Güntner-Symposium in Alpbach
Nach sechs Jahren Pause fand vom 24. bis 26. Oktober 2013 wieder einmal ein Symposium der Güntner-Gruppe statt. Rund 200 Gäste aus 28 Ländern waren nach Alpbach (Tirol) gekommen, um sich über aktuelle Themen, die die Kältebranche derzeit bewegen, zu informieren. Referenten der drei Schwesterfirmen Güntner, Jaeggi und thermowave berichteten u.a. über Themen wie Energieeffizienz, Anlagensicherheit und intelligente Regelungssysteme.
„Wir sind hier zusammengekommen mit dem Ziel des gemeinsamen Informationsaustauschs unter Partnern. Wir wollen auch von Ihnen lernen und Sie müssen nicht befürchten, dass wir hier eine Werbeveranstaltung abhalten“, erläuterte Robert Gerle, Güntner-Geschäftsführer, zu Beginn des Symposiums die Ziele der Veranstaltung. Und die 14 Vorträge des Symposiums wurden seiner Ankündigung gerecht. Natürlich ging es um Themen, die mit den Güntner-Produkten im Zusammenhang stehen, aber die neutrale Informationsvermittlung stand dabei im Vordergrund.
Im Rahmen einer Pressekonferenz im Anschluss an die Veranstaltung zog Robert Gerle dann auch ein positives Fazit: „Kundennähe ist unser Anspruch. Das Symposium war eine hervorragende Gelegenheit, direkt mit unseren Kunden über die Themen zu reden, die uns alle bewegen, aber unterschiedliche Auswirkungen auf die verschiedenen Zielgruppen haben. Der enge persönliche Kontakt zu unseren Kunden ist für uns essentiell, um auch in Zukunft für die Anforderungen der Branche gewappnet zu sein.“ Aber auch für den fachlichen Austausch der Teilnehmer untereinander blieb genügend Zeit. Bei den rund 200 Teilnehmern handelte es sich um Kunden von Güntner – also Planer und Anlagenbauer. Über 50 % der Teilnehmer kamen dabei aus dem Ausland, viele davon aus Osteuropa, wo Güntner in den vergangenen Jahren nach Aussage von Christian Weiser, CEO bei Güntner, besonders stark zulegen konnte. Das Jahr 2013 wird Güntner mit einem Umsatz von ca. 275 Mio. € abschließen, der mit 2600 Mitarbeitern weltweit erwirtschaftet wurde.
Vortragsreihen zu Gewerbe- und Industriekälte
Um der Bandbreite an Themen in den verschiedenen Geschäftsbereichen Rechnung zu tragen, war die Veranstaltung zum Teil parallel ausgerichtet, um genügend Raum für die jeweiligen Vorträge in den Bereichen Gewerbekälte & Klimatisierung sowie Industriekälte zu lassen. So lag in der Industriekälte der Schwerpunkt auf praktischen Themen wie Wurfweite und Lufteindringtiefe in großen Kühllagern oder effiziente Techniken bei der NH3-Heißgas-Abtauung. In der Gewerbe- und Klimatechnik wurden verschiedene Anwendungen von Besprühungssystemen betrachtet, Regelungstechnologien für einen energieeffizienten Anlagenbetrieb verglichen und Aufstellanforderungen an Rückkühler und Verflüssiger vorgestellt.
Alle Vorträge an dieser Stelle zu würdigen, würden den Rahmen des Nachberichts sprengen. Beispielhaft erwähnt werden soll daher der Vortrag von Klaus Goldemund, Fa. Accon, der die technischen Grundlagen zum Thema Schall in Innenräumen vorstellte. Er erläuterte, was bei der Berechnung von Schallemissionen in Kühlräumen in Abhängigkeit von Geometrie, Absorption und Nachhallzeit zu beachten ist. Die Begrifflichkeiten rund um das Thema Schall sind äußerst komplex und die Zusammenhänge nicht einfach zu begreifen. Oder wer könnte auf Anhieb die Unterschiede zwischen Emissions-Schalldruckpegel, Messflächen-Schalldruckpegel, Messflächenmaß, Schallleistungspegel oder mittlerem Schalldruckpegel nennen? Auch wenn es schwerfällt, sich dieses Wissen anzueignen: Klaus Goldemund machte eindrucksvoll deutlich, dass für eine zielführende und vor allen Dingen auch rechtssichere Kommunikation mit Kunden und auch dem Lieferanten die Grundbegriffe der technischen Akustik bekannt sein müssten. Er stelle immer wieder fest, dass in Lastenheften beim Thema Schall falsche oder schwammige Formulierungen und Begriffe verwendet würden. Er plädierte dafür, bei Vertragsabschluss eine klare schalltechnische Festlegung vorzunehmen unter Verwendung der korrekten schalltechnischen Begriffe und Einheiten, um zu einem eindeutigen Vertrag zu kommen, der bei schalltechnischen Problemen auch vor einem Richter Bestand haben kann.
Ökodesign-Richtlinie und F-Gase-Verordnung
Neben den technischen Themen sind in der Kältetechnik derzeit aber auch andere Themen aktuell: Die Ökodesign-Richtlinie und die F-Gase-Verordnung wurden daher während des Güntner-Symposiums ebenfalls in zwei Vorträgen behandelt.
Jörg Köcher, Leiter Produktentwicklung und Controls bei Güntner, stellte die Ökodesign-Richtlinie vor. Diese Richtlinie (auch als ErP-Richtlinie bekannt) regelt die umweltgerechte Gestaltung energieverbrauchsrelevanter Produkte. Die verschiedensten Produktgruppen (ab einem Verkaufsvolumen in der EU von über 200 000 Einheiten) werden hierfür in Brüssel unter die Lupe genommen und es werden Grenzwerte in Bezug auf Energieverbrauch, Effizienz und Schadstoffgehalt festgelegt. Für unsere Branche betrifft dies u.a. elektrische Motoren, Ventilatoren und Pumpen – aus Sicht von Güntner sind daher auch Wärmeaustauscher mit Ventilatoren betroffen. Geräte mit Ventilatoren, die der Verordnung nicht entsprechen, dürfen in der EU nicht mehr in den Markt gebracht werden. Stufe 1 gilt bereits seit Januar 2013, Stufe 2 mit noch höheren Anforderungen an die Zielwirkungsgrade von Ventilatoren greift dann ab 2015. Konsequenz: In vielen Anwendungsbereichen ist ab 2015 Schluss für AC-Ventilatoren; die EC-Technik wird sich zwangsläufig durchsetzen.
Harald Conrad, Westfalen AG, beleuchtete den aktuellen Stand der F-Gase-Verordnung und ihre Auswirkungen auf die Kältetechnik. Nach wie vor gilt, dass die endgültige Entscheidung über die Schärfe der Neuregulierung der F-Gase-Verordnung noch aussteht. Harald Conrad machte aber noch einmal deutlich – egal, ob sich letztendlich der etwas moderatere Entwurf der EU-Kommission oder der schärfere Entwurf des EU-Parlaments durchsetzen wird –, dass drastische Veränderungen auf die Kältebranche zukommen. Die Überlegungen im EU-Parlament gehen soweit, dass ab 2020 keine Neuinstallationen mit F-Gasen mehr möglich sein sollen (also nur noch natürliche Kältemittel), und ab 2017 könnten keine Kälteanlagen mit den Kältemitteln R404A oder R507 und einem Füllgewicht von über 13 kg mehr repariert werden. Bis 2020 gänzlich auf synthetische Kältemittel zu verzichten, hält Carsten Konrad aber nicht für realistisch. In jedem Fall müsse aus seiner Sicht die Branche dringend die Anforderungen an die Ausbildung verändern, damit der zu erwartende stärkere Umgang mit natürlichen Kältemitteln im Handwerk auch geleistet werden könne. Neben den thermodynamischen und elektrotechnischen Grundlagen müssten verstärkt Richtlinien und Normen der Sicherheitsgrundlagen von natürlichen Kältemitteln praxisnah vermittelt werden.