Hallenheizung mit Dunkelstrahlern
Strahlende Wärme für LogistikerDas rasante Wachstum des Online-Handels lässt allerorten neue Logistikhallen enstehen. Deren Bauzeit beträgt oft nur wenige Monate. Für die Hallenheizung bieten sich deckenmontierte Gas-Dunkelstrahler an, die rasch installiert sind und so dem modernen Modulbau entgegenkommen.
Zu den Gewinnern der Corona-Pandemie zählt die Logistikbranche.Das boomende Online-Shopping lässt die Warenverteilung immer näher an die Städte heranrücken. Zustellung ins eigene Zuhause und „Same Day Delivery“ lautet ein Trend. Doch stadtnahe Grundstücke für Logistikimmobilien werden rar. Die Bodenpreise steigen rasant und viel Kommunen wehren sich gegen die weitere Versiegelung der Landschaft. Eine Problemlösung verspricht das Bauen in die Höhe mit entsprechender Verkehrserschließung. Hochregallager mit 40 m Höhe und mehr sind heute keine Seltenheit. Was hat das alles mit der Heizungstechnik zu tun?
Die Heizung in Logistikbauten soll auf energiesparende Weise für die thermische Behaglichkeit der Mitarbeiter sorgen, im Lager dagegen ein weitgehend konstantes Temperaturprofil über die Höhe sicherstellen. „Das stellt bei hohen Lagerhallen spezielle Anforderungen an die Heizung“, erörtert Christian Tüllmann, Geschäftsführer des westfälischen Strahlerproduzenten Vacurant in Bad Lippspringe (www.vacurant.de). Der CEO zählt auf :
Eine Lösung dieses Aufgabenbündels sind gasbefeuerte Dunkelstrahler, die im Firstbereich der Halle abgehängt werden, im Hochregallager beispielsweise über den Lagergassen. Die Regale lassen sich hier bis unter die Hallendecke hochziehen – ohne auf irgendwelche Warmluftströme achten zu müssen.
Die Geräte geben eine milde Strahlungswärme zugfrei und geräuscharm nach unten ab. Die langwelligen Strahlen wandeln sich erst beim Auftreffen auf Boden, Mensch und Einrichtung in Wärme um. Da nicht die Luft temperiert wird, entsteht auch kein verlustreicher Wärmestau unter dem Hallendach. Folglich kann ohne Komforteinbuße die Lufttemperatur um 2 bis 3 K abgesenkt werden. Das spart Energie und reduziert den CO2-Fußabdruck. Christian Tüllmann fügt ergänzend hinzu: „Die fehlende Thermik bei der Strahlungsheizung vermindert auch das Infektionsrisiko,weil weniger Keime und Viren in der Luft schweben.“
Moderne Dunkelstrahler sind mit vollautomatischen Gasbrennern bestückt, die einstufig, mehrstufig oder gleitend arbeiten. Rohrstränge oder -schleifen bilden die Brennkammern. Darüber liegende Reflektoren richten die Wärmestrahlung nach unten.
Vorteilhaft ist die dezentrale Anlagenvariante mit Einzelstrahlern, denn sie vereinfacht die Temperatur-Zonierung durch Zu- und Abschalten von Geräten. Beispielsweise werden die Kommissionier- und Packbereiche mit 20 °C gefahren und der Lagerbereich mit 15 °C. Christian Tüllmann nennt einen weiteren Vorteil: „Bei einer späteren Umnutzung der Halle ist die Zonen-Einteilung rasch geändert – bei Bedarf auch die ganze Installation. Oft genügt auch eine Umprogrammierung. Dunkelstrahler sind daher eine Investition in die Zukunft.“
Branchentypisch für große Lagerhallen ist die Modulbauweise mit weitspannenden Stahlkonstruktionen mit möglichst wenigen Stützen. Vorgefertigte Bauelemente werden just in time geliefert und rationell montiert. Das das gilt auch für die Dunkelstrahler von Vacurant. Der geringe Platzbedarf birgt kein Kollisionsrisiko mit der übrigen Versorgungstechnik (Sprinkler, Beleuchtung, Kabeltrassen). Durch das geringe Gewicht (bei Langfeldstrahlern 9 kg/lfm) kommen die Strahler auch für leichte Systemhallen mit geringen Deckenlasten infrage. Mit Sammel-Abgasleitungen lässt sich die Zahl der Dachdurchdringungen klein halten. „All diese Eigenschaften kommen dem modernen Systembau mit kurzen Taktzeiten entgegen“, betont Christian Tüllmann.
Best practice in Bremen
Logistikimmobilien werden meist von Generalunternehmen als schlüsselfertige Leistung zum Pauschalpreis und mit einem Festtermin errichtet. Der GU koordiniert die unterschiedlichen Gewerke und bindet sie taktgenau in den Bauablauf ein. Er übernimmt praktisch den gesamten Wertschöpfungsprozess. Ein Fallbeispiel:
Für das Logistik-Objekt Bauwo in Bremen errichtete der Generalunternehmer Bremer mit Stahlbeton-Fertigteilen drei schlüsselfertige Hallen à 10.000 m2. Für die Beheizung der Hallen entschied sich der Bauherr für modulierende Langfeld- und U-Rohr-Strahler. Modulierend heißt: Die Wärmeabgabe lässt sich stufenlos und bedarfsgerecht zwischen 50 und 100 % regeln. Die synchrone Regelung von Gaszufuhr und Ventilatorleistung macht laut Hersteller Energieeinsparungen bis zu 15 % möglich. Das bedeutet weniger Abgasemissionen und geringere Taktzahlen. Und die Anfahrverluste schrumpfen. Christian Tüllmann argumentiert: „Ergo ist die Modulation sehr rentabel, denn erfahrungsgemäß arbeiten in der Lagerlogistik über zwei Drittel der installierten Anlagen im Teillastbetrieb.“
Die programmierbare „Vacutronic“-Steuerung errechnet den günstigsten Einschaltzeitpunkt durch Innen- und Außentemperaturfühler. Die insgesamt 17 installierten Strahler im Objekt Bauwo haben eine Heizleistung von 770 kW. Sie arbeiten mit relativ niedrigen Oberflächentemperaturen (im Mittel 230 °C) und sehr geräuscharm. Die Mieter der Hallen haben die Möglichkeit, die Heizung per PC zu überwachen und steuern. Schichtzeiten beispielsweise lassen sich programmieren. Serielle Schnittstellen erlauben die Anbindung an eine Gebäudeleittechnik und die digitale Vernetzung mit anderen Gewerken, so mit der Licht-, Tor- und Jalousiensteuerung. Aus zahlreichen regeltechnischen Optionen lässt sich für jedes Objekt die anwendergerechte Lösung wählen. Ein kleiner Schritt in Richtung Hallenheizung 4.0.