Neue Wege in der Wasseraufbereitung

Im Gespräch mit Frank Bolkenius

Mit der Gründung der emco Water Technology GmbH – kurz emco Water – baut die emco Group aus Lingen eine neue Kompetenz im Bereich der natürlichen Wasseraufbereitung auf. Die Redaktion sprach mit Frank Bolkenius, Geschäftsführer von emco Water, über die neu gegründete Gesellschaft sowie die von ihr vertriebene „emco narewa“-Technologie zur Wasseraufbereitung.

tab: Herr Bolkenius, unsere Leser kennen die emco Group bisher vorwiegend aus der Lüftungs- und Klimatechnik sowie dem Bereich der Bad­acces­soires. Wie kommt es, dass Sie sich nun mit emco Water auf neues Terrain wagen?

Frank Bolkenius: Das mag auf den ersten Blick in der Tat etwas ungewöhnlich erscheinen. Allerdings zeichnet sich die emco Group schon immer durch ihre vielfältigen Geschäftsbereiche aus. Neben emco Klima und emco Bad haben wir noch die Bereiche emco Bau mit objektbezogen gestaltbaren Sauberlaufsystemen oder Novus Dahle mit innovativer Bürotechnik und ‑einrichtung. Wir sind also schon seit geraumer Zeit breit aufgestellt und halten fortwährend Ausschau nach neuen, vielversprechenden Geschäftsfeldern. Entscheiden wir uns dann für den Markteinstieg, bauen wir diese neue Kompetenz mit der ganzen Stärke der Gruppe und den damit verbundenen Synergieeffekten auf.

tab: Und die natürliche Wasseraufbereitung ist genau so ein Fall?

Frank Bolkenius: Ja, hier sind wir auf eine patentierte Technologie aufmerksam geworden, die unserer Meinung nach großes Potential hat, die Wasseraufbereitung deutlich effizienter und umweltschonender zu machen. Es handelt sich dabei um ein einfaches, aber wirkungsvolles Verfahren, mit dem Wasser nach dem Vorbild der Natur aufbereitet wird. Das Herzstück der Technologie ist ein Reaktionskörper, in dem mithilfe natürlicher Wirkprinzipien – durch Zentrifugalkräfte, Scherspannungen, Reibungskräfte, Kavitation und Unterdruck – die mikrobiologische Belastung im Trink- und Brauchwasser erheblich reduziert wird. Gleichzeitig verbessern sich auch die Fließeigenschaften des Wassers wesentlich.

tab: Und was leistet die Technologie hier konkret?

Frank Bolkenius: In erster Linie verzichtet die Wasseraufbereitung mit „emco narewa“ komplett auf chemische Zusätze – deshalb auch die Ergänzung „natürlich“. Weiterhin werden mikrobiologische Bestandteile und Organismen nicht nur zerstört, sondern durch Kaltoxidation auch abgebaut. Dies bedeutet, dass kein Biofilm in den Rohren entsteht. Ganz im Gegenteil: Da die Oberflächenspannung des Wassers im Zuge der Aufbereitung um ca. 40 % abnimmt, verbessern sich auch die Fließeigenschaften. Dadurch erhöht sich die Reinigungsleistung und sogar bestehende Biofilme werden mit der Zeit abgebaut. Darüber hinaus kann das Wasser mit bestimmten Gasen angereichert werden, etwa Stickstoff oder Ozon. Insgesamt lassen sich also Wasserqualität und -hygiene für verschiedene Einsatzgebiete erheblich verbessern.

tab: Nun ist dies – nicht nur vor dem Hintergrund der Trinkwasserverordnung – für alle Beteiligten ein sehr sensibles Themenfeld. Viele Planer verlassen sich daher auf die Produkte und die Unterstützung langjährig etablierter Hersteller. Wie positionieren Sie sich hier als neuer Akteur?

Frank Bolkenius: Zunächst einmal handelt es sich bei emco narewa nicht um ein völlig neues Produkt. Die Technologie wird vielmehr seit über zehn Jahren erfolgreich in verschiedenen Anwendungsbereichen eingesetzt. Die hohe Wirksamkeit bei der Zerstörung von Mikroben wurde bereits 2003 durch eine unabhängige Studie wissenschaftlich belegt und daraufhin auch das Patent erteilt. Anschließend hat eine kleine Gruppe von Entrepreneuren rund um den Erfinder das Produkt in den Markt gebracht. Und obwohl dies in einem vergleichsweise überschaubaren Rahmen geschah, hat sich die Technologie seitdem in zahlreichen Referenzen bewährt.

Als sich uns die Gelegenheit bot, diese einzigartige Lösung in die emco Group zu integrieren, haben wir nicht lange gezögert. Schließlich bauen wir hier auf ein erwiesenermaßen sehr gut funktionierendes und etabliertes Produkt auf und bringen dieses jetzt in einer weiterentwickelten Form als emco narewa neu auf den Markt.

tab: Wenn die Technologie, wie Sie sagen, bereits so ausgereift war, inwiefern gab es dann noch Entwicklungspotential?

Frank Bolkenius: Wir haben uns das Gerät natürlich erstmal in unserem Forschungszentrum genau angesehen. Das Prinzip der natürlichen Wasseraufbereitung ist solide und funktioniert einwandfrei.

Hier haben sich die sehr guten Ergebnisse sowohl für die Zerstörung von Legionellen und anderen Mikroorganismen als auch für die Reduzierung der Oberflächenspannung bestätigt.

Allerdings gab es hinsichtlich der Geräteausführung noch etwas Luft nach oben. Hier haben wir unsere eigenen Qualitätsstandards umgesetzt und in vielen Produktdetails kleine, aber wichtige Verbesserungen vorgenommen. „emco narewa“ wird jetzt vollständig innerhalb der emco Group gefertigt und entspricht damit auch in jeder Hinsicht unseren Ansprüchen an die Produktqualität.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Tatsache, dass für den Betrieb auch eine leistungsfähige Pumpe benötigt wird, um das Wasser unter Hochdruck in die Reaktionskammer zu speisen.

Diese ist in der kleinsten Geräteausführung integriert, wird aber bei den höheren Leis­tungs­klassen im Aufbereitungskreislauf vorgeschaltet. Hier sind wir eine Kooperation mit Wilo eingegangen und statten so jede Leistungsklasse mit einer optimal abgestimmten, hocheffizienten Hochdruck-Kreiselpumpe aus.

tab: Das hört sich so an, als hätten Sie produktseitig Ihre Hausaufgaben gemacht. Wie sieht es aber mit dem Vertrieb und der Projektunterstützung für die Planer aus?

Frank Bolkenius: Dies ist ein wichtiger Punkt, der uns sehr am Herzen liegt. In der Vergangenheit wurde die Technologie nur mit sehr geringen Kapazitäten vertrieben und vermarktet. Das geschah zwar durchaus mit Erfolg, ging aber über eine bestimmte Größenordnung und einen bestimmten Bekanntheitsgrad nicht hinaus. Innerhalb der emco Group haben wir die Bereiche Vertrieb, Produktion und Vermarktung jetzt professionalisiert und deutlich ausgebaut. So verfügt emco Water für die Projektunterstützung über eigene Fachleute in Lingen, die bei der Einbindung der Wasseraufbereitung in den verschiedenen Einsatzgebieten umfassend beraten.

Deutschlandweit erfolgen die Vermarktung und Kundenbetreuung über die Vertriebsorganisation von emco Klima. Hier ist es nur konsequent, die jahrelange Erfahrung in der Planung, Ausführung und Betreuung von Versorgungstechnik im Objekt- und Industriebereich auch für unseren neuen Geschäftsbereich zu nutzen. Hinzu kommt die Fachkompetenz im individuellen Projektgeschäft, die ebenso für die natürliche Wasseraufbereitung wichtig ist. Denn auch hier handelt es sich vorwiegend um objektspezifische Lösungen.

tab: Herr Bolkenius, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview für die tab führte Beate Geßler, Die Agentur – Kommunikations-Management Schellhorn, 45721 Haltern am See.

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