Frischer Wind im Friedrichstadt-Palast
Belüftungssystem für ein Berliner RevuetheaterBerlins meistbesuchte Bühne hat eine neue Lüftungsanlage. Der landeseigene Immobiliendienstleister BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH beauftragte Caverion mit der Sanierung der Be- und Entlüftungstechnik im Bauabschnitt A im Friedrichstadt-Palast, Berlin.
Mitten in der historischen Spandauer Vorstadt befindet sich ein Zentrum der vielschichtigen Berliner Kulturszene. Der Neubau, Ersatz für den 1980 geschlossenen und 1985 abgerissenen Alten Friedrichstadt-Palast, liegt an der seit Beginn des 20. Jahrhunderts als Amüsiermeile bekannten Friedrichstraße. Der Palast steht seit März 2020 unter Denkmalschutz. Das Areal wurde zuvor unter anderem als Kaserne des 2. Garderegiments zu Fuß und später vom Finanzamt genutzt. Zwischen 1949 und etwa 1960 befand sich hier die Manege des früheren Zirkus Barlay.
Schon bald ein Fall fürs Museum war das installierte Lüftungssystem. „Lüftungstechnik ist im Allgemeinen recht langlebig“, erklärt Andreas Rahn, Leiter der ausführenden Caverion Niederlassung Dresden, „aber nach 35 Betriebsjahren war die Anlage einfach verschlissen. Und auch die Energieeffizienz war zu Zeiten der Erstinstallation natürlich noch kein Thema. Deshalb ist diese Erneuerung nicht zuletzt auch eine energetische Sanierung.“
Luftzufuhr für den Theatersaal
Der Friedrichstadt-Palast Berlin verfügt über 1.895 Sitzplätze und ist mit einer Fläche von etwa 2.850 m2 die größte Theaterbühne der Welt. Der Theatersaal ist als Auditorium gestaltet, außerdem verfügt das Gebäude noch über ein mehrstöckiges Foyer sowie diverse Gastronomieflächen. Die Pandemie machte auch hier eine Betriebsunterbrechung notwendig – die von der Betriebsgesellschaft allerdings sinnvoll genutzt wird. Dazu Sven Lemiss, Geschäftsführer der BIM, die den Auftrag entsprechend ausgeschrieben haben: „Aufgrund der Corona-bedingten Schließung haben wir den Bauabschnitt A der Sanierung vorgezogen.“
„Gerade im Theater sitzen die Besucher eng beieinander, schließlich will jeder möglichst nahe an der Bühne sein“, weiß Andreas Rahn, „entsprechend viel Zu- und Abluft gilt es zu transportieren, damit eine angenehme Atmosphäre herrscht.“ Die Lüftung für den Saal und Bühne beträgt 97.000 m3/h (Anlagen Saal 2 x 36.000 m3/h + Bühnenturm 25.000 m3/h). Die Luftmengen wurden nicht neu konzipiert. Die Dimensionierung der RLT-Anlagen wurde schon 1984 zur Planung festgelegt und entspricht weiterhin den heutigen hygienischen Anforderungen.
Dementsprechend umfangreich waren die Montagearbeiten. Zunächst musste die komplette Altanlage demontiert werden. Etwa 9.000 m2 Luftleitungen galt es dabei zu entsorgen. Neben den neuen Luftkanälen wurden 14 Lüfter installiert. Damit die Lüftung bei einem Feuer im Gebäude nicht zum Ausbreitungsrisiko wird, mussten zudem etwa 200 Brandschutzklappen geplant und eingebaut werden. Die Anlage ist nach DIN EN ISO 16890 in der Zuluft mit Filtern der Klasse ePM1, 50 %, (F7) und ePM1, 85 %, (F9) ausgestattet. Nicht zuletzt aus Infektionsschutzgründen bleiben Zu- und Abluft immer getrennt. Ein Umluftbetrieb ist nirgends vorgesehen. Die Lüftung ist so ausgelegt, dass die Zuluft im Sommer auf 18 °C gekühlt und im Winter auf 22 °C angewärmt wird.
Montage mit Maske
„Bei der eigentlichen Montage war die Dimension der Anlage, insbesondere der Lüfter, die im wahrsten Sinne des Wortes größte Herausforderung für uns“, erzählt Andreas Rahn. „Die annähernd doppelt mannshohen Lüfter und anderes Equipment mussten wir durch den Balkon über dem Haupteingang ins Gebäude hieven. Dazu war sogar eine teilweise Öffnung der Fassade erforderlich.“
Um den Auftrag im Wert von etwa 2 Mio. € zügig abzuwickeln, war Caverion mit zwei Bauleitern und 20 Monteuren vor Ort. „Durch die Corona-bedingte Schließung des Theaters ging manches natürlich einfacher, weil wir keine Rücksicht auf den laufenden Betrieb nehmen mussten“, so Andreas Rahn. „Allerdings gilt im gesamten Gebäude Maskenpflicht – auch bei den Montagearbeiten. Da hier oft körperlich anstrengende Tätigkeiten auszuführen sind, war das natürlich eine zusätzliche Herausforderung für unsere Mitarbeiter. Dennoch konnten wir den recht engen Zeitplan einhalten.“
Das Gebäude wird noch bis 2024 in mehreren Abschnitten weiter saniert.