Energetischer Exkursionskurs

Zu den erneuerbaren Energien segeln

Seit dem Wintersemester 2014/2015 bietet die Hochschule Biberach als Weiterentwicklung der bereits seit Jahren bestehenden Studiengänge Gebäudeklimatik und Energie­systeme den neuen Studiengang Energie-Ingenieurwesen mit zwei Vertiefungsrichtungen an. Hierbei können sich die Studierenden nach dem Grundstudium im 3. Se­mes­ter für einen der beiden Schwerpunkte Gebäudesysteme oder Energiesysteme entscheiden. Ein Wahlfach im Hauptstudium dieser Studiengänge ist das Fach „Große Exkursion“.

Im Wahlfach „Große Exkursion“ wird von den Studenten zusammen mit den Dozenten als Exkursionsleiter mit entsprechender Vorlaufzeit eine einwöchige Exkursion zu interes­santen Praxiszielen im In- und Ausland geplant, organisiert und durchgeführt. Die letzte Exkursion, die von Prof. Dr. Becker und  Prof. Bretzke zusammen mit dem Mitarbeiter Peter Knoll geleitet wurde, war eine außergewöhnliche Exkursion: Eine einwöchige Segelexkursion zu erneuerbaren Energien auf der Ostsee mit interessanten Zielen an Land.

„Auf nachhaltigem Kurs“

Eine 35-köpfige Exkursions-Crew der Hochschule Biberach war im September 2014 unter dem Leitgedanken „auf nachhaltigem Kurs“ auf der Ostsee unterwegs, um Ziele innovativer und erneuerbaren Energiegewinnung in Küstenregionen und auf See (Offshore) sowie effizienter Energienutzung in Städten zu erkunden. An Bord des 48 m langen Dreimaster-Segler „Thalassa“, die mit 16 Se­geln und einer Segelfläche von rund 800 m² zu den Großseglern zählt, mit einer minimalen Boots-Crew (Kapitän, Steuermann, zwei Matrosen und Koch) ging es für eine Woche auf See.

Bevor es so weit war arbeite­ten die Studenten in verschiede­nen Teams, in denen sie sich mit den Exkursionszielen, der Bord­organisation, der Öffentlich­keitsarbeit oder Sponsoring beschäftigten. Ein Team führte auch Berechnungen für einen CO2-Footprint durch, um die Nach­haltigkeitsaspekte der Ex­kursion bei verschiedenen Reisevarianten aufzeigen zu können. Ein Jahr dauerten die Vor­bereitungen bevor 29 Studenten, zwei Professoren und vier wissenschaftliche Mitarbeiter der Hochschule zur Segelexkursion „Energy Sail 2014“ starten konnten. Erstes Ziel war die grüne Hauptstadt Europas 2014, Kopenhagen. Die Stadt hat mit seinem sehr gut ausgebauten Fernwärme- und Fernkältenetz eine Vorreiterrolle der Energieversorgung im Vergleich zu anderen Großstädten ähnlicher Größe. Zudem kommt der sehr hohe Anteil an Fahrradfahrern in der Stadt, welche ebenfalls einen nicht unerheblichen Beitrag zur Energiewende leisten. Weiter ging es zum Kraftwerk Avedøre Power Station südlich von Kopenhagen. Das Kraftwerk ist mit einem Wirkungsgrad von bis zu 49 % für die Stromerzeugung und 94 % für die gekoppelte Strom- und Wärmegewinnung laut Betreiber aktuell das effizienteste Dampfkraftwerk der Welt. Mit einem Großteil an Wärmegewinnung aus Stroh und Pellets stellt es zudem ein Kraftwerk dar, welches zu einem hohen Anteil erneuerbare Energien nutzt.

Nächste Exkursionsziele waren ein Windparks und der Prototyp eines Wellenkraftwerks. Dessen Plattform ist 37 m lang und besteht aus statischen Teilen und acht flexiblen Absorbern. Die Absorber nehmen 70 bis 90 % der Wellenenergie auf, wobei der Gesamt-Wirkungsgrad allerdings (noch) deutlich geringer ist. Zurück in Kiel wurde die HDW-Werft von ThyssenKrupp besichtigt. Mag es seltsam erscheinen, dass Energieingenieure eine Werft für U-Boote besichtigen, stellt man bei genauer Betrachtung fest, dass die Anlagen für die gebäudeklimatische und energietechnische Versorgung der Besatzung von U-Booten viele Ähnlichkeiten mit einem Gebäude aufweisen, dabei an die speziellen Anforderungen eines U-Bootes angepasst sein müssen.

Fazit

Die Studenten konnten durch diese Exkursion Erfahrungen sammeln, die sie nicht im Rahmen einer Vorlesung erfahren hätten können. Aber nicht nur der fachliche Teil wurde bei dieser Exkursion gestärkt, sondern auch die Teamarbeit und die Organisationsfähigkeit. Durch die guten Erfahrungen mit der Exkursion „Energy Sail 2014“ wird die Hochschule Biberach in den nächsten Jahren zurückgreifen können und vielleicht noch das ein oder andere Mal in See stechen.

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