Trivial statt genial
Die 2G Energy AG (www.2-g.de) hat sich seit den Anfängen im Jahr 1995 im Hauptsitz Heek im Münsterland in wenigen Jahren zu einem der führenden international tätigen Anbieter von Blockheizkraftwerken (BHKW) entwickelt. Im Rahmen eines Gesprächs mit der tab-Redaktion informierte die Geschäftsleitung über die bisherige Entwicklung des Unternehmens, künftige Ziele und die Rolle der Kraft-Wärme-Kopplung in Zeiten der Energiewende.
2G, als Spezialist für Kraft-Wärme-Kopplung, ist seit 2007 börsennotiert und erzielte im Geschäftsjahr 2012 mit 470 Mitarbeitern weltweit einen Umsatz von fast 147 Mio. €. Am Stammsitz Heek hat 2G seine Produktionskapazitäten in 2013 auf 12 000 m2 erhöht. 3500 Anlagen hat 2G in 25 Ländern bislang realisiert. Das Unternehmen ist ein Komplettanbieter für BHKW-Systemlösungen mit einer elektrischen Leistung von 20 bis über 2000 kW und sieht sich als Technologieführer in diesem Segment durch die hohe Effizienz seiner Produkte. So erzielt in der 250-kW-Klasse das für den Betrieb mit Erd- und Biogas ausgelegte 2G-Modul „agenitor 406“ einen elektrischen Wirkungsgrad von 42,5 %. Eine weitere Eigenentwicklung im Leistungsbereich über 500 kW präsentierte 2G auf der Hannover Messe 2013 mit dem „avus 500 plus“. Das BHKW hat einen elektrischen Wirkungsgrad von ebenfalls 42,5 % und weist einen Gesamtwirkungsgrad von 90 % auf.
KWK als Ersatz für Großkraftwerke
Christian Grotholt, Vorstandsvorsitzender der 2G Energy AG, bewertet die Neuentwicklungen als eine Antwort auf steigende Anforderungen an den elektrischen Wirkungsgrad in nationalen und internationalen Märkten. „Im Zuge der globalen Energiewende wird Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) insbesondere dann eine spürbar stärkere Rolle spielen, wenn sie durch hohe Wirkungsgrade einen größeren Anteil an der Stromversorgung übernehmen kann. KWK stellt somit eine ideale Ergänzung oder sogar den effizienten Ersatz bisher dominierender Großkraftwerke in der Energieversorgung dar.“
Grotholt sieht den 2G-Konzern im Lichte der zunehmenden Bedeutung der KWK für die Umsetzung der politischen Klimaziele als gut aufgestellt an. Weiterhin eröffne das breite Produktportfolio mit Anlagen für den Betrieb mit Erdgas und Biomethan sowie diversen Schwachgasen wie Biogas, Klärgas und Grubengas viele Möglichkeiten. Auf diese Weise könnten mithilfe der 2G-Technologie Nah- und Fernwärmezentralen bis zu einer Leistung von 4000 kW effizient gestaltet werden. Auch für kleinere Leistungsbereiche hat 2G Produkte im Programm. Hier hat 2G eine Kooperation mit De Dietrich Remeha abgeschlossen. Den Kunden werde mit einem aufeinander abgestimmten Gesamtsystem eine energieeffiziente Lösung bei erdgasbetriebenen, kombinierten Systemen angeboten. 2G liefert die Komponenten und Remeha bringt ihr Markt-Know-how sowie ihre Vertriebsstärke in die Kooperation ein.
Bei allen Produkten – ob große oder kleine Leistungsbereiche – verfährt 2G nach dem Motto „Trivial ist genial“. Das heißt, dass das Unternehmen nach Möglichkeit auf anfällige Komponenten verzichtet, um einen sicheren, langlebigen Betrieb mit möglichst langen Wartungsintervallen zu ermöglichen. Rückgrat eines BHKW sind dabei die Gasmotoren. 2G verwendet dabei die Motoren namhafter Anbieter und optimiert diese auf die jeweilige Gasart.
Markttrends und strategisch wichtige Entwicklungen
Für Frank Grewe, Geschäftsführer der konzerneigenen Entwicklungsgesellschaft 2G Drives GmbH, zeichnen sich aktuell zwei strategisch wichtige Entwicklungen für biogasbetriebene Blockheizkraftwerke ab. „Zum einen können biogasbetriebene BHKW aufgrund ihrer technischen Regelbarkeit eine neue Rolle im Energiemix jenseits des bisherigen Volllast-Dogmas einnehmen. Das bedeutet eine flexible Fahrweise und Ausgleich der Volatilität von Wind- und Sonnenenergie im Rahmen von virtuellen Kraftwerken an Stelle von kontinuierlicher Deckung der Grundlast. Zum anderen konkretisieren sich die technischen Möglichkeiten, über Power-to-Gas überschüssigen Strom aus erneuerbaren Quellen in (speicherbares) Gas als Energieträger umzuwandeln. Dies kann als Gas – grüner Herkunft – in das vorhandene Gasnetz eingebracht werden.“
Ein weiterer Trend sei, die Kälte als Komponente dezentraler Energieversorgungslösungen mit einzubeziehen: Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung (KWKK) erhält durch die Fördermaßnahmen des Bundesumweltministeriums im Rahmen der „Förderung von Klimaschutzmaßnahmen an gewerblichen Kälteanlagen“ eine höhere Attraktivität, die z. B. Industriekunden aus der Lebensmittelbranche verstärkt nutzen.
„Großbaustelle“ Energiewende in Deutschland
Bei der Umsetzung der energiepolitischen Ziele der Bundesregierung wird die Kraft-Wärme-Kopplung eine wichtige Rolle spielen. Ziel der Bundesregierung ist es, bis zum Jahr 2020 einen KWK-Beitrag von 25 % zur Stromerzeugung zu erzielen. Bei einer vom Ökoinstitut, Berlin, geschätzten installierten KWK-Leistung von 18 – 23 GWel, die eine KWK-Stromerzeugung von 93 TWh in 2010 ermöglichte, fehlen noch etwa 45 TWh, um das Ziel 25 % KWK-Strom mit etwa 135 TWh im Jahr 2020 zu erreichen. Bei einem altersbedingten KWK-Abgang in Höhe von 24 TWh gilt es also, nach Berechnungen des Ökoinstituts 69 TWh in 2020 zu kompensieren. Das bedeutet, dass etwa 6900 2-MW-BHKW benötigt würden, um die Lücke zu füllen.
Schallreduzierung
Bedingt durch die häufig hinsichtlich Schallemissionen sehr sensiblen Aufstellorte für BHKW hat 2G angepasste Lösungen entwickelt, die auch in Gebieten mit Wohnbebauung oder an Krankenhäusern und Schulen die dort geltenden hohen Anforderungen erfüllen. Die Aufstellmöglichkeiten Container, Maschinenhaus, Betonschallhaube oder Schallkapsel sind ausgelegt für einen Schalldruckpegel von 65 dB(A) in 10 m Entfernung bis zu einem Minimalwert von 35 dB(A). Containerlösungen und Betonschallhauben würden unter dem Motto „Wir bringen das Gebäude mit“ entwickelt und stellen laut Frank Grewe sicher, dass kein Körperschall zu benachbarten Gebäuden übertragen werde. Da die Montage im 2G-Werk durchgeführt werde, sei bei Containeranlagen bereits eine Woche nach Aufstellung die Inbetriebnahme möglich, ein Abbau sei innerhalb von zwei Tagen abgeschlossen.