architekt Thomas Hess erklärte gegenüber der Oberhessischen Presse, er habe ein buntes, robustes und weltoffenes Haus für eine bunte und tolerante Stadt gestalten wollen. Die positive Resonanz von der Einweihungsfeier im Juni 2016 zeigte, dass ihm das gelungen ist.

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