Sicherheitstrends 2014

Im Gespräch mit Gert van Iperen

Die Energie- und Gebäudetechnik der Bosch GmbH präsentiert sich mit vielfältigen Kompetenzfeldern als zunehmend integrierter Unternehmensbereich, der unterschiedliche Aspekte von der Wärme für den Gebäudesektor bis hin zu Sicherheitslösungen vernetzt anbietet. Die Präsentation im Juni 2014 nutzte die tab-Redaktion, um im Vorfeld der Fachmesse Security, die Vernetzungsaspekte der Sicherheitstechnik mit Gert van Iperen, Präsident Bosch Sicherheitssysteme, zu diskutieren.

tab: Der Trend geht hin zur Vernetzung von Geräten. Wie wirkt sich dies auf den Bereich der Sicherheit aus?

Gert von Iperen: Die Vernetzung ist eine wesentliche Grundlage für die Integration unterschiedlicher Sicherheitssysteme. In einer vernetzten Umgebung können Sie beispielsweise die installierten Videokameras nutzen, um Meldungen der Zutrittskontrolle oder der Brandschutzanlage zu verifizieren. Dies verbessert die Reaktionsfähigkeit erheblich und führt insgesamt zu einem deutlich höheren Sicherheitsniveau.

Vernetzung und Integration ermöglichen zudem eine gemeinsame Steuerung des Systems von einem Bedienplatz aus mit einer Bedienerlogik, was die Effizienz deutlich erhöht.

tab: Menschen werden einerseits sensibler, wenn es um den Umgang mit persönlichen Daten geht, andererseits werden immer mehr Überwachungskameras im öffentlichen Bereich installiert. Wie können die unterschiedlichen Anforderungen miteinander in Einklang gebracht werden?

Gert von Iperen: Mittlerweise ist unzweifelhaft, dass Videokameras im öffentlichen Raum einen erheblichen Beitrag zur Kriminalprävention leisten können. Allerdings sollte der Einsatz von Videokameras im Rahmen eines Gesamtkonzeptes erfolgen, das auch andere Aspekte wie etwa ausreichende Beleuchtung beinhaltet. Natürlich ist der Datenschutz dabei zu gewährleisten. Wichtig beim Datenschutz sind Datenspeicherung und Datenzugriff. Im öffentlichen Bereich gibt es gesetzliche Vorgaben, die die Speicherdauer regeln. Bezüglich des Datenzugriffs ist es wichtig, dass Benutzer verschiedene Berechtigungsstufen mit individuellen, detaillierten Zugangsrechten erhalten. Die Dokumentation des Datenzugriffs muss dabei lückenlos erfolgen. Bei „Video im öffentlichen Raum“ gibt es darüber hinaus die technische Möglichkeit, festgelegte Bereiche aus einer Überwachung herauszunehmen – beispielsweise wenn sich in der Nähe eines überwachten Platzes Privatwohnungen befinden. Der Fachbegriff hierfür lautet Privacy Zone.

tab: Auf welche Standards und Protokolle sollten TGA-Ingenieure setzen, wenn sie sich mit der Planung von Sicherheits­lösungen beschäftigen?

Gert von Iperen: Derzeit setzt sich auf breiter Front das aus der EDV bekannte IP-Protokoll als Basis für die Vernetzung von Sicherheitssystemen durch. Insbesondere in der Videoüberwachung werden neue Projekte überwiegend auf IP-Basis realisiert, zumal digitale Kameras auch technisch heute den analogen meist überlegen sind. In anderen Bereichen wie etwa bei Alarmierungssystemen dient die Vernetzung über IP vor allem zur Kommunikation der Systeme untereinander und mit einem zentralen Managementsystem. Aber auch hier rückt IP immer näher an die Sensoren heran.

tab: Eine höhere Datenauflö­sung bedeutet größere Daten­mengen. Wie können die Datenmengen im Griff gehalten werden?

Gert von Iperen: Die „Intelligenz“ in den heutigen Kameras ermöglicht es, die Anzahl der gespeicherten Bilder, und damit das Speichervolumen, deutlich zu reduzieren. In vielen Anwendungen genügt es auch, Bilder nur dann aufzuzeichnen, wenn ein bestimmtes, vordefiniertes Ereignis erkannt wurde. Neue Techniken ermöglichen heutzutage zudem die Übertragung stark komprimierter Videos in Echtzeit mit der Möglichkeit, kurzzeitig auf volle HD-Auflösung umzuschalten. So lassen sich auch Live-Videos ohne große Probleme auf mobile Geräte übertragen.

tab: Zunehmend ist von cloudbasierten Lösungen die Rede. Für welche Kunden passen diese Lösungen?

Gert von Iperen: Vor allem kleine und mittlere Unternehmen sowie lokale Behörden können von Cloudlösungen profitieren, da sie hier komplette und vor allem sehr flexible Lösungen erhalten, ohne selbst entsprechende Kompetenz aufbauen und die Technik betreiben zu müssen. Zudem gibt es kein Kalkulationsrisiko, da kein umfangreiches Investment in die Sicherheitstechnik notwendig ist. Aber auch für größere Unternehmen, die viel Flexibilität benötigen, kann ein Cloud-Service eine gute Ergänzung zur eigenen Sicherheitstechnik sein. Sehr gute Erfahrungen haben wir da beispielsweise bei der Absicherung von Baustellen und anderen temporären Installatio­nen gemacht.

tab: Herr von Iperen, vielen Dank für das Interview.

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