Effizienztechnologien sind meist unsichtbar
Anbieter aus den Themenbereichen Elektrotechnik und Gebäudeautomation, Schwerpunkte auf der Light + Building (www.light-building.com) in den Hallen 8 bis 11, haben erkannt, wie schwierig ihre Themen rund um die Energieeffizienz zu vermitteln sind.
Energiethemen erfahrbar machen
Dabei spielen Gebäude eine wichtige Rolle beim Beitrag zur Energiewende; und zwar durch einen effizienteren Umgang mit der Energie im Gebäude sowie beim Zukunftsthema „Smart Grids“, also den „intelligenten“ Energienetzen. Häufig geht es dabei um Softwareparameter, die korrekte Einbindung verschiedener Erzeuger und Verbraucher, die leider alle den Nachteil für den Nutzer haben, das sie nicht sichtbar sind. Doch die Auswirkungen fehlenden oder falschen Handelns sind konkret und spätestens am Ende eines Abrechnungsjahres im Portemonaie erfahrbar. Um hier mehr Transparenz für Planer, Nutzer und Betreiber zu bieten, wurden auf dieser Messe ganz konkret und in großer Zahl Visualisierungslösungen, Bildschirme und Apps für Smartphones auf der diesjährigen Fachmesse in Frankfurt/Main präsentiert.
Rund 196 000 Besucher konnten sich für die Themen Licht und Gebäudetechnik begeistern und besuchten die Messepräsentationen der 2352 Hersteller. Beide Zahlen bedeuten eine Steigerung gegenüber der Vorveranstaltung 2010.
Dabei nutzten Aussteller auch ungewohnte Mittel, um Besucher auf ihren Stand zu locken. So bot Busch-Jaeger mit der „Brigitte Fashion Show“ eine Modenschau an, die Michael Wasiletschko, Leiter Unternehmenskommunikation, Produktdesign und Kooperationen bei Busch-Jaeger folgendermaßen kommentierte: „Mehr Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz in den eigenen vier Wänden, kombiniert mit elegantem Design und intuitiver Bedienung – das ist mit Sicherheit ein Thema, das Frauen fasziniert.“ Der Hersteller will dafür sorgen, dass das Trendthema „vernetztes Wohnen“ mit all seinen interessanten Facetten künftig auch mehr Frauen erreicht.
Friedhelm Loh, Präsident des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) zeigte sich dank des positiven Eindrucks der Messe gut gelaunt: „Die Light+Building 2012 hat die Erwartungen des ZVEI mehr als erfüllt. Die exzellenten Besucherzahlen sowie die hohe Qualität der Gespräche stimmen optimistisch, dass sich die Märkte für Licht und Gebäudesystemtechnik 2012 positiv weiterentwickeln werden. Die ausgestellten energieeffizienten Technologien zeigen, dass sich mit dem Know-how der Elektroindustrie die Energiewende erfolgreich gestalten lässt.“
Automationstandards auf dem Vormarsch
Am Erfolg der Messe beteiligt waren insbesondere die Auftritte der Standards BACnet, EEBus, EnOcean, KNX, LON und Z-Wave von großer Bedeutung.
Die BACnet Interest Group Europe (BIG-EU) präsentierte unter dem Leitthema „Skalierbare Lösungen für jeden Bedarf“ auf einem 200 m² großen Gemeinschaftsstand die Vielseitigkeit des offenen Weltstandards. BIG-EU-Präsident Volker Röhl sagte: „An den zahlreichen Erweiterungen des Standards, kann man sehen, dass BACnet immer auf dem aktuellen Stand der Technik ist.“ Die neuesten Erweiterungen schließen das Internet Protocol Version 6 (IPv6), die Beleuchtung und die Steuerung von Aufzügen ein.
In der effizienten Energienutzung – etwa in den Bereichen „Smart Home“ oder „Smart Industries“ – soll künftig der einheitliche Vernetzungs-Standard EEBus eine Rolle spielen. Die Kommunikation erfolgt sowohl zwischen den Verbrauchern (z. B. Haushaltsgeräte) als auch mit der Energiewirtschaft. Aus Elektrotechnik und Gebäudeautomation beteiligen sich u.a. die Unternehmen Busch-Jaeger, Gira und Jung.
Zeitlich passend kam die Meldung zur Messe, dass die International Electrotechnical Commission (IEC) mit ISO/IEC 14 543-3-10 (www.iso.org) einen neuen Standard für Funkanwendungen mit besonders niedrigem Energieverbrauch ratifiziert hat. Der Funkstandard ist damit auch für Energy Harvesting-Lösungen – und damit für die batterielose Funktechnologie von EnOcean – optimiert. Mit den Anwendungsprofilen (EnOcean Equipment Profiles, EEP) der EnOcean Alliance schafft dieser internationale Standard die Voraussetzungen für eine interoperable, offene Funktechnologie vergleichbar mit Standards wie Bluetooth oder WiFi. „Die Standardisierung wird neue Impulse für die Nachfrage und Implementierung batterieloser Sensoren und Funkmodule geben. Gleichzeitig erwarten wir die Entwicklung von noch effizienteren Energy Harvesting-Lösungen, die verschiedenste Energiequellen nutzen“, erklärte Laurent Giai-Miniet, CEO der EnOcean GmbH.
KNX überzeugte mit der feierlichen Verleihung des KNX Award 2012 vor 1500 Gästen auf dem Messegelände. Auf der inzwischen 9. Verleihung wurden insgesamt 14 internationale KNX-Projekte in acht Kategorien ausgezeichnet, die als besonders originell, nachhaltig und zukunftsorientiert befunden wurden. Der Energie Efficiency Award ging an Shanghai Longchuang Control Automation System Co., Ltd. für die KNX-Installation für den Shanghai Hangqiao Airport, China, bei dem 6000 Lichtkreise auf einem Areal von 300 000 m2 installiert wurden. Der National Award ging an Bauer Elektroanlagen GmbH, Halle, für die Automatisierung der neuen HDI-Gerling Hauptverwaltung in Hannover und an die Anton Hieber GmbH & Co Elektroanlagen KG in Schwabmünchen für die Realisierung eines Energiemanagements in der Fabrik der Ritter GmbH, ein Gebäude mit DGNB-Standard Gold. Der Young Award wurde ebenfalls zweimal vergeben und ging an die HTL St. Pölten für eine Studie, die praxisnahe Daten für die Umrüstung zu mehr Energieeinsparung von Schulen liefert, und KNX auf dem Lehrplan der TU Darmstadt.
Ein großes Segel über dem LonMark-Gemeinschaftsstand zeigte einige der bekannten Gebäude und Lon-Projekte aus der Skyline der Frankfurter City und lud so zum Gespräch ein. Bei diesen Gesprächen machte Martin Mentzel, Mitglied im Vorstand von LonMark Deutschland, folgende Erfahrung: „Wenn ich den Besuchern erzählte, dass wir aus Platzgründen nur die Namen eines Drittels der uns bekannten LON-Projekte in Frankfurt City unterbringen konnte, war das Erstaunen doch groß.“ Bedeutsam für den Einsatz von LON ist, dass Echelon mit dem neuen OpenLNS Network Operating System sein Lizenzmodell ändert und „Credits“ für LON-Geräte der Vergangenheit angehören werden.
Als weiterer Funkstandard präsentierte sich Z-Wave, eine Industrieallianz der inzwischen über 160 Unternehmen angehören, für den bereits über 600 Produkte zertifiziert sind, an einem Gemeinschaftsstandard.
Spannend ist auch das Thema digitalStrom, über das in der tab bereits mehrfach berichtet wurde. Die „intelligenten“ Klemmen des Systems sorgen für eine leichte Installation und führt zu neuen Lösungsansätzen, über die in Zukunft mit Sicherheit noch viel zu hören sein wird.
Nach der Messe in die City
Am Abend nach Messeschluss schließlich konnten die Fachbesucher der Light+Building sich mit der Luminale faszinierende Lichtwelten anschauen, die Teile der City Frankfurts wie verwandelt wirken ließen. Mehr als 140 000 Besucher aus aller Welt bestaunten die 170 Licht-Ereignisse in Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet. Die nächste Light+Building findet vom 30. März bis 4. April 2014 in Frankfurt am Main statt.