Seminar von Johnson Controls auf der Marienburg
Um Kälte- und Klimatechnik sowie um die Gebäudeautomation ging es in einer Veranstaltungsreihe von Johnson Controls, die an fünf ausgewählten Orten in Deutschland stattfand. Einer dieser besonderen Orte lag im Umkreis von Hannover und wurde von der tab-Redaktion besucht. Unter dem Motto „Zukunft braucht Historie“ kamen rund 40 TGA-Ingenieure und -Planer aufs Schloss Marienburg in Nordstemmen im Landkreis Hildesheim, um sich die Fachvorträge anzuhören, zu diskutieren und im Anschluss bei einem Schlossrundgang etwas über die Geschichte des Ortes zu erfahren.
Klimatechnik, ...
Nach dem thematischen Einstieg mit einem kurzen Unternehmensfilm referierte Dr. Manfred Stahl, Fachjournalist aus Karlsruhe, über die Projektierung effizienter, nachhaltiger und behaglicher Klima- und Kühlsysteme. Dabei beschäftigte er sich intensiv mit geänderten und sich ändernden Normen, wie die im Entwurf vorliegende DIN EN 16798-1, die auf die Eingangsparameter für das Raumklima eingeht. Diese Norm prägt gemeinsam mit der DIN EN 13779 zur Lüftung von Nichtwohngebäuden und der VDI 6022 zum hygienesicheren Betrieb die Planung und Auslegung von zentralen RLT-Anlagen. Herr Dr. Stahl stellte im Weiteren drei Verfahren zur Anlagenauslegung vor, die über a) die Personenzahl und die Gebäudeschadstoffe, b) über die CO2-Konzentration oder c) über einen vereinfachten Pauschalwert von 50 m3/h erfolgen könne. In den passenden Kontext stellte er mögliche Einsparpotentiale durch die Verwendung einer Bedarfslüftung für verschiedene Räume, die immer noch nicht im vorhandenen Umfang genutzt würden. Zudem ging er auf die Nutzung einer Kühlung in RLT-Anlagen ein und verwies dabei insbesondere auf die Angaben mit dem in der Ökodesignrichtlinie (ErP-Richtlinie) vorgegebenen Raumkühlungsjahresnutzungsgrad ηs,c (seasonal space cooling energy efficiency) statt der bisher gebräuchlichen Leistungszahl SEER. Um ein Gefühl für den ηs,c zu entwickeln, sollte man sich auf Zahlenwerte zwischen 117 und 300 einstellen. Dr. Manfred Stahl schloss mit einem Ausblick auf die Kältemittel und riet zur Nutzung der AMEV-Empfehlung Kälte 2017, deren kompakte Darstellung und Tabellen er ausdrücklich lobte. Wichtig sei es bei der Auslegung heutiger Anlagen, eine Betriebszeit über das Jahr 2030 hinaus zu bedenken und dies bei der Kältemittelwahl zu berücksichtigen.
... Kältemittel ...
Darauf aufbauend vertiefte Harald Melchert, Vertriebsingenieur Kälte- und Klimatechnik bei Johnson Controls, das Thema Kältemittel und sprach zudem über die Themen Bafa-Förderung und die Nutzung von modularen Flüssigkeitskühlern.
... und Gebäudeautomation
Andreas Bosse, Sales Manager Controls bei Johnson Controls, wechselte dann in den zweiten Themenblock und erläuterte unter dem Titel „Smart Building versus IT-Sicherheit – Sichere Systeme betreiben“ die Gebäudeautomation als integrierendes Gewerk. Dazu stellte er die Möglichkeiten vor, die es in einem Bürogebäude von der Einfahrt eines Mitarbeiters in der Tiefgarage bis zum Aktivieren des Reinigungspersonals am Feierabend gebe. So können entsprechend ausgestattete Zutritts-
kontrollen den Zugang zu bestimmten Räumen freigeben, das Kantinenpersonal über die Anzahl der Anwesenden informieren, um die Anzahl der zuzubereitenden Essen abschätzen und eine Verschwendung von Lebensmitteln vorzubeugen zu können. Aber auch Räume können so erfasst werden, dass diese nur nach Bedarf klimatisiert oder gereinigt werden, in dem das Reinigungspersonal frühzeitig über nicht belegte Räume informiert wird. Die sich daraus ergebende Komplexität der Daten ist eine besondere Herausforderung, die bei einem Smart Building einen Integrationsplaner notwendig mache. Die Standardisierung der offenen Kommunikation biete hierbei viele Vorteile, führe allerdings auch dazu, ein besonderes Augenmerk auf die IT-Sicherheit legen zu müssen. Der entstehenden Bedrohung der GA-Infrastruktur müsse daher technisch und organisatorisch entgegengewirkt werden.
Dies gilt gleichermaßen für die Modernisierung einer Gebäudeautomation, wie Thomas Tietz anschließend ausführte. Eine Modernisierung werde meist durch einen Mangel an verfügbaren Ersatzteilen, der fehlenden Kompatibilität von alten Systemen, dem Ende eines Betriebssystems – wie oft wird immer noch „Windows XP“ genutzt, obwohl kein Virenschutz mehr verfügbar ist – oder die Einführung von neuen Technologien ausgelöst. Hierbei gelte es, ebenfalls für die Sicherheit eines Systems zu sensibilisieren.
Und noch einmal Klima- und Kältetechnik
Im abschließenden Vortrag fasst Jens Altrogge die Betreiberpflichten in der Kälte- und Klimatechnik-Branche zusammen und schloss so den Kreis an Fachvorträgen. So seien die Vorgaben von Betriebssicherheitsverordnung, Wasserhaushaltsgesetz, Bundesimmissions-
schutzgesetz, Gefahrstoffverordnung (z.B. Kältemittel A2 und A3) und die Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen, kurz AwSV, verpflichtend zu befolgen.
Mit seinem Überblick über deutsche und europäische Rechtsvorschriften verband er den deutlichen Hinweis, dass es eine wichtige Aufgabe der Planer sei, den Betreiber hierzu beratend zu unterstützen.
Abschluss mit Schlossführung
Bei der abschließenden Schlossführung, mit interessanten Ausführungen zum unzureichenden Heizungssystem, und einem gemütlichen Abendessen endete der Tag, der wieder einmal eindrücklich deutlich machte, wie wichtig es ist, sich mit den stetigen Änderungen und Neuerungen in Technik, Regelwerk und Ordnungsrecht vertraut zu machen.