Urban Mining

Rohstoffe des 21. Jahrhunderts

Ein nachhaltiger Umgang mit Rohstoffen wird immer wichtiger. Dies betrifft insbesondere Rohstoffe, bei denen die Nachfrage steigt. Dabei sind längst nicht mehr nur Energierohstoffe gefragt. Auch Metalle gehören zu den begehrten Rohstoffen, die insbesondere in aufstrebenden Nationen wie China und Indien gefragt sind. Umso mehr gilt es, die vorhandenen Rohstoffe intensiver zu nutzen und am Ende ihrer Nutzung in einem Produkt der Wiedernutzung zuzuführen. Ein Beispiel für einen erfolgreichen Recyclingrohstoff ist Kupfer, das auch in der Baubranche zu den gefragten Metallwerkstoffen gehört. 2010 wurden 19 Mio. t. Kupfer verwendet, wie die Wirtschaftsvereinigung Metalle in ihrem aktuellen Geschäftsbericht mitteilt.

 

Das Deutsche Kupferinstitut sowie Experten aus Wissenschaft und Industrie geben Entwarnung: Auch wenn in den kommenden Jahren die Nachfrage nach Kupfer weiter steigen wird, ist die geologische Versorgung gesichert. Nicht nur die Entdeckung neuer Vorkommen und verbesserte Abbaumethoden werden in Zukunft die Reserven stärken, sondern auch eine effizientere Nutzung des Recyclings: „Urban Mining“ heißt hier das Gebot der Stunde.

Bezogen auf den Gesamtverbrauch wird zum Beispiel für Stahl, Blei und Kupfer durch Einsatz moderner Technologien bereits heute ein Recyclinganteil von über 50 % erreicht. „Im Vergleich der Industrienationen ist Deutschland führend im Recycling von Zink“, so Dr. Henrike Sievers von der Deutschen Rohstoffagentur und der Bundesanstalt für Geowissenschaften in Hannover, „und bei Kupfer stehen wir an zweiter Stelle“.

Derzeit werden momentan in Deutschland etwa 690000 t Elektro(nik)-Altgeräte im Jahr gesammelt. Der tatsächliche Anfall an Altgeräten dürfte aber wesentlich höher liegen, denn ein Großteil kommt überhaupt nicht in den fachgerecht arbeitenden Erstbehandlungsanlagen an und kann damit auch nicht zur Bestimmung einer aussagekräftigen Sammelquote herangezogen werden. Dabei finden sich dort wahre Schätze: allein in 1 t Mobiltelefone (etwa 10000 Geräte) verstecken sich 150 kg Kupfer. Und dennoch: Als sechstgrößter Produzent von Raffinadekupfer ist Deutschland nach wie vor auf den Import von Kupferschrott angewiesen – in diesem Segment ist das Land Nettoimporteur. Die EU und damit auch Deutschland ist zum Exporteur von Kupfer geworden: allein 900000 t im Jahr 2009. Der Export nahm zwischen 2008 und 2009 um 30 % zu. Allein Deutschland hat 2009 im Vergleich zum Vorjahr 546 % mehr Kupfer nach China exportiert.

Um festzustellen, wie sich die Kupferströme weltweit verteilen, hat die International Copper Association in New York – ein weltweiter Verband der Kupfererzeuger und -verarbeiter – das Fraunhofer-Institut für Systemforschung ISI in Karlsruhe mit einer Studie beauftragt.

Die Analyse untersucht den Verbrauch der geologischen Ressourcen von Kupfer bis zum Jahr 2050. Dabei wurden alle Kupferapplikationen einbezogen – mit besonderer Beachtung der Elektromobilität. „Ergebnis ist, dass die Kupfernachfrage durch die Entwicklung der Elektromobilität nur wenig beeinflusst wird. Selbst wenn wir einen 85 %-igen Marktanteil von Elektrofahrzeugen bei den Neuzulassungen haben sollten, beanspruche dieser Sektor im Jahre 2050 nicht mehr als 21 % der kompletten weltweiten Kupfernachfrage. Bei moderateren Wachstumsannahmen sogar nur 14. Die geologischen Vorräte an Kupfer seien damit ausreichend, um die Nachfrage in allen Anwendungsbereichen in den nächsten Jahrzehnten zu decken. Geopolitische Risiken sind hier zudem im Vergleich zu anderen Rohstoffen gering, weil die Vorkommen auf viele Länder verteilt sind.“

 

Erschließung neuer Minen geplant

Laut einer Fraunhofer ISI-Studie werden im Jahr 2050 nur 40 % der Ressourcen verbraucht sein, die von der amerikanischen Einrichtung US Geological Survey (USGS) aktuell auf rund 3,7 Mrd. t geschätzt werden. Allerdings erwarten die Forscher im Mittel einen Anstieg des Kupferbedarfes um 3,5 %/a. Nicht die Ressourcen sind also ein Problem, sondern die Reserven, die heute mit rund 600 Mio. t veranschlagt werden. Zwar ist zu erwarten, dass die mit der heute verfügbaren Technik wirtschaftlich abbaubaren Kupferreserven Mitte der 30er Jahre des 21. Jahrhunderts erschöpft sein werden, doch neue Explorationen und eine verbesserte technologische Entwicklung werden dazu beitragen, dies zu ändern. Die Erschließung neuer Minen muss in den nächsten zehn bis 15 Jahren geplant werden, um eine kontinuierliche Versorgung der Weltwirtschaft mit Kupfer sicherzustellen.

 „Kupfer wird auch in Zukunft das wichtigste Funktionsmetall bleiben“, fasst Dr. Anton Klassert, Geschäftsführer des Deutschen Kupferinstituts die Ergebnisse der Expertenrunde zusammen und ergänzt: „Alle Zeichen deuten darauf hin, dass Kupfer auch langfristig zur Verfügung stehen wird. Nicht umsonst hat die Europäische Kommission Kupfer eindeutig nicht als kritischen Rohstoff eingestuft.“ Schon heute ist die Recyclingquote für Kupfer in Deutschland mit über 50 % vorbildlich. Kupfer lässt sich ohne Qualitätsverluste beliebig oft wiederaufbereiten und kann damit problemlos erneut dem Wirtschaftskreislauf zugeführt werden. Moderne Recyclingtechnologien verbessern zudem die erzielten Ergebnisse.

 

Energieeinsatz bis zu 90 % geringer

„Durch Kupferrecycling werden nicht nur Rohstoffvorkommen geschont, sondern auch große Mengen an Energie gespart“, sagt Klassert: „Der Energieeinsatz für die Gewinnung von Kupfer aus Recyclingmaterialien ist um bis zu 90 % geringer als der für die Kupfergewinnung aus Erzen.“ Um den erwarteten erhöhten Bedarf an Kupfer zu decken, wird auch die Erschließung neuer Kupferminen weltweit vorangetrieben: „Zwischen 2010 und 2015 werden neue Kapazitäten von rund 250 Mio. t Kupferinhalt ihre Produktion aufnehmen“, so Dr. Anton Klassert: „Und dank der Rohstoffinitiative der Bundesregierung und der EU werden auch die politischen Rahmenbedingungen für einen freien Zugang zu den Rohstoffen definiert.“ Zudem wurde mit dem Aufbau des Helmholtz-Instituts Freiberg für Ressourcentechnologie (HIF) endlich eine deutsche Institution geschaffen, die neue Technologien zur Erkundung, Gewinnung und Nutzung mineralischer und metallhaltiger Rohstoffe untersucht. „Zusammen mit der Deutschen Rohstoffagentur sind damit aus Sicht der Kupferindustrie beste Voraussetzungen für die zukünftige Sicherung wichtiger Rohstoffe eingeleitet worden“, so Dr. Anton Klassert. “Angst vor einer Verknappung, zumindest von Kupfer, braucht niemand zu haben.“

 

 

 

 

Recycling: Bei einem Großteil der Metalle wird nicht einmal eine Quote von 1 % erreicht

 

Kupfer ist als Funktionswerkstoff unverzichtbar: Die Einsatzmenge des Rohstoffs in einer Gesellschaft gilt auch heute noch als Indikator für den Industriealisierungsgrad eines Landes. Ob Stromversorgung, erneuerbare Energien, Verkehr- und Transportwesen, Maschinen oder elektronische Anwendungen – ohne Kupfer läuft so gut wie nichts. „Jeder Deutsche benötigt im Laufe seines Lebens mehr als eine Tonne Kupfer“, so Dr. Anton Klassert, Geschäftsführer des Deutschen Kupferinstituts, „und der Einsatz neuer Technologien wie alternativer Energien und Elektromobilität wird auch in traditionellen Märkten zu einer steigenden Kupferverwendung führen“.

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