Sanieren mit Tageslicht
Auf Einladung des FVLR Fachverband Tageslicht und Rauchschutz e. V. haben in Berlin Fachleute aus der Praxis das Thema „Tageslicht und Energie im Sanierungsbereich“ diskutiert. Sie sprachen über die Vorteile guter Tageslichtbeleuchtung und die Möglichkeiten, Bauherren und Nutzer für den Einsatz von Tageslicht zu sensibilisieren.
In seinem Eingangsstatement forderte Thomas Hegger, Geschäftsführer des FVLR, dass Räume in Gebäuden einen bestimmten Nutzungskomfort bieten müssen. Dazu zähle ein angenehmes Raumklima und eine der Sehaufgabe angepasste Beleuchtungssituation.
„Von Vorteil ist ein möglichst hoher Anteil Tageslicht an der Beleuchtung“, sagte Thomas Hegger, „denn Tageslicht weist Qualitätsmerkmale auf, die in ihrer Gesamtheit durch Kunstlicht nicht oder nur mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand erreichbar sind.“ Während diese Erkenntnisse in Neubauten bereits mehr oder weniger konsequent umgesetzt würden, seien im Altbaubereich dagegen oft noch Beleuchtungsverhältnisse anzutreffen, in denen Tageslicht eine vernachlässigbare Rolle spielt. Er vertrat deshalb die Ansicht, dass das Potential, welches der Sanierungsmarkt für den Einbau zusätzlicher oder die Modernisierung alter Tageslichtquellen wie Dachoberlichter und Fenster biete, enorm groß sei.
Dieser Ansicht stimmten auch die anderen Diskussionsteilnehmer weitgehend zu. Allerdings gebe es je nach Gebäudetyp völlig unterschiedliche Anforderungen an die Beleuchtung und daher auch verschiedene Sanierungspotentiale, weiß Dipl.-Ing. Jochen Schröder, Architekt mit Schwerpunkt Lichtplanung bei der ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG, aus seiner beruflichen Praxis. Denn während bei eingeschossigen Verkaufs- oder Fertigungsstätten die Möglichkeit bestehe, durch den Einbau von Oberlichtern die Beleuchtungssituation wesentlich zu verbessern, stelle sich bei mehrgeschossigen Bürogebäuden oder Arbeitsstätten auch die Frage, wie Blickkontakt nach draußen hergestellt werden könne.
Architekt Dipl.-Ing. Roman Jakobiak, Gründer der Firma daylighting.de UG, gab zu bedenken, dass bei einer Sanierung häufig nicht die Nutzungsqualität im Vordergrund stehe, sondern eher die Optimierung des energetischen Zustandes des Gebäudes durch eine Wärmedämmung der Fassade und der Dachflächen. Dipl.-Ing. Gerold Soestmeyer, Obmann des Arbeitskreises „Beleuchtung, Licht und Farbe“ der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), machte das Sanierungspotential auch von zukünftigen staatlichen Regelungen wie beispielsweise einer Neufassung der Arbeitsstättenrichtlinie zur Beleuchtung von Arbeitsstätten abhängig.
Langfristige Kostenvorteile
Ein wichtiges Gesprächsthema waren die Kosten einer Sanierung, da Bauherren sich häufig nach finanziellen Gesichtspunkten richten und deshalb eine bessere Tageslichtnutzung hintanstellen würden. Dazu sagte Dipl.-Ing. Andreas Wannenmacher, Architekt bei Architekten Wannenmacher und Möller GmbH, dass die Einsparung von Energiekosten bei Auftraggebern aus dem Industriebau eine immer größere Rolle spiele und eine tageslichtabhängige Beleuchtung dazu einen wichtigen Beitrag leiste. „Als Architekten müssen wir aber gute Argumente haben, um die Vorteile der Tageslichtbeleuchtung auch in finanzieller Hinsicht deutlich zu machen“, so Andreas Wannenmacher. Ein solch gutes Argument sei die Energieeinsparverordnung (EnEV), erklärte Prof. Dr.-Ing. Paul W. Schmits, Professor für Lighting Design an der Fakultät Gestaltung der HAWK FH Hildesheim/Holzminden/Göttingen. „Der Energieverbrauch für die Beleuchtung wird in der Gesamtenergiebilanz des Gebäudes berücksichtigt. Durch die Nutzung des Tageslichts für die Beleuchtung verbrauche ich weniger Energie für Kunstlicht.“ Aus wirtschaftlichen Gründen seien die Betreiber von Verbrauchermärkten seit vielen Jahren Tageslichtfans, ergänzte Dipl.-Ing. Wolfgang Cornelius, Tageslichtreferent beim FVLR. Denn Umfragen belegten, dass eine Tageslichtbeleuchtung den Umsatz der Verkaufsstätte verbessert.
Die Gesprächsteilnehmer waren sich darin einig, dass Bauherren und Architekten besser als bisher über die Vorteile der Tageslichtbeleuchtung informiert werden sollten. Sie sprachen sich dafür aus, die Vorteile guter Tageslichtnutzung in den Medien verstärkt über Leitbilder, die sich in beispielhaft attraktiven Gebäuden ausdrücken, zu vermitteln.