Planung für den historischen Flughafen Berlin-Tempelhof
pbr AG mit Check-In für Dachsanierung
Die 302 ha große Freifläche des ehemaligen Flughafens Tempelhof wird seit 2010 als „Tempelhofer Feld“ genutzt. Im einstigen Flughafengebäude sowie auf dem früheren Vorfeld u. a. große Festivals, Sport-Events und Messen statt. Um den historischen Baubestand zu erhalten und für die Stadtentwicklung zu nutzen, werden bis 2017 umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an den Dächern der Hangars 1 bis 7 und der Flugsteige A1/A2 in mehreren Abschnitten durchgeführt.
Von 2012 bis 2013 wurden im ersten Bauabschnitt die Hangardächer 5 bis 7 saniert. Innerhalb eines Zeitfensters von September 2014 bis Juli 2015 folgte das Dach des Hangars 4. 2015 erfolgt in drei Abschnitten der Dachbelagsaufbau, der Rückbau der Altbeläge und eine Schadstoffsanierung für die Hangars 2 und 3. 2016 und 2017 sollen Hangar 1 und die Flugsteige A1/A2 bearbeitet werden. Die Sanierungsmaßnahmen des Daches finden bei laufendem Interimsbetrieb in engen, genau vorgegebenen Zeitfenstern und in Abstimmung mit dem Veranstaltungs-/Vermietungsplan statt. Denn die Hangars sind zurzeit vermietet und werden temporär genutzt.
In vielerlei Hinsicht handelt es sich um ein Bauwerk der Superlative. Aufgrund seiner Bruttogeschossfläche von ca. 300.000 m² zählt das Flughafengebäude auch heute noch zu den größten Gebäuden weltweit. Es ist das größte Baudenkmal Europas. Insgesamt hat das Dach der Flugzeug- und Abfertigungshallen eine Länge von 1,2 km und eine (Grund-)Fläche von 60.000 m². 2011 wurde der Flughafen von der Bundesingenieurkammer als „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ ausgezeichnet.
Dachsanierung
Die Dächer bestehen aus einem vorderen und hinteren Dachteil aus Bördelblech bzw. Stahlbeton. Im Rahmen der Dachsanierung wurden Dachaufbauten einschließlich Betonestrichaufbauten der betroffenen Hangardächer demontiert, abschnittsweise saniert und die Gebäudefugen instandgesetzt. Im Bereich der Betondächer bleibt der stufenförmige Dachaufbau auf besonderen Wunsch der Denkmalschutzbehörde erhalten und wurde nach den historischen Vorgaben stufenförmig angelegt und aufwendig gedämmt. Steinplatten dienen partiell als Brandschutzriegel. Auf das flächendeckende Verlegen von Steinplatten, die das Begehen des Dachs ermöglicht hätten, wurde aus statischen Gründen und im Rahmen des Gesamtkonzepts verzichtet.
Bauherr und Denkmalbehörde entschieden, die Dachhaut analog zum Bestand bituminös auszuführen. Im Vergleich zu einer Folien-Dachabdichtung bietet sie eine widerstandsfähigere Oberfläche, hat eine nachgewiesen hohe Lebensdauer und es musste keine mechanische Rückverankerung vorgenommen werden, die die Dampfsperre durchbrochen hätte. Entgegen den Empfehlungen der Planer, einen hellen wärmereflektierenden Belag einzusetzen, insistierte die Denkmalschutzbehörde auf eine dunkle, anthrazitfarbene Dachbeschichtung, da diese stärker dem historischen Original entspricht.
Leckageüberwachung des Daches
Eine langfristig optimale Wartung der sehr ausgedehnten Dachflächen wird u. a. durch den Einbau einer technisch innovativen vollflächigen Leckageüberwachungsanlage mit einer Notentwässerung der Wärmedämmebene sichergestellt. Die Anlage ortet und meldet Lecks in der Dachoberfläche automatisch, so dass Schäden in der Dachschicht umgehend behoben werden können. Damit wird verhindert, dass die Wärmedämmung durchnässt und beschädigt wird.
Auf dem Dach befanden sich stark beeinträchtige Dachfenster und vertikale Fensterlichtbänder am Versprung der Dachebenen. Die einfach verglaste Drahtglaskonstruktion der Lichtbänder wurde saniert bzw. abschnittweise bauzeitidentisch erneuert. Hierzu wurde das Glas ausgebaut, aufbereitet und wiedereingearbeitet, lediglich die Kondensatabführung im unteren Fensterrahmen wurde gegenüber der Originalkonstruktion im Detail optimiert. In Teilbereichen wurden die Dachfenster ebenfalls aufbereitet und die Rahmenkonstruktion, wo es notwendig war, mit neuem Blech aufgebaut.
Das Dach verfügt im hinteren Bereich über eine begehbare Galerie. Für diesen sogenannten Historiengang erbrachte die pbr AG im Bereich der Dächer H5 bis H7 u. a. statische Berechnungen auf Basis der Nutzungsanforderungen des Bauherrn. Darüber hinaus wurde die statische Tragfähigkeit der Bördelblechdächer für die mögliche spätere Anbringung einer Photovoltaikanlage geprüft und für die Dachabschnitte mit Betondachdeckung ein Tragfähigkeitskataster zur Vorbereitung einer großflächigen Terrassennutzung erarbeitet. Hierzu wurde eine großflächige zerstörungsfreie Erkundung der Bestandsbewehrung durch Röntgen geplant und durchgeführt.
Gezielter Einsatz von Wärmedämmung
Im Zuge der Dachsanierung wurden der Stahlbeton- und der Bördelblechdachteil mit einer Wärmedämmung versehen. Auf eine darüber hinausreichende, aufwendigere Wärmedämmung wurde zu großen Teilen aus denkmalpflegerischen und wirtschaftlichen Gründen verzichtet. Weil die großflächige Hallentorfassade nicht gedämmt wurde, entschied man sich, für die Dachflächen die Mindestbauteilanforderungen gemäß Energieeinsparverordnung EnEV in einem Einzelbauteilnachweis anzusetzen. Auch für das Toranlagenvordach und die im Zuge der Dachgeometrie eingeschlossenen Fassadenabschnitte ist der weitgehend ungedämmte Status erhalten worden. Dies betrifft das Vordach über den Toren, das Toroberlicht einschließlich Kastenrinne und Attikablende sowie das Oberlichtband am Ebenenversprung der Dachfläche.
Die veränderte Nutzung des Gebäudes z.B. für große Veranstaltungen wirkt sich auf die thermische Belastung der Hallen aus. Wurden sie früher als Abstell- und Wartungshallen für Flugzeuge lediglich frostfrei gehalten, werden sie heute zeitweilig als Versammlungsstätte genutzt und müssen dann beheizt werden. Durch die Beheizung ergeben sich Kondensatbeaufschlagungen und thermische Bauteilspannungen. Im Gebäude bestand dadurch eine akute Beeinträchtigung der Betriebssicherheit. Bei Sanierungsmaßnahmen und aufgrund von Alterungserscheinungen waren Beton- und Mörtelteile von der Decke abgeplatzt. Schon eine stichprobenartige Untersuchung der Decke ergab, dass die Bewehrung in Teilen korrodiert und weitere Abplatzungen zu befürchten waren. Entsprechend wurden die Unterschichten der Hangardächer punktuell durch eine Befahrung kontrolliert, um das Schadensausmaß festzustellen. Die Decken wurden temporär mit Netzen abgehängt, um das Herabstürzen von Teilen zu verhindern. In einem späteren, noch auszuschreibenden Bauabschnitt werden die Decken betonsaniert.