Denkmalgerechte Gesamtsanierung
Das Berliner „Eierhäuschen“Das Bewährte erhalten, etwas Neues erschaffen: Denkmalgerechte Sanierungen erfordern von allen Prozessbeteiligten einen besonderen Blick auf Details und Rücksichtnahme gegenüber den vorhandenen, geschichtsträchtigen Baustrukturen. Dieses herausfordernde Vorhaben durchläuft das etwa 130 Jahre alte, denkmalgeschützte „Eierhäuschen“ in Berlin. Bei der Gebäudetechnikplanung setzt das zuständige Ingenieurbüro IDS GmbH aus Cottbus auf Softwarelösungen eines Anbieters.
Geschichtlicher Hintergrund
Das historische Anwesen im Plänterwald Berlin, welches den besonderen Namen „Zum Eierhäuschen“ trägt, ist der aktuelle Fokus einer denkmalgerechten Sanierung durch mehrere Projektbeteiligte. Die ehemalige Ausflugsgaststätte wurde bereits um 1837 erstmals geschichtlich erwähnt. Doch woher stammt dieser außergewöhnliche Name? Basierend auf alten Aufzeichnungen lässt sich die Bezeichnung auf die Anfänge des Gebäudes zurückführen, in denen der ansässige Wirt neben seinem Wirtshausbetrieb auch hartgekochte Eier an vorbeiziehende Ausflügler verkaufte. Der historische Name ist dem Altbau erhalten geblieben und gehört zusammen mit dem Anwesen für viele Berliner zum kulturellen Umfeld des Plänterwaldes. Doch nicht nur die Zeit nagt an den Baustrukturen, sondern auch mehrere Brände machten dem Gebäude über die Jahre zu schaffen. Die Konsequenz: Der Architekt Karl Frobenius wird um 1890 mit einem Neubau beauftragt, wodurch das heutige Eierhäuschen entsteht. Der markante Turm diente dabei anfangs als Wasserspeicher. Später wurde das Gebäude zusätzlich um einen Saal und eine Veranda ergänzt, welche das Eierhäuschen schon damals zu einem Mittelpunkt der ansässigen Kulturszene machten. Nach einer weiteren Rekonstruktion, verbunden mit einigen Umbaumaßnahmen, wurde das Eierhäuschen 1978 schließlich unter Denkmalschutz gestellt.
Das Gebäude war seither Bestandteil des Kulturparks Berlin, welcher 1992 unter dem Namen „Spreepark“ wiedereröffnet wurde. Jedoch meldete die Betreiberfirma nur rund zehn Jahre später Insolvenz an, was zur Schließung des Parks und zum Verfall des somit ungenutzten Eierhäuschens führt. Schließlich wurde es 2014 zurück an das Land Berlin übertragen und wird seitdem vom Immobiliendienstleister BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH bewirtschaftet. Diese haben sich der Aufgabe einer denkmalgerechten Sanierung der ehemaligen Ausflugsgaststätte angenommen.
Nutzungskonzept für das Eierhäuschen
Das zukünftige Nutzungskonzept sieht für das Eierhäuschen einen Einsatz als Restaurant, Veranstaltungs- und Kunstausstellungsgebäude vor. In den Obergeschossen des Gebäudes sind für Künstler zusätzlich temporäre Apartments vorgesehen. Die für das Restaurant notwendige Küche wird in einem separaten Neubau errichtet, welcher über einen Verbindungsgang mit dem Eierhäuschen verbunden ist. Für die Nutzung des zukünftigen Biergartens wird auf dem Grundstück zusätzlich ein Ausschankpavillon errichtet.
Die Sanierung des Eierhäuschens umfasst im Wesentlichen
folgende Bereiche:
Mit der Fachplanung der TGA für das Projekt wurde die Ingenieurdienstleistungsservice GmbH (IDS GmbH) beauftragt. Aufgrund des langen Leerstands ist eine komplette Neuinstallation der gesamten Gebäudetechnik notwendig. Bei der Umsetzung setzt das Ingenieurbüro auf die Softwarelösungen von liNear.
Haustechnische Planungen
Die Anlagentechnik nimmt bei der Sanierung denkmalgeschützter Gebäude einen besonderen Stellenwert ein, da die Maßnahmen an der Gebäudehülle wegen des Erhalts der Bausubstanz eingeschränkt sind. Die Wärmeerzeugung erfolgt durch einen Gas-Brennwertkessel, der im bestehenden Kellergeschoss untergebracht werden muss. Aufgrund der geringen Raumhöhe und der vorhandenen Kappendecke lag ein besonderes Augenmerk auf der kollisionsfreien Leitungsführung zwischen den Gewerken. Hierfür erwies sich das Konstruktionswerkzeug „liNear Design 3D Pipe & Power“ als besonders hilfreich.
Die Wärmeübergabe in den Räumen erfolgt hauptsächlich über Röhrenradiatoren. In Räumen, in denen es der Fußbodenaufbau zulässt, wurde zusätzlich eine Fußbodenheizung eingesetzt. Besonders anspruchsvoll gestaltete sich die Anbindung der einzelnen Heizflächen, da diese im Raum nicht auffällig angeordnet sein sollen. Da die Unter-Putz-Verlegungen möglicherweise die Bausubstanz gefährden und Über-Putz-Verlegungen die Raumarchitektur beeinträchtigen, erfolgte die Leitungsführung in Abstimmung mit allen am Bau Beteiligten. Neben den Anforderungen an den Denkmalschutz mussten hierbei auch die verschiedenen Bodenaufbauten beachtet werden. Aufgrund der temporären Nutzung der Wohnungen im Obergeschoss des Gebäudes und des geringen Warmwasserbedarfs in den überwiegend öffentlichen Sanitärbereichen wurde auf eine dezentrale Warmwasserbereitung mittels Durchlauferhitzer gesetzt. Die Ermittlung der Raumheizlasten und die Auslegung der Heizflächen wurde mit „liNear Building“ schnell und effizient durchgeführt. Eine Anpassung der Heizkörperabmessungen war bei fortlaufender Anpassung der Grundrisspläne und nutzerseitiger Vorgaben problemlos möglich.
Lüftung
Die beiden großen Veranstaltungssäle werden mechanisch be- und entlüftet. Hierzu befinden sich in dem darüberliegenden Dachraum zwei zentrale Lüftungsgeräte mit integrierter Wärmerückgewinnung. Die Einbringung der Zuluft erfolgt über Schlitzauslässe, welche im Einklang mit dem Denkmalschutz in die Deckenkonstruktion integriert werden mussten. Die größte Schwierigkeit bestand darin, die RLT-Komponenten unter Berücksichtigung der vorherrschenden Platzverhältnisse im Dachgeschoss zu installieren. Auch hier ermöglichen die Softwarelösungen von liNear eine effiziente Planung mit maximaler Detailtiefe. Besonders schwierig gestaltete sich die Planung der RLT-Anlage im neu zu errichtenden Küchenkubus. Die Anlage muss in einem kleinen Raum im Dachgeschoss untergebracht werden. Dabei ist vor allem der Platz nach oben durch die Dachschräge stark begrenzt. Eine 3D-Darstellung der Lüftungsanlage und -kanäle war unumgänglich. Die detaillierten Berechnungen ermöglichen eine optimierte Dimensionierung, um dem geringen Platzangebot gerecht zu werden.
Ausblick
Das Zwischenfazit der IDS lautet: „Ein interessantes und sehr komplexes Vorhaben, bei dem ein hoher Grad an Abstimmung mit allen an der Planung Beteiligten unumgänglich ist.“ Die nächste Herausforderung wird die Objektüberwachung der technischen Gewerke, die Gesamtfertigstellung ist für 2022 geplant.