Ingenieurwissenschaften interessanter
Mehr Studienanfänger, aber konstant hohe AbbrecherquoteDie ausreichende Versorgung mit hochqualifizierten Fachkräften ist für die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit eines Landes ein Schlüsselfaktor. Qualifikationen – insbesondere auf akademischem bzw. wissenschaftlichem Niveau, aber auch solche, die in der beruflichen Bildung erworben werden – sind die Grundlage für die künftige technologische Leistungsfähigkeit Deutschlands. Hierbei stehen die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) besonders im Fokus, für die in den letzten Jahren wieder eine steigende Studiennachfrage zu verzeichnen ist.
Dennoch sind vor allem die weit über dem Durchschnitt liegenden Studienabbruchquoten in den MINT-Fächern kritisch zu betrachten. In den Studienbereichen Maschinenbau, Elektrotechnik und Bauingenieurwesen beendet an Universitäten mehr als jede(r) Zweite das Bachelorstudium ohne Abschluss. In Mathematik und Informatik erreicht der Studienabbruch eine ähnliche Größenordnung. Bei universitären Bachelor-Studierenden der Physik und Chemie liegen die Abbruchquoten bei etwa 40 %. An den Fachhochschulen sind die Abbruchquoten im Bachelorstudium niedriger, doch auch dort ist für den Studienabbruch in MINT-Studiengängen ein überdurchschnittliches Niveau zu diagnostizieren. Als Ursachen werden häufig Leistungsprobleme und Prüfungsversagen genannt.
Der bisherige geschäftsführende Leiter des HIS-Instituts für Hochschulforschung und jetztige administrative Geschäftsführer des DZHW , Dr. Michael Leszczensky, betont mit Blick auf das Angebot an in den MINT-Fächern akademisch ausgebildeten Fachkräften, die die Hochschulen jährlich verlassen: „Generell setzte sich im Jahr 2011 der Trend einer steigenden Zahl von Hochschulabsolventen fort. Dabei entwickelte sich die Zahl der Erstabsolventen in den beiden MINT-Fächergruppen unterschiedlich: Die Ingenieurwissenschaften verzeichneten zwischen 2010 und 2011 einen überdurchschnittlichen Anstieg um 11 % auf einen neuen Höchststand von rund 56 000 Erstabsolventen. Die entsprechende Zahl in der Fächergruppe Mathematik und Naturwissenschaften wuchs dagegen nur um 2,1 % auf rund 50 000. In den Ingenieurwissenschaften scheint damit ein langjähriger Rückgang gestoppt. Trotz hohen Studienabbruchs ist in dieser Fächergruppe künftig – aufgrund stark gestiegener Studienanfängerzahlen – mit hohen, eventuell sogar weiter steigenden Absolventenzahlen zu rechnen.
Der Studienabbruch bleibt trotzdem ein gravierendes Problem.“ Eine wichtige Gruppe für die Ausbildung akademisch qualifizierter Fachkräfte sind zudem Studierende, die aus dem Ausland zum Studium nach Deutschland kommen. Die Zahl der ausländischen Studierenden an deutschen Hochschulen stieg 2011 um 5,3 % auf rund 265 000. Während der Anteil der Erstabsolventen mit ausländischer Staatsangehörigkeit, die ihre Hochschulzugangsberechtigung an einer ausländischen Schule erworben haben, in den Naturwissenschaften unter dem Durchschnitt liegt und weiter sinkt, ist er in den Ingenieurwissenschaften überdurchschnittlich hoch. Interessant mit Blick auf das Fachkräftepotential ist der hohe Anteil ausländischer Absolventen bei Masterabschlüssen und Promotionen: So hat in den Ingenieur- und Naturwissenschaften mehr als jeder fünfte Promovierte eine ausländische Studienberechtigung – eine Chance, hochqualifizierte Nachwuchskräfte aus dem Ausland zu rekrutieren und in Deutschland zu beschäftigen.
Die Studie „Bildung und Qualifikation als Grundlage der technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands“ ist in der Reihe HIS:Forum Hochschule erschienen (HIS:Forum Hochschule 11|2013) und steht Interessierten als PDF-Datei unter www.dzhw.eu/publikation (Kategorie 'Bildungsmonitoring national') kostenlos zur Verfügung. Eine gedruckte Version kann gegen eine Schutzgebühr von 20 € direkt bei der HIS Hochschul-Informations-System GmbH (seit 1. September Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW GmbH) mit Sitz in Hannover bestellt werden.