Ein Kommentar
Unwetter über Deutschland – Apocalypse Now?„Braunsbach war einmal!“ So oder ähnlich lauteten die Schlagzeilen nach dem verheerenden Unwetter, welches am Sonntag, den 29. Mai 2016, das Dorf im fränkischen Hohenlohe in Baden-Württemberg praktisch dem Erdboden gleichgemacht hat. Es grenzt an ein Wunder, dass es dort keine Toten gab. Die gab es anderswo während der urbanen Sturzfluten in Süddeutschland.
Drei Menschen verloren in den Wassermassen ihr Leben. Ein 13-jähriges Mädchen wurde unter einer Bahnbrücke von einem Zug erfasst, weil es dort Schutz vor den Wassermassen gesucht hatte und dabei zu nahe an die Gleise gekommen war. Andere hatten da mehr Glück: 42 Menschen wurden aus lebensgefährlichen Situationen gerettet.
Doch zurück nach Braunsbach. Dieses Jahrhundert-Ereignis an Naturgewalten wird wohl noch sehr lange in den Köpfen der Einwohner bleiben, selbst wenn in einigen Jahren nichts mehr an die Gerölllawine erinnern wird. Doch was bleibt an Erkenntnissen bei den Nichtbetroffenen. Wahrscheinlich nicht viel. Es hat sie, wenn überhaupt, zwei, drei Tage beschäftigt, danach wurde die Katastrophe wohl gedanklich als Kollateralschaden verbucht. Doch es kann jederzeit jede Region oder jede Stadt treffen, da diese extremen Wetterlagen zunehmen und prinzipiell überall möglich sind ... sagen die Meteorologen und behalten Recht: Bereits wenige Tage später traf es die Ortschaften Bettingen in der Eifel sowie Simbach in Niederbayern – hier kam es zu sieben Toten – und die Hansestadt Hamburg mit einem Tornado, der eine Spur der Verwüstung durch den Nordosten der Hansestadt zog.
Wir gehen mit der Erde um, als ob wir noch eine zweite im Rucksack hätten!
Ein echtes Umweltbewusstsein ist in unserer Gesellschaft nur selten anzutreffen. Sie konsumiert lieber, koste es, was es wolle. Wir sind quasi zum Konsumieren verdammt, sonst kommt ja unser Wirtschaftssystem ins Wanken. Dies unterstützt die EZB zusätzlich mit ihrer Null-Prozent-Zinspolitik, die das Konsumklima verbessern soll. Wobei das Wachstum schon seit Jahren quasi ein Künstliches ist, was u.a. auf Subventionen, für die Schulden gemacht werden, basiert. Ein gutes Beispiel dafür: Die Abwrackprämie für alte Autos. Vom Konjunkturprogramm für E-Autos wird wohl in erster Linie die Automobil-Industrie profitieren. Bei 13,2 Mrd. € Gewinn vor Steuern/Abgaben (Daimler-Konzern in 2015) ist noch Luft nach oben.
Unsere Erde zu retten, wird, wenn überhaupt, gerne Anderen überlassen, am besten staatlich verordnet. Beispielsweise den Regierungen dieser Welt, die sich regelmäßig zum Welt-Klima-Gipfel treffen, um Maßnahmen für eine energieeffizientere Welt mit weniger C02-Ausstoß einzuleiten, damit die Klimaerwärmung auf ein erträgliches Maß gestoppt werden kann.
Mit Verlaub: Auf die Mächtigen sollte man nicht setzen, denn im auf Wachstum und Rendite ausgerichteten globalen Wirtschaftssystem werden die Interessen der Industrie und Wirtschaft grundsätzlich über alles gestellt. Zwar wird nach jedem Klima-Gipfel eine Absichtserklärung unterschrieben – wir reduzieren die Klimaerwärmung, also wir haben es in den nächsten 10, 20 oder 30 Jahren vor, um sie dann auf maximal 2, 3 oder 4 K zu begrenzen – aber tatsächlich wirkungsvolle Maßnahmen, um den Ausstoß an Treibhausgasen zu reduzieren, leitet keiner ein. Um das Klima zu retten, fehlt der große, spürbare Ruck, nur eine Minderheit sieht offensichtlich die Dringlichkeit eines Klimaschutzplans.
Der wäre sowieso schwer einzuhalten. Weltweit sind 1.200 Kohlekraftwerke!!! – hauptsächlich in China und Indien – geplant und schon zum großen Teil im Bau, später befeuert mit schmutziger Kohle. Vom Betreiber einer riesigen Skiarena in den Alpen stammt dieses Zitat: „Der Klimawandel interessiert mich nicht. Dann stelle ich halt noch 100 Schneekanonen mehr auf.“
Ähnlich dürften auch die Besitzer der Hausfrauen-Panzer – Sinnbild für die gedankenlose Konsumgesellschaft – Porsche Cayenne, Audi Q 7, BMW X6 oder Mercedes GL denken. Die SUV’s haben weiterhin zweistellige Zuwachsraten, weil „frau“ mit einem 15 bis 20 l verbrauchenden Ungetüm zum Shopping in die Stadt will. So ein 200-€-Parfüm braucht halt Stauraum. Und warum ist es so: Weil „mann“ oder „frau“ sich so ein großes Auto leisten kann, warum also verzichten. Dafür lebt man, ein bisschen Umweltbewusstsein muss halt sein, im riesigen Passivhaus. Was aber, wie jeder neue Wohnraum, große Mengen an Energie bei der Entstehung verschlingt.
Was bleibt
Viele Menschen interessiert Umwelt- und Klimaschutz, daran wird auch Braunsbach und weitere Katastrophen, die die letzten Tage über Deutschland hinweggezogen sind, nichts ändern, überhaupt nicht.
Der Klimawandel ist für viele ein Hirngespinst, obwohl er mess-, spür- und erlebbar ist. Und wenn es ihn geben sollte, ist er bitteschön nicht Menschen gemacht. Warum soll also der Einzelne an die Umwelt denken? Warum soll er sein Verhalten umstellen und einen kleinen Teil zur Energiewende beitragen, für wen oder was? Dann lieber der angstvolle Blick gen Himmel, wenn dunkle, schwere Gewitterwolken am Horizont auftauchen, verbunden mit der Hoffnung: Es wird schon gutgehen!
Dietmar Stump, Pressebüro DTS, Kleinniedesheim