Die Gesundheit im Fokus

DGNB-Nutzungsprofil für Gesundheitsbauten

Im Gesundheitswesen werden an Immobilien sehr spezifische Anforderungen gestellt. Neben den zahlreichen Hygienevorschriften und den Bauordnungen von Bund und Ländern resultieren sie aus den breit gefächerten internen Verwendungszwecken. Diese reichen von Verwaltungs- und Bürotrakten über Untersuchungsräume, Operationssäle, Patientenzimmer bis hin zu Handels- und Gastronomieflächen. Das DGNB-Zertifikat für Gesundheitsbauten berücksichtigt die charakteristischen Zweckbindungen in dem es mehrere Nutzungsprofile unterschiedlicher Bauwerkstypen in das neue Nutzungsprofil einfließen lässt. Die Basis der Bewertung entspricht den sechs Themenfeldern der DGNB-Grundsystematik: Ökologie, Ökonomie, soziokulturell-funktionale Aspekte, Technik, Prozesse und Standort.

„Das neue Nutzungsprofil für Gesundheitsbauten ist ein leistungsstarkes Instrument, mit dem Kommunen und private Bauherren beispielsweise ihre Kliniken nachhaltig planen und bauen können“, erläutert die Geschäftsführerin der DGNB, Dr. Christine Lemaitre.

Die ersten fünf Projekte

Unter den fünf Projekten, die die Erstanwendung durchlaufen haben, ist der Neubau der Glantal-Klinik Meisenheim, die zum Landeskrankenhaus Andernach gehört und das erste Green-Hospital in Rheinland-Pfalz werden soll, sowie der Neubau des Helmut-G.-Walther-Klinikums Lichtenfels, der ersten nachhaltigen Klinik in Bayern. Durch die Teilnahme am DGNB-Zertifizierungsprozess nehmen sie eine Vorreiterrolle ein und verleihen ihren Planungen eine besondere Tiefenschärfe.

„Für uns als Betreiber liegen die Vorteile klar auf der Hand: Durch die Optimierung können wir unsere Kosten senken und gleichzeitig den Komfort für Patienten und Beschäftigte verbessern. Darüber hinaus zählt auch die positive öffentliche Aufmerksamkeit dieses Projektes zu den Vorteilen der Zertifizierung“, so Dr.Gerald Gaß, Geschäftsführer des Landeskrankenhauses Andernach. Den Berechnungen nach werden die laufenden Energiekosten im Bereich Wärme im Vergleich zum jetzigen Verbrauch um 50 % sinken. Erreicht wird das durch eine verbesserte Gebäudehülle, optimierte Nutzflächen und die Kombination innovativer Technologie. Die Grundlast des Heizbedarfs deckt ein BHKW, die Normallast ein Pelletskessel, die Spitzenlast ein Gasbrennwertkessel. Zudem wird eine hocheffiziente Raumlufttechnik-Anlage mit Dreifach-Wärmerückgewinnung für hygienisch sensible Bereiche, wie die Operationssäle, integriert. Deutliche Stromersparnisse erbringen die adiabate Abluftkühlung der Patientenzimmer, der Untersuchungs-, Behandlungs- und Verwaltungsräume sowie LED-Technik und Tageslichtsteuerung.

So können bereits heute Aspekte in der Planung berücksichtigt werden, deren Bedeutung zukünftig steigen wird, wie etwa die Unabhängigkeit der Energieversorgung. „Durch vielfältige Maßnahmen, wie die Nutzung regenerativer Energien durch Geothermie mittels Bohrpfahlaktivierung und Solarthermie mit neuester Spiegeltechnik, werden wir in weiten Teilen in unserer Energieversorgung autark sein. Diese Unabhängigkeit ist für ein Krankenhaus, dass 24 h am Tag funktionieren muss, evident. Außerdem werden wir im Vergleich zu unserem heutigen Gebäude rund 75 % weniger CO2 verursachen“, erläutert Michael Jung, Geschäftsführer des Klinikums Lichtenfels.

Der soziokulturelle Aspekt

Bei einer nachhaltigen Bewer­tung von Kliniken nimmt gerade der soziokulturelle Aspekt einen wichtigen Part ein. „In Kranken­häu­sern beispielsweise ist es schließ­lich für die Erholung und Genesung der Patienten ganz entscheidend, dass sie sich in den Räumlichkeiten wohl­fühlen“, sagt die DGNB-Ge­schäftsführerin, Dr. Christine Lemaitre. Erstmalig fließen in ein Nutzungsprofil für Gebäude auch die umgebenden Grünflächen ein, die bei Gesundheitsbauten oft als angrenzender Park gestaltet sind. In der Glantal-Klinik werden zusätzlich Dächer begrünt und begehbare, begrünte Innenhöfe für Patienten und Besucher geschaffen. Diese Erweiterung spiegelt die Realität etwa im Klinikablauf wider, indem sowohl die Innen- als auch die Außenräume in die medizinische Therapie der Patienten einbezogen werden.

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