Innovationspool vereint Wohnen, Klima und Energieeffizienz
Mit der Veranstaltung Wohnen Klima-Energieeffizienz der berliner wirtschaftsgespräche e.V. wurde am 8. September 2021 in der Berliner ZLB – Zentral- und Landesbibliothek das Innovationspotential in der Wertschöpfungskette hochmoderner Technologien aufgezeigt. Für die Technologietreiber der Branche, die in den letzten Jahren bezahlbares Wohnen und Klimaschutz verbunden haben, bilden veraltete Normen lediglich Mindestanforderungen an die Technik ab und verhindern so die Einführung von Innovationen. Sollen die Klimaschutzziele erreicht werden, müssen wir besser sein und die Förderprogramme flexibler auf die Innovationszyklen reagieren, so das Fazit der Veranstaltung.
Durch die Innovationskraft in der Bautechnik ergeben sich für Mieter und Vermieter schon heute nachhaltige und monetäre Vorteile. Diese spiegeln sich z. B. in bezahlbaren Wohnraum verbunden mit kürzeren Bauzeiten, Wegfall der Kosten für Heizung und Warmwasser, Senkung der Stromkosten für das Gebäude und für die Mieter wider. Ebenso wurden dezentrale Nutzungskonzepte von Infrarotwärme und infrarotaktiven Reflektionsstoffen zur Dämmung vorgestellt, die laut Hersteller Wilfried J. Jung LPS GmbH, die energieeffizienteste Gebäudedämmung durch einen höheren Flächenertrag finanziert und die in der Kaltmiete enthaltene Instandhaltungsrücklage halbieren kann. „Aktuell ist die ,Infrarot-Reflexion´ der fundamentale Schlüssel zum ökoeffizienteren Temperatur- und Klimaschutz im Sommer sowie Winter. Diese verkürzt signifikant die Amortisationszeiten aller thermischen Sanierungen im Bestand und minimiert den Aufwand bei Neubauten nachhaltig“, beschreibt Firmengründer und Produktentwickler Wilfried Jung die Besonderheiten. „Die längst überfällige Wärmewende und die dringend erforderliche Ökoeffizienz im Bausektor gelingt nur mit dem Paradigmenwechsel, weg von der statisch fiktiven Wärmeleitfähigkeit – l (unnatürliche Bemessungsgrundlage aus dem Beharrungszustand) und hin zur primären, dynamischen Temperaturleitfähigkeit – a“, fordert Wilfried Jung.
Ein Wohlfühlklima und frische Luft in Wohnungen reduziert die Krankheitskosten, ist sich Architekt Günter Wittemeyer sicher. Er zeigte auf, wie bereits heute kostenneutrale Lüftungstechnik mit einem CO2-Gehalt unter 1.000 ppm realisierbar ist. So auch beim Hochhaus der degewo im Zwickauer Damm in Berlin-Gropiusstadt. Für die Wohnungsgesellschaft und die Mieter wurde gemeinsam mit der Eckhard Steinicke Handelsgesellschaft ein Konzept mit dem „Aeroset“-System umgesetzt, dass unter Beachtung der EnEV und des Feuchteschutzes sehr hohe Ansprüche in der Lüftungstechnik erfüllt. Die kontinuierliche reduzierte/Nennlüftung hält den CO2-Gehalt niedrig, erfüllt die bauphysikalischen und hygienischen Anforderungen und ist gleichzeitig energiesparend. Eine Intensivlüftung wird nur bei Bedarf zeitweise in Bad/WC/Küche aktiviert bzw. bei Überschreitung einer Luftfeuchte von 60 % [r. F.]. Schimmelpilzbildung und Geruchsstau werden so verhindert. Eine automatische zentrale Drucksteuerung verhindert eine Manipulation der Gesamtanlage durch den Mieter.
„Die installierte ,Airoset‘-Anlage im degewo-Hochhaus läuft heute noch stabil und wird zunehmend auch von anderen Wohnungsgesellschaften nachgefragt“, so Eckhard Steinicke.
Mit drei Elektrofiltern, darunter der „ECO Clean E600“ aus Schermbeck hatte Steinicke eine keim- und virenfreie Luft zur Veranstaltung sichergestellt. „Der Elektrofilter mit schadstoffsammelnden Abscheideflächen sedimentiert nahezu 100 % der Viren, Bakterien, Allergene, Pilzsporen, Pollen, und Keime – bis zu einer Partikelgröße von 0,03 µm. Diese Abscheiderate wurde erst kürzlich vom renommierten Duisburger Institut für Energie- und Umwelttechnik e. V. (IUTA) nachgewiesen“, ergänzt Eckhard Steinicke. Über die dezentrale Erzeugung von Wärme und Strom mit einem Energiemanagement berichtete Ulrich Prochaska, Geschäftsführung SenerTec Center Berlin-Brandenburg. Die stellv. Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Selbstständige der SPD (AGS) Angelika Syring fasste aktuelle Entwicklungen der AGS zusammen.
Normen auf den Prüfstand
„Alle Regeln dürfen gebrochen werden, wenn das Projekt besser ist als die betreffenden Regeln”, formulierte der 2020 verstorbene Architekt Luigi Snozzi in der achten ungeschriebenen Regel. Er reduzierte in der Gemeinde Monte Carosso die 250 städtebaulichen Vorschriften auf sieben geschriebene und eine achte ungeschriebene Regel.
„Nicht ganz so drastisch hatte der deutsche Physiker Ernst Ulrich von Weizsäcker bereits vor 30 Jahren sein Buch „Faktor 4“ geschrieben und damals nachgewiesen, dass man im Wohnungsbau den Ressourcenverbrauch halbieren und den Wohlstand verdoppeln kann”, regte Architekt Günter Wittemeyer während der Veranstaltung an. Basierend auf die „Faktor 4“-Begriffe Geräte, Bausysteme, Baustoffe und Regelungen kann man diese Ziele heute mehr als verdoppeln und bezahlbares und klimagerechtes Wohnen über die Vernetzung verschiedener Technologien und Gewerke, darunter eine kostenneutrale Lüftungstechnik, ermöglichen. „Die heute vorgestellten Technologien verdeutlichen, dass sich dadurch die Kosten für Heizung und Warmwasser sparen und Stromkosten für das Gebäude und für die Miete senken lassen. Neue Produkte wie die Reflektionsisolierung ersetzen zunehmend Dämmstoffe aus Styropor oder Mineralwolle in der Gebäudedämmung“, ergänzt Günter Wittemeyer.
„Mit einem weiter so in den Förderprogrammen sind kurzfristige Erfolge im Klimaschutz und eine schnellstmögliche Senkung des CO2-Ausstoßes nicht zu erreichen. Hier muss von der Politik zeitnah nachgerüstet und dem Technologiemix mehr Beachtung geschenkt werden. Wir müssen jetzt handeln!“, fordert Eckhard Steinicke.
Uwe Manzke, Freier Journalist, IWP Wissenschaftsredaktion, 10207 Berlin