Gedruckte „in-situ“-Perowskitsolarzellen

Nachhaltigen Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energien

Die Photovoltaik (PV) ist eine der Hauptsäulen einer nachhaltigen Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energien. Solarzellen aus Silicium dominieren heute den PV-Weltmarkt. Ihre Produktion besteht aus einer Vielzahl von Einzelprozessschritten, von der Synthese des photoaktiven Materials und der Herstellung der Solarzellen bis hin zur elektrischen Verschaltung und Versiegelung des fertigen Solarmoduls.

Mit dem Material Perowskit und dem Ziel, Produktionsschritte einzusparen, haben sich am Fraunhofer ISE Forscher einer Arbeitsgruppe die Frage gestellt: Warum nicht die Herstellung einer Solarzelle so umkehren, dass zuerst das Solarmodul vorgefertigt wird und anschließend das eigentliche photovoltaische Material eingefüllt und direkt vor Ort – lateinisch „in-situ“ – aktiviert wird?

Die für gedruckte „in-situ“-Perowskitsolarzellen auf kleinen Flächen entwickelte Methode und die erzielten Resultate bilden die Grundlage für die Untersuchung der Aufskalierbarkeit. Ziel der aktuellen Projekte ist es, druckbare nanoporöse Elektrodenschichten zur inneren Abscheidung und Ankopplung der Perowskitkristalle zu entwickeln, die Homogenität des Abscheideprozesses zu optimieren und hohe solare Wirkungsgrade in den fertigen Zellen nachzuweisen. Dabei werden die Prozessschritte „Siebdruck der Elektrodenschichten“ und „Aktivierung des Perowskits“ optimiert. Die Dicke der späteren photovoltaisch aktiven Schicht liegt unter einem Mikrometer.

Entscheidend für den solaren Wirkungsgrad ist die Kontrolle des Abscheideprozesses der Perowskitkristallite im Inneren der nanoporösen Elektroden, die aus Metalloxiden und mikronisiertem Graphit bestehen. Neu beim Ansatz der Forscher um Andreas Hinsch ist das Verfahren zur Befüllung der ansonsten fertigen Zelle mit dem Perowskit und dessen anschließender Kristallisation. Während bisher übliche Verfahren zu einem unkontrollierten Kristallwachstum führten, haben die Forscher des Fraunhofer ISE einen Weg gefunden, das Perowskit mittels eines polaren Gases in ein bei Raumtemperatur geschmolzenes Salz umzuwandeln und so die Poren der Elektroden zu füllen.

Die anschließende Desorption des Gases erhöht den Schmelzpunkt stark und bewirkt die Kristallisation. Das Ergebnis ist ein homogener Wachstumsprozess. Solcherart hergestellte photoaktive Schichten weisen eine hohe Photospannung von 1 Volt auf und erzielen den für „in-situ“-Laborzellen (0,1 cm2) mit Graphitelektrode zertifizierten, stabilisierten, solaren Wirkungsgrad von 12,6 %. Die Fraunhofer-Forscher erwarten eine weitere Steigerung des Wirkungsgrads, weil das verwendete Perowskitmaterial bereits solare Wirkungsgrade von 22 % gezeigt hat.

Ziel der weltweit einmaligen Forschungsarbeiten des Fraunhofer ISE an effizienten „in-situ“-Solarzellen ist es, eine möglichst ressourcenschonende, lokal produzierbare Photovoltaik zu ermöglichen. Die Verarbeitungsschritte der jetzt mit 12,6 % Wirkungsgrad erfolgreichen gedruckten Perowskitsolarzelle ähneln jenen der Glasverarbeitung. Daher ist eine Herstellung über dezentrale Wege mit lokalen Produktionsstätten nicht nur in hochtechnisierten Standorten, sondern auch unter einfachen Infrastrukturbedingungen realisierbar. Durch die Verwendung von preiswertem Graphit und leicht synthetisierbarem Perowskit reduzieren sich die Materialkosten fast auf die Kosten der Glassubstrate. Für die spätere Vermarktung dieser Form von gedruckten „in-situ“-Perowskitsolarzellen könnte also das Geschäftsmodell der glasproduzierenden und verarbeitenden Industrie übernommen werden. Dies bedeutet, dass aufgrund der niedrigen Materialkosten die Transportkosten anteilsmäßig den Verkaufspreis so erhöhen, dass lokale Produktion und Vertrieb gegenüber einer zentralisierten Herstellung global gesehen konkurrenzfähiger werden.

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