Kälte für den Fußball-Dachverband
Nach dem Motto, zuerst nachhaltig und energieeffizient bauen, dann den Restenergiebedarf möglichst regenerativ bereitstellen, wurde das neue Verwaltungsgebäude des Europäischen Fußballverbandes in Nyon am Genfer See errichtet. Der von Bassicarella Architectes entworfene Rundbau mit 6000 m2 Fläche bietet auf vier Etagen Platz für 250 Angestellte. Das Gebäude überzeugt nicht nur durch den sehr harmonischen, in die Landschaft eingefügten Baukörper, sondern auch durch ein regeneratives Energiekonzept, das sich aus Geothermie, Solarthermie und Photovoltaik zusammensetzt. Überschüssige Solarwärme wird mittels einer Absorptionskältemaschine in Kälte für die Gebäudetemperierung umgewandelt.
Neben der runden Gebäudeform mit den auskragenden, nach Himmelsrichtung und sommerlichem Sonnenstand berechneten ringförmigen Vordächern, weist das nach schweizerischem Minergie-Eco-Standard geplante und zertifizierte Gebäude eine ganze Reihe an energetischen Besonderheiten auf. So besteht die Fassade aus dreifach-verglasten, gebogenen Scheiben. Beheizt und gekühlt wird das Gebäude über ein hybrides System, bestehend aus geothermischer Wärmepumpe (35 Erdsonden mit je 200 m Tiefe) und Solarthermieanlage, deren Wärmeüberschüsse im Sommer über eine Yazaki-Absorptionskälteanlage in Kälte zur Kühlung der Büroräume umgewandelt wird.
Das rund 110 m2 große Kollektorfeld auf dem Flachdach des ringförmigen Gebäudes leistet maximal 55 kW bei Vorlauftemperaturen von bis zu 95 °C. Primär wird die solar erzeugte Wärme für die Trinkwassererwärmung und sekundär für Heizzwecke eingesetzt. Im Sommer bzw. in der Übergangszeit, wenn nicht mehr geheizt werden muss, dienen die solaren Wärmeüberschüsse der Kälteerzeugung mittels Absorptionskältemaschine. Der Yazaki-Absorber vom Typ „WFC SC 10“ leistet bei 88 °C Heizwasservorlauftemperatur rund 30 kW Kälte. Das auf 7 °C abgekühlte Wasser wird in einen Kaltwasserspeicher mit 3000 l Inhalt zwischengespeichert. Bei einem größeren Kältebedarf erfolgt die Kältebereitstellung über die hydraulisch umschaltbare Carrier Wärmepumpe vom Typ „30 HXC 100“. Die Kälteanlage ist regelungstechnisch so geschaltet, dass die Nutzung von solar erzeugter Kälte in jedem Fall Priorität hat. Die Wärme- bzw. Kälteverteilung im Gebäude erfolgt über ein Vierleiternetz, das die im Doppelboden vor den Fassaden angeordneten Ventilator-Konvektoren (350 Fan-Coils) mit Warm- bzw. Kaltwasser versorgt.
Zusätzlich zu den 90 Vakuum-Röhren-Kollektoren sind auf dem Flachdach des Gebäudes rund 220 m2 Photovoltaik-Paneele mit einer Leistung von 30 kWp installiert. Diese Leistung reicht aus, die elektrische Grundlast des Gebäudes abzudecken.
Den Zuschlag für das Gesamtprojekt geothermische Wärmepumpe, thermische Solaranlage, solare Absorptionskälteanlage, Ventilator-Konvektoren (Carrier 42 BJ) und Klimaschränke (Stulz) erhielt die Walter Meier (Klima Schweiz) AG. Antoine Guigue, Projektleiter von Walter Meier am Standort Genf, betont in diesem Zusammenhang die Bedeutung eines integrierten Lösungsansatzes von konventioneller und solarer Kälteerzeugung: „Nur durch den gesamthaften Ansatz lassen sich solche Anlagen effizient und damit wirtschaftlich betreiben.“