Im Gespräch mit Frank Molliné

Konzipieren, Messen, Digitalisieren, Auswerten

tab: Herr Molliné, das Unternehmen WDV-Molliné blickt 2018 auf eine 25-jährige Er­folgs­geschichte zurück. Wel­ches waren die bedeuten­den Entwicklungsschritte von den Anfängen Ihres Unternehmens bis heute?

 

Frank Molliné: Alles begann 1993, wie viele „Start-ups“ in der sprichwörtlichen Garage, in der sich das Warenlager befand und das Büro im Dachgeschoss meines elterlichen Wohnhauses. Die Preisliste fand auf einer DIN-A4-Seite Platz. Da sich das Geschäft sehr gut entwickelte, mussten bald die ersten Mitarbeiter eingestellt werden, für Innen- und Außendienst. Über die 25 Jahre hinweg fand ein teils rasantes Wachstum statt mit Zuwächsen von oft über 20 % im Jahr.

Die wichtigsten Entwicklungsschritte dokumentieren die Umzüge, die jeweils vollzogen wurden, wenn wir aus den Räumlichkeiten herausgewachsen waren. In das erste Firmengebäude 2003 (ca. 15 Mitarbeiter), der zweite Umzug erfolgte 2010 (ca. 50 Mitarbeiter) und in 2015 (ca. 100 Mitarbeiter) in das heutige Firmengelände in Stuttgart-Vaihingen. Aktuell beschäftigen wir rund 120 Mitarbeiter am Hauptsitz Stuttgart, der Niederlassung in Memmingen und im Außendienst. Aktuell investieren wir massiv in die Modernisierung unseres Lagers, IT, Digitalisierung und bleiben dem Standort Deutschland treu.

 

tab: Welches sind die besonderen Herausforderungen heute?

 

Frank Molliné: Die Haustechnik hat sich in den letzten 25 Jahren rasant weiterentwickelt. Die Gebäudetechnik rückt dabei immer näher zusammen und wird miteinander vernetzt. Eine Gebäudeautomation ist heute praktisch in allen größeren Bauvorhaben Standard und unsere Messtechnik ist mitten drin. Wir müssen Schritt halten mit den Herausforderungen der nahen Zukunft. Internet of Things, Industrie 4.0, Smart Grid, Smart Home und natürlich Smart Meter, sind nur einige Schlagworte mit denen wir uns intensiv beschäftigen.

Die Herausforderungen den Energieeinsatz effizienter zu gestalten werden begleitet durch eine offensive Gesetzgebung und finden sich wieder zahlreichen Gesetzen wie der Energieeinsparverordnung (EnEV), Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), Energieeinsparungsgesetz (EnEG) oder das Energiedienstleistungsgesetz (EDL-G) – um nur ein paar zu nennen. Wir wollen unseren Kunden und Interessenten im Anlagenbau, Handwerk, Kommune, Industrie, Immobilienwirtschaft und Planungsbüro der kompetente Partner für die Verbrauchsmesstechnik sein, der zukunftssichere Lösungen, moderne Dienstleistungen und kompetente Beratung bietet.

 

tab: Herr Molliné, welche Messwerte zu erfassen, stellen die größten Herausforderungen dar: Wasser, Wärme, Klima, Gas oder Strom?

 

Frank Molliné: Die Problematik hängt nicht so sehr vom Medium ab, von Dampf abgesehen bei dem die Messung aufwendig und verhältnismäßig teuer ist. Herausfordernd sind besondere Einbausituationen wie Messstellen in engen Schächten, in abgehängten Decken, verkleidete Heizkörper oder Rohrinstallationen, in denen kaum Platz für den Einbau eines Zählers vorhanden ist, hier werden immer wieder spezielle Lösungen benötigt.

Bei Sanierungsmaßnahmen stellen auch stark überdimensionierte Heizleitungen immer wieder ein Problem dar, durch die energetische Ertüchtigung von Gebäuden sinkt deren Wärmebedarf. Der Zähler soll letztendlich auch nicht dazu führen, dass der Druckverlust in den Rohrnetzen erhöht wird, hier bieten wir spezielle Durchflusssensoren in zahlreichen Sondergrößen an, mit denen die Rohrleitung nur wenig oder gar nicht reduziert werden muss.

Die wachsende Zahl von Auto­mations-, Regel- und Leitsystemen und immer komplexeren Anlagen sind eine weitere große Herausforderung. Unsere Zähler sind sowohl mechanisch mit der Gebäudetechnik und digital mit den Systemen verbunden. Wir haben über die letzten zehn Jahre hinweg unser Produktprogramm mit Hinblick auf die Systemtechnik stets aktualisiert und angepasst. Diese Entwicklung beschleunigt sich weiter. Das Internet of Things (IoT) stellt neue Anforderungen und immer mehr Komponenten werden miteinander vernetzt, dies erfordert teils neue Technologien. Wir stehen sozusagen zwischen allen Stühlen und arbeiten aktiv daran unser Produktportfolio und unsere Mitarbeiter stets auf aktuellen Stand zu halten.

 

tab: Bis 2050 soll Deutschland einen klimaneutralen Gebäudebestand haben. Welche Aufgaben sehen Sie für Ihr Unternehmen, diesen Wandel messtechnisch zu begleiten?

 

Frank Molliné: Mit unserer Verbrauchsmesstechnik können wir auch kleine und kostengünstige Energieerfassungssysteme realisieren, die für die Immobilienwirtschaft interessant sind. Mit einem solchen System wird der Effizienznachweis und die Erstellung eines Energieausweises fast schon zum Kinderspiel.

Die neue Energieeffizienzrichtlinie (EED), die gerade im Europaparlament entsteht, wird voraussichtlich ab 1. Januar 2020 den Einbau von „intelligenten“ Zählern für Wärme und Wasser vorschreiben. Des Weiteren sollen die Mieter einen Zugang zu Ihren Verbrauchsdaten erhalten, die in einem regelmäßigen Zyklus bereitzustellen sind. Dies lässt sich nur mit automatisierten Erfassungssystemen realisieren. Es wird den Prozess der Digitalisierung im Wohnbaubereich beschleunigen. Dabei geht der Gesetzgeber davon aus, dass sich diese Maßnahmen positiv auswirken auf das Verbraucherverhalten und zum sparsameren Umgang mit Energie führt.

Wird die Richtlinie gemäß dem aktuellen Entwurf umgesetzt, so wird dies die „intelligente“ Verbrauchsmesstechnik und automatisierte Energiedatenerfassung für den Wohnbaubereich zum Standard erklären. Dies wird einen nicht zu unterschätzenden, positiven Einfluss auf die gesamte Energiebilanz haben. Wir bieten die hierfür geeigneten Zähler, Systeme und Dienstleistungen bereits heute an.

 

tab: Was ist für Ihr Unternehmen spannender: Die für ein Pro­jekt passenden Zähler, Messfühler und Geräte auszu­legen oder Dienstleistungen rund um das Energiemanagement voranzubringen? Oder kurz gefragt Hardware oder Service?

 

Frank Molliné: Beides ist uns wichtig, wobei die Hardware, am Umsatz gemessen, den für uns größeren Anteil hat. Die komplexe Anlagentechnik und deren Verbindung mit Energiemanagement-, Automations- oder Leitsystemen erfordert Spezialisten, das kann der Anlagenmechaniker alleine nicht leisten. Wir unterstützen unsere Kunden durch entsprechende Beratungsleistung und Service vor Ort: wie bei der Erstellung von Messkonzepten, Inbetriebnahme der Messgeräte, Einrichtung von Energieerfassungs­systemen und deren Anbindung an übergeordnete Systeme. Uns ist wichtig, dass unser Kunde ein funktionierendes System erhält, hier arbeiten wir bei Bedarf eng mit verschiedenen Partnern zusammen.

tab: Und welche Rolle spielt die Digitalisierung bei den aktuellen Lösungen zur Energie­datenerfassung und beim Energiemanagement?

 

Frank Molliné: Die Digitalisie­rung findet bei uns schon seit Jahren statt und spielt eine wichtige Rolle. In so gut wie allen größeren Bauvorhaben wird seit Jahren die Gebäudetechnik meist per Automation miteinander vernetzt. Unsere Zähler sind Bestandteil dieser Systeme. Die Daten werden mit zur Steuerung und Regelung verwendet und in Energiedaten- oder Energiemanagementsystemen weiter verarbeitet. Die aufgezeichneten Energiedaten unterstützten bei der Findung für Investitionsentscheidungen in Effizienzmaßnahmen und der Erfolgskontrolle nach deren Umsetzung und ermöglichen die Anlagenkontrolle und -überwachung. So kann rechtzeitig eingeschritten werden, wenn Probleme entstehen. Wir unterstützen unsere Kunden bei der Erstellung sinnvoller Messtechnikkonzepte bis hin zur Einrichtung automatisierter Energiedatensysteme.

Im Wohnbaubereich werden bei Neubauten so gut wie immer Funksysteme eingesetzt. Die Energiedaten werden digital per Funk empfangen und in den Systemen für die Heizkostenabrechnung verarbeitet. Dies reduziert mögliche Fehlerquellen, die Anwesenheit der Mieter zur jährlichen Ablesung ist nicht mehr erforderlich und die Bearbeitungszeiten in unserem Hause verkürzen sich.

 

tab: Welche Tipps können Sie TGA-Fachingenieuren bei der Planung eines Messkonzepts z.B. für ein Energiemanagement geben?

 

Frank Molliné: Wir beginnen am liebsten mit einem weißen Blatt Papier. Man bewegt sich eigentlich immer in bestehenden Anlagen. Manchmal ist bereits Zähltechnik vorhanden, hier prüfen wir, ob diese für den Betrieb eines Energiemanagementsystems genutzt werden kann, schließlich spielen für jeden Wirtschaftsbetrieb auch die Kosten eine Rolle. Wir unterstützen hier bei der Begehung vor Ort, Auswertung von Plänen und beraten und begleiten den Prozess der Entstehung des Messkonzepts.

Ein Energiemanagementsystem ist ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP), dies sollte auch beim Messkonzept berücksichtigt werden. Es ist nicht sinnvoll bereits zu Beginn bis in den letzten möglichen Messpunkt alles mit Zählern und Sensorik auszustatten. Wir empfehlen zu Beginn die Hauptverbraucher und Hauptverteiler zu erfassen und im weiteren Betrieb des Systems sukzessive die Messstellen auszubauen. Dabei sollte stets die Wirtschaftlichkeit und Sinnhaftigkeit der Messstelle betrachtet werden.

 

tab: Herr Molliné, vielen Dank für das interessante Gespräch.

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